Die Leipziger „Warming-Stripes-Bahn“ hat am Mittwoch, dem 10. Januar, mit einem Pressetermin in der Windmühlenstraße ihre Reise durch Leipzig begonnen. Es ist eine der kleinen NGT-8-Bahnen, die nun zwei Jahre lang vor allem in Blau durch die Stadt fahren wird. Denn bis in die 1980er Jahre war die Klimaerwärmung noch kaum spürbar. Die entsprechenden Temperaturbalken sind als in kühles Blau gefasst. Ab 1990 aber wird’s richtig rot.

Das ist dann ganz vorn die Spitze am Fahrerhaus oder – von der anderen Seite betrachtet – ganz hinten. Es sieht so wenig aus, zeigt aber, wie rasant die mittleren Temperaturen weltweit seit den 1990er Jahren gestiegen sind.

Die auf ihr abgebildeten Klimastreifen übersetzen die vorhandenen Daten zur globalen Erderwärmung in abgestufte Farbstreifen und machen somit den langfristigen Anstieg der globalen Mitteltemperaturen seit 1850 eindrücklich sicht- und begreifbar. Die sogenannten Warming Stripes, engl. Erwärmungsstreifen, waren 2018 vom britischen Klimaforscher Ed Hawkins erfunden worden und zieren jetzt für zwei Jahre die „Warming-Stripes-Bahn“.

Leipzigs Ziel der Klimaneutralität 2040

„Mit dem Ausrufen des Klimanotstandes und dem Beschluss zum Energie- und Klimaschutzprogramm 2030 hat sich die Stadt Leipzig das Ziel gesetzt, bis spätestens 2040 klimaneutral zu sein“, erläuterte beim frostigen Termin an der Windmühlenstraße Leipzigs Erster Bürgermeister Torsten Bonew, zugleich Bürgermeister und Beigeordneter für Finanzen sowie Aufsichtsratsvorsitzender der Leipziger Verkehrsbetriebe.

„Mit dem Kooperationsprojekt zwischen der Stadt Leipzig, den Leipziger Verkehrsbetrieben sowie dem Klimabündnis ,Leipzig fürs Klima!‘ wird allen Leipzigerinnen und Leipzigern die fortschreitende Erderwärmung verdeutlicht.“

Die Initiative für die „Warming-Stripes“-Bahn ging vom Leipziger Klimabündnis „Leipzig fürs Klima“ aus.

„Die Übersetzung der Klimadaten in Klimastreifen lässt uns mit einem Blick verstehen, wie notwendig und dringend unser Handeln gegen die sich verstärkende Klimakrise ist. Mit den Warming Stripes auf der Straßenbahn passiert das nun verstärkt auch im Alltag, durch den wir alle oftmals von den wichtigen Zielen des Klimaschutzes abgelenkt werden“, sagt Steffen Peschel von, „Leipzig fürs Klima!“.

Das Klimabündnis wirbt auf vielfältige Weise eindringlich für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit, mit dem Ziel, gemeinsam etwas vor Ort zu bewegen. 2022 hatte es schon die „Warming Stripes“ auf der Sachsenbrücke initiiert.

 Zu sehen ist die „Warming-Stripes“-Straßenbahn mit den Klimabalken von 1850 (vorn) bis 2020 (hinten). Foto: Ralf Julke
Die „Warming-Stripes“-Straßenbahn mit den Klimabalken von 1850 (vorn) bis 2020 (hinten). Foto: Ralf Julke

Dass jetzt eine Straßenbahn mit den „Warming Stripes“ durch die Stadt fährt, fand Dr. Heike Wex, Physikerin am Leibniz-Institut für Troposphärenforschung e.V. und Mitstreiterin bei den Scientists for Future, zwar einen Grund zur Freude – aber gleichzeitig auch als Moment des Erschreckens. Denn die Streifen zeigen ja, wie heftig sich das Klima schon erwärmt hat.

Und die Nachrichten aus aller Welt zeigen nun einmal, dass alle Vorhersagen der Klimaforscher auch genau so eintreffen, von Hitze und Dürre bis zu Starkregenereignissen, wie wir die zu Weihnachten in Deutschland, Frankreich und England erlebt haben.

Um die Erhitzung wenigstens zu drosseln, müssen wir jetzt schnellstens klimaneutral werden.

Der Umstieg von Auto in die Straßenbahn spart dabei sofort eine Menge CO₂.

Es geht um klimafreundliche Mobilität

„Um den Menschen in Leipzig klimafreundliche und flexible Mobilitätsleistungen aus einer Hand bieten zu können, treiben die Leipziger Verkehrsbetriebe multimodale Angebote voran und sind rund um die Uhr in Leipzig und Umland unterwegs. Mit der Nutzung dieser Angebote leisten Kundinnen und Kunden einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz, um die weitere Erderwärmung abzuschwächen“, sagte denn auch Ulf Middelberg, Sprecher der Geschäftsführung der Leipziger Verkehrsbetriebe.

„Als Mobilitätsdienstleister werden wir weiterhin im Auftrag der Stadt, aber auch für Land und Bund, an der Erreichung der Klimaschutzziele arbeiten, um das Leben der Bürger lebenswerter zu gestalten.“

Neben der energieintensiven Strom- und Wärmeerzeugung für Privat- und Gewerbekunden stößt der Verkehrssektor mit 720.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr ein Viertel der städtischen Gesamtemissionen von 2,7 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus (Stand 2020). Durch die Förderung, Anpassung und den Ausbau der Kapazitäten der Verkehrsträger Fuß, Fahrrad und ÖPNV möchte die Stadt Leipzig ihr Mindestziel der Emissionsreduktion bis 2030 von 43,3 Prozent (gegenüber 2020) im kommunalen Verkehrssektor erreichen.

Was nun einmal heißt – weg vom fossil betriebenen Individualverkehr hin zu den drei umweltfreundlichen Verkehrsarten ÖPNV, Radverkehr und Fußverkehr.

Worauf insbesondere Simone Ariane Pflaum, Leiterin des Referats Nachhaltige Entwicklung, zu sprechen kam: „In einer dynamischen Metropole wie Leipzig bedeutet der Umstieg auf eine sozial gerechte und klimabewusste Mobilität, einen elektrifizierten ÖPNV auf Ökostrombasis, weniger Luftverschmutzung, weniger Lärm, mehr Flächengerechtigkeit im öffentlichen Raum und dadurch mehr gesellschaftliche Teilhabe aller.“

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