Vor einem Jahr wurden die Warming Stripes auf Initiative des Klimabündnisses „Leipzig fürs Klima“ auf der Sachsenbrücke aufgebracht und zeigten für eine kurze Zeitspanne die globale Erwärmung der vergangenen Jahrzehnte. Doch mittlerweile ist davon fast nichts mehr zu sehen. Und wahrscheinlich werden die Warming Stripes hier auch nicht wieder erneuert. Auch, weil die Brücke unter Denkmalschutz steht.

Aber wohin sollen den die Warming Stripes umziehen?

„Der Oberbürgermeister erarbeitet gemeinsam mit den zivilgesellschaftlichen Initiatoren ein Standortkonzept für die öffentliche Präsentation der Warming Stripes, welches eine dauerhafte Präsenz ohne Beschädigung durch alltägliche Fremdeinflüsse erlaubt“, schlägt das Dezernat Umwelt, Klima, Ordnung und Sport nun vor als Reaktion auf einen Antrag der Grünen-Fraktion.

Prominente Platzierung im Stadtgebiet?

Diese hatte eigentlich ein anderes Ziel formuliert: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, die Wiederherstellung der Warming Stripes auf der Sachsenbrücke umgehend vorzunehmen und dabei den Zielkonflikt zwischen umweltfreundlichen Materialien und der anschließenden Reinigung der Brücke aufzulösen, um erneuten Schaden vom Kunstwerk abzuwenden. Die Kosten übernimmt die Stadt Leipzig.“

Vorschlag der Stadt zu den Warming Stripes auf der Sachsenbrücke.

Dabei ist die Stadt ja irgendwie dafür, dass die Warming Stripes prominent im Leipziger Stadtraum zu sehen sind.

„Die prominente Darstellung der Warming Stripes im öffentlichen Raum leistet einen Beitrag zur Sensibilisierung der Bevölkerung und regt die Auseinandersetzung über eine vorsorgende Energie- und Klimaschutzpolitik im Sinne kommender Generationen an. Die Darstellung der Warming Stripes im öffentlichen Raum ist damit Ausdruck zivilgesellschaftlichen Engagements und unterstützt die Bemühungen der Stadt Leipzig in der offensiven Kommunikation des Energie- und Klimaschutzprozesses in die Stadtgesellschaft.“

Prominenter Platz gesucht

Und trotzdem will sie die Streifen nicht mehr auf der Sachsenbrücke haben: „Die Darstellung der Warming Stripes an einem prominenten Ort im Stadtbild bietet mit überregionaler Reichweite ein geeignetes Instrument, die öffentliche Debatte für die Dringlichkeit wirksamer Klimaschutzmaßnahmen zu begleiten. – Für eine dauerhafte Darstellung sollte die Standortwahl daher konstruktiv überdacht werden.

Dies vor dem Hintergrund, dass es sich bei dem jetzigen Standort um ein geschütztes Kulturdenkmal handelt, welches bei dauerhafter Intervention einer denkmalrechtlichen Genehmigung bedarf, die aufgrund der Beeinträchtigung der denkmalgeschützten Umgebung nicht in Aussicht gestellt werden kann.

Um eine langfristige Darstellung zu ermöglichen, sind bei der Standortsuche daher Beeinträchtigungen, wie zum Beispiel die übliche Farbabnutzung durch mechanische Beanspruchung, wie im Falle der Sachsenbrücke, oder denkmalgeschützte Orte zu vermeiden.“

Das wird jetzt wohl so etwas wie die Quadratur des Kreises, denn welcher öffentliche Platz in Leipzig wird eigentlich nicht mit Kehrmaschinen gereinigt? Und wo besteht kein Denkmalschutz, gerade wenn es sich um einen „prominenten Ort im Stadtbild“ handelt?

Eher klingt der Vorschlag der Verwaltung nach dem Versuch, einen Alternativstandort ins Gespräch zu bringen, den es gar nicht gibt. Sonst hätte ja eins der beteiligten Ämter auch schon einen Vorschlag für so einen prominenten Ort machen können. Und es ist der Versuch, das eigentliche Problem beiseite zu schieben, dass die Farbstreifen dann auch so fest aufgetragen werden müssten, dass sie nicht von Kehrmaschinen wieder abgehobelt werden.

Für beides bietet die Stellungnahme der Stadt keine Antwort.

Neuer Ort soll noch dieses Jahr gefunden werden

Stattdessen soll jetzt erst einmal ein neuer Platz für die Warming Stripes gesucht werden: „In die Suche nach einem neuen und besser geeigneteren Standort sind zudem die projektspezifischen Folgekosten für eine dauerhafte Installation der Warming Stripes einzubeziehen.“

Und das will man auch noch in den nächsten sechs Monaten schaffen: „Bis Ende 2023 ist in Abstimmung mit den Initiatoren sowie den betreffenden Fachämtern ein Standort für die Warming Stripes zu identifizieren, der eine dauerhafte Darstellung ohne mechanische Abnutzung erlaubt.“

Das wäre dann tatsächlich eine Überraschung, wenn die Stadt einen solchen prominenten Platz findet, auf dem kein Veto diverser Denkmalschützer und Architekten liegt. Man kann gespannt sein.

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Es gibt 2 Kommentare

Dann kann das Bündnis “Leipzig fürs Klima” schon mal einen neue Crowdfunding-Aufruf starten.
Als neuen Standort schlage ich das Schkeuditzer Kreuz vor. Viel Laufkundschaft, gerade unter diesen die die es erreichen soll. Und Denkmalschutzauflagen sind da auch kein Hindernis.

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