Falls überhaupt jemand daran gezweifelt haben sollte: Leipzig bleibt weltoffen und tolerant. Immer mehr Menschen wehren sich gegen Islamfeindlichkeit und rassistische Propaganda in der Stadt. Bald wird eine rosa Moschee mit dem Slogan "Seid frei - Seid mutig - Seid offen" als Aufkleber an vielen Stellen zu sehen sein. Die Farbe Rosa steht dabei für ein buntes und lebendiges Leipzig.

Auch als Postkarte geht die klare Botschaft jetzt von Leipzig aus. Mitglieder der Initiative “Beutel mit Stimme” verteilten das Motiv am dritten Adventssonntag in der City rund um den Weihnachtsmarkt von einem Lastenfahrrad aus. Dazu gab es gegen eine freiwillige Spende für den täglichen Einkauf noch einen Umhängebeutel mit dem Schriftzug “Sag JA zur Vielfalt”.
Kristin Wicklein, Ideengeberin der Aktion, zeigte sich nach fünf Stunden im Leipziger Nieselregen zufrieden: “Wir haben mehr als 50 Beutel und über 500 Postkarten zusammen mit unseren Argumenten verteilt.” Die Reaktionen auf das Engagement seien “gemischt, aber überwiegend positiv” gewesen. Viele Menschen hätten sich trotz der vorweihnachtlichen Stimmung zu einem Gespräch bewegen lassen, “und keines davon war wirklich aggressiv.” Ein älterer Mann, der in der DDR als bekennender Christ inhaftiert gewesen war, zeigte sich besonders erfreut über die Aktion: “Er sagte uns, es werde endlich Zeit, dass jeder seinen Glauben leben könne.”

Nach dem Sonntagsgottesdienst hatte auch Pfarrer Christian Wolff von der Leipziger Thomaskirche die Aktion mit einem kurzen Besuch unterstützt. “Was ich nicht kenne, macht mir erst mal Angst”, versuchte er die unterschiedlichen Auffassungen auch in seiner Gemeinde zu erklären. Augenzwinkernd erinnerte er an den Scheinriesen Herrn Tur Tur aus den Geschichten rund um Jim Knopf von Michael Ende: “Je näher man ihm kommt, desto kleiner wird er. Und genau darum müssen wir uns bemühen.”
Projektpartner von “Beutel mit Stimme” ist unter anderem “1001 Moschee”. Hinter dieser Idee stehen die aus Italien stammende Filmemacherin Nina Mair und der deutsche Fernsehjournalist Robert Jahn. Beide leben in Leipzig und wollen der “aufgeregten und intoleranten Debatte um den Moschee-Neubau eine künstlerische Botschaft entgegensetzen.” Auf der neu geschalteten Seite www.1001MOSCHEE.de kann jeder die rosa Moschee herunterladen und mit seiner persönlichen Botschaft gegen Rassismus versehen. Über die Website können auch Umhängebeutel bestellt werden. Robert Jahn kündigte nach der Adventsaktion an, das Motiv der rosa Moschee werde demnächst Gesellschaft bekommen: “Wir wollen das Symbol des Islam um weitere Motive aus anderen Religionen erweitern.”

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