Leipzig hat auf dem langen Weg zur Demokratie in Deutschland immer wieder auch eine zentrale Rolle gespielt, nicht nur im Herbst 1989. Aber der Auftrieb der Populisten in den letzten Jahren zeigt auch, wie gefährdet Demokratie ist, wenn sich wieder radikale Strömungen als „das Volk“ aufführen. Höchste Zeit, an die langen Kämpfe um die Demokratie zu erinnern. Das tut der Weimarer Republik e. V.

Er hat jetzt im ersten Schritt fünf Orte der Demokratiegeschichte in der Stadt Leipzig identifiziert. Die Frauenkonferenz von 1865, das Bundesverwaltungsgericht, die Nikolaikirche, der Augustusplatz und die Gedenkstätte in der „Runden Ecke“ gehören zu einer ersten Liste mit 100 Standorten, an denen die lange und wechselvolle Geschichte der Demokratie in Deutschland beispielhaft ablesbar ist.

Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft „Orte der Demokratiegeschichte“ und mit Förderung durch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien hat der in Weimar ansässige Weimarer Republik e.V. die Liste erarbeitet und auf der Internetplattform www.demokratie-geschichte.de der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

„Wir laden dazu ein, in den einzelnen Regionen nach den Wurzeln unserer heutigen Demokratie zu suchen“, erklärt Projektleiter Dr. Markus Lang. Die Geschichte der deutschen Demokratie sei noch immer relativ unbekannt; zahlreiche Orte, an denen wichtige Ereignisse auf dem Weg zu Freiheit, Grundrechten und Partizipation stattfanden, seien in Vergessenheit geraten. Sie besser zu kennen, wäre für die Bundesrepublik ein großer Gewinn, denn dadurch werde deutlich: Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, sondern wurde erkämpft und muss tagtäglich verteidigt werden.

Die fünf Standorte in Leipzig schlagen dabei einen weiten Bogen der Demokratiegeschichte: So war die Stadt im Jahr 1865 Gastgeber einer großen Frauenkonferenz, die den Allgemeinen Deutschen Frauenverein und somit die organisierte Frauenbewegung in Deutschland begründete.

„Weder der moderne Sozialstaat noch die wirtschaftliche, soziale und politische Gleichstellung von Mann und Frau wären ohne diese Bewegung denkbar“, schätzt Projektleiter Dr. Markus Lang ein. Im heutigen Bundesverwaltungsgericht tagte während der Weimarer Republik nicht nur das Reichsgericht, sondern auch der Staatsgerichtshof für das Deutsche Reich, der Vorläufer des heutigen Bundesverfassungsgerichts.

Er stellte eine Innovation im deutschen Recht dar und war als Hüter der Weimarer Reichsverfassung angelegt, auch wenn er diese Rolle nicht so ausfüllen konnte wie die heutigen Richter in Karlsruhe. Die Nikolaikirche, der Augustusplatz und die Gedenkstätte in der „Runden Ecke“ stehen schließlich für jenes Großereignis in der deutschen Demokratiegeschichte, welches untrennbar mit Leipzig verbunden ist: die Friedliche Revolution von 1989, die die Diktatur der SED zum Einsturz brachte.

Die nunmehr aufgestellte Liste ist nur ein erster Schritt, schon in Kürze soll es Ergänzungen geben – Anregungen hierfür sind herzlich willkommen, teilt der Verein mit. In den nächsten Jahren sollen die Orte der Demokratiegeschichte zudem stärker beworben und auch miteinander vernetzt werden, damit die Wurzeln unserer heutigen Demokratie besser sichtbar werden.

Na dann mal los, könnte man sagen: Wer weitere Vorschläge aus Leipzig hat, findet alle Kontaktdaten auf www.demokratie-geschichte.de

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