Waschbären sieht man ab und zu, auch mal ein Reh oder einen Fuchs. Aber Wildkatzen im Auwald? Doch, es gibt sie. Und der BUND Leipzig macht sie jetzt zum Arbeitsprojekt. Die jüngst zum Tier des Jahres 2018 gekürte Wildkatze (Felis sylvestris sylvestris) etabliert sich zunehmend auch im Nord-Westen Sachsens. Aber ganz so einfach ist das nicht.

Die Mitarbeiterin im BUND-Projekt Rettungsnetz Wildkatze Sachsen, Almut Gaisbauer, ist den scheuen Wildkatzen auf die Spur gekommen und konnte Populationen in der Dübener Heide und im nördlichen Leipziger Auwald nachweisen. Aktuell trennt die beiden Populationen die Agrarwüste nordöstlich von Leipzig. Um die Weiterentwicklung der sächsischen Wildkatzenpopulation zu sichern, ist es jedoch notwendig, dass die streng geschützten Tiere im genetischen Austausch mit anderen Populationen stehen und schließlich auch in weitere Waldgebiete abwandern können, so der BUND Leipzig.

Das berührt das große, noch immer nicht umgesetzte Thema der verbundenen Schutzgebiete in Sachsen – beim Umweltministerium eigentlich ganz oben auf der Umsetzungsliste. Aber die Taten fehlen.

Also wird der BUND selbst aktiv und kauft ein Puzzle-Teil, das bei der Überbrückung zwischen den Schutzgebieten hilft.

Mit dem Kauf von Fläche in Nordsachsen (Gemeinde Krostitz) will der Umweltverband den ersten grünen Trittstein auf dem Weg der Wildkatze anlegen. Ziel ist es, die beiden isolierten Populationen in Austausch zu bringen und Wanderkorridore für Wildkatzen und weitere waldbewohnende Arten zu schaffen.

Wildkatzenvorkommen in Deutschland. Karte: BUND
Wildkatzenvorkommen in Deutschland. Karte: BUND

Das Problem in Sachsen: Mit der intensiven Feldbewirtschaftung sind alle möglichen Gehölze, Hecken und Raine aus der Landschaft verschwunden. Damit gingen Lebensräume für zahlreiche Tierarten verloren – aktuelles, damit zusammenhängendes, Thema sind ja bekanntlich die verschwundenen Insekten.

Aber auch für Geschöpfe wie die Wildkatze sind die oft verbliebenen Grüninseln zu klein.

Insbesondere die intensiv genutzte Agrarlandschaft verlangt nach grünen Strukturelementen, wie Hecken, Gehölzstreifen und strukturreichen Feldrändern, betont auch der BUND. Diese dienen auch als Habitat für Vögel und Amphibien und eben als grüne Korridore auf dem Weg der Wildkatzen vom einen zum anderen Waldgebiet. Und den landwirtschaftlich genutzten Flächen bieten solche Strukturen zudem Schutz vor Extremwetterlagen.

Und nicht nur dieser Flächenkauf wird Thema.

Am 16. Januar wird beim BUND Leipzig ein neuer Arbeitskreis Auwald & Wildkatze gegründet.

Und der wird zu tun haben. Denn die Wildkatze ist zwar nun im nördlichen Auwald gesichtet worden. Aber der Auwald selbst ist ja noch nicht gesichert.

Auch der BUND sieht die aktuellen Entwicklungen ganz und gar nicht gelassen.

Stichwort: Wassertouristische Nutzung.

„Die Bedrohung des Leipziger Auwalds, einer der größten erhaltenen Auwaldbestände in Mitteleuropa, ist durch Pläne der wassertouristischen Nutzung, großangelegter Baumfällung und Einbringung invasiver Neophyten ein stetiges, keineswegs abnehmendes Problem. Dies, obwohl der BUND Sachsen seit dem Frühjahr 2016 eine kleine Wildkatzenpopulation in diesem schützenswerten Naturraum der Stadt Leipzig nachweisen konnte. Die Zeit ist für uns reif, uns noch intensiver mit diesen Themen zu beschäftigen.“

Die Arbeitsgruppe beginnt nicht bei Null.

„Wir fangen nicht neu an, sondern haben zum Beispiel bereits Stellungnahmen zum Wegebau Auwald und Brückenersatzneubauten Leipziger Auwald verfasst und Wildkatzenpflegeaktionen durchgeführt. Nun wollen wir mit diesen Themen strukturiert und intensiv im und mit dem Arbeitskreis Auwald & Wildkatze vorankommen. Der Arbeitskreis könnte beispielsweise eine Veranstaltungsreihe etablieren, Leipziger BUND-Positionen zu den Themenbereichen entwickeln und erfolgreich lokalpolitisch Einfluss nehmen oder auch sich landes- und bundesweit im BUND vernetzen und engagieren.“

Keine einfache Aufgabe, denn die in und um Leipzig aktiven Ämter forcieren gerade das Tempo, ihr wassertouristisches Nutzungskonzept in den Wald zu setzen.

Eine gute Gelegenheit, sich vielleicht wirklich mal was Gutes vorzunehmen fürs nächste Jahr.

Alle Interessenten sind zum Treffen am Dienstag, 16. Januar, um 18 Uhr beim BUND Leipzig eingeladen.

Fast so etwas wie eine Geburtstagsausgabe – Die neue LZ Nr. 50 ist da

Über das Trotzdem-Zeitungmachen, alte Sachsen-Seligkeit, die Bedeutung des Kuschelns und die Träume der Leipziger

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar