Noch versucht Leipzigs Verwaltung mit der Landesdirektion zu klären, wie man eigentlich mit den Forstwirtschaftsplänen der Stadt richtig umgeht. Am Ende sollte natürlich eine Abstimmung im Stadtrat stehen. Das schreibt das sächsische Waldgesetz vor. Und entsprechend appelliert der NuKLA e.V. jetzt in einem Offenen Brief an die Stadtratsfraktionen.

Dass es so viele Irritationen gibt, hat eben auch damit zu tun, dass es keine regelmäßigen öffentlichen Debatten und entsprechende Informationen gibt. Dabei geht es nicht nur um die Forstwirtschaftspläne selbst, an denen auch Leipzigs Umweltvereine mitarbeiten. Es geht auch um die Gesamtvision für den Leipziger Auenwald, der eben auch ein besonders zu schützendes Landschaftsschutzgebiet ist.

Nur ist dieses Schutzgebiet regelrecht zerschnitten durch die aufwendigen Deiche der Landestalsperrenverwaltung. Dass diese ab 2011 sogar noch teuer verstärkt wurden, hat mit dem Fehlen einer in Leipzig ausdiskutierten Auenwaldstrategie zu tun. Auch die Umweltvereine und das sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie gehen davon aus, dass die Einmaligkeit großer Teile des Auenwaldes nur dauerhaft bewahrt werden kann, wenn ein Teil der Deiche aus der Aue zurückverlegt wird und diese Waldbestände wieder regelmäßige natürliche Überschwemmungen und Wasser(zu)flüsse erleben.

Darüber wird durchaus diskutiert, auch wenn sich gerade die Leipziger Umweltverwaltung schwertut, daraus endlich eine belastbare Revitalisierungsstrategie zu entwickeln. Aber es scheint etwas in Bewegung gekommen zu sein. An einem Papier zum Thema arbeitet das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie und erwartet dazu auch belastbare Zuarbeiten aus Leipzig. Und Leipzig ist endlich auf die Suche nach einer Art Auwaldmanager gegangen, der diese Initiativen bündelt. 70 Jahre, um dann endlich die Deiche in Teilen der Aue zu entfernen, habe man eigentlich nicht mehr.

So gesehen ist natürlich die Beschäftigung des Leipziger Stadtrates mit dem Thema an der Zeit. Findet zumindest Wolfgang Stoiber, Vorsitzender des NUKLA e.V.

Der Offene Brief zum Nachlesen:

Sehr geehrte Damen und Herren des Leipziger Stadtrates!

Im Zusammenhang mit den geplanten Baumfällungen im Rahmen des aktuellen Forstwirtschaftsplanes wurde fest gestellt, dass dieser, wie auch mindestens alle 25 vorangegangenen Forstwirtschaftspläne, nicht die erforderliche Zustimmung durch den Stadtrat bekommen hat, da er Ihnen gar nicht zur Abstimmung vorgelegt wurde. Da dieser Verwaltungsfehler nunmehr bekannt ist und darauf reagiert werden muss, haben Sie die unerwartete Möglichkeit, über den grundsätzlichen Umgang mit unserem Auwald abstimmen zu dürfen: es geht um nichts Geringeres als die Entscheidung darüber, ob der Leipziger Auwald ein Ort der Erholung und des Naturschutzes sein soll, oder ob er weiterhin in den Dienst der Forstwirtschaft gestellt wird.

Bereits im Vorjahr war der Unmut der Leipziger BürgerInnen darüber erheblich, dass so viele für das Stadtklima und den Klimaschutz kostbare alte Bäume ohne Not gefällt wurden. In dieser Saison sollen es nun 7.000 Festmeter sein und erneut wertvolle Starkbäume treffen. Da die Sinnhaftigkeit von Forstwirtschaft in einem relevanten wirtschaftlichen Ergebnis liegen sollte, dieses aber in den entsprechenden Veröffentlichungen nicht auffindbar ist, ist selbst dieses Argument für die geplanten forstwirtschaftlichen Maßnahmen nicht in Erwägung zu ziehen.

Sehr geehrte Damen und Herrn! Sie haben, wenn jetzt die nachträgliche Bestätigung des Forstwirtschaftsplanes/der Forstwirtschaftspläne an Sie herangetragen wird, die Gelegenheit, dem Umgang mit dem Leipziger Auwald eine neue Richtung zu geben und dafür zu sorgen, dass neue Konzepte entwickelt werden, die seinen Schutz in den Fokus nehmen und die weitestgehend oder komplett auf wirtschaftliche Aspekte (mit bekanntermaßen fraglichem Ergebnis) verzichten. Sie können also jetzt darüber entscheiden, ob es für Leipzig wichtiger ist, etwas mehr Geld in der Kasse zu haben oder die kostbare grüne Lunge der Stadt – und das sind eben vor allem die alten Bäume mit weitem Kronenumfang – im Interesse der Menschen, die in Leipzig leben, zu erhalten.

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