Eines der am stärksten bedrohten Säugetiere Deutschlands soll gerettet werden: der Feldhamster (Cricetus cricetus). Am Freitag, dem 12. April, dem Welthamstertag, hat Wolfram Günther, Sächsischer Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, die „Strategie zum kooperativen Schutz des Feldhamsters im Freistaat Sachsen für den Zeitraum 2024 bis 2035“ im Zoo Leipzig vorgestellt.

„Der Feldhamster ist mehr als ein possierliches Tier und Verwandter des Goldhamsters. Er steht für eine vielfältige Kulturlandschaft, für einen naturverträglichen Ackerbau und somit für ein ganzes Ökosystem. Insofern bedeutet Feldhamsterschutz auch Wiederherstellung von Lebensräumen und Erhalt vieler Tier- und Pflanzenarten unserer Äcker.

Ich freue mich über die Kooperation vieler Beteiligter einschließlich der Landwirtschaft und wünsche dem Projekt im Ergebnis eine stabile Hamsterpopulation“, sagte Wolfram Günther am Freitag.

Die letzten sächsischen Vorkommen im Nordwesten des Freistaates liegen seit dem Jahr 2020 unterhalb der Nachweisgrenze. Für den aufgrund von Flächenverbrauch, intensivierter Landwirtschaft und Klimawandel bedrohten Feldhamster in Sachsen ist es trotz langjähriger Schutzbemühungen demzufolge wortwörtlich ein Rettungspapier in letzter Sekunde.

Erarbeitet vom Arbeitskreis „Kooperativer Feldhamsterschutz im Freistaat Sachsen“ beinhaltet die am Freitag vorgestellte Strategie gemeinschaftlich formulierte Ziele und Maßnahmen, die den Bestand der sächsischen Feldhamsterpopulation langfristig sicherstellen sollen. Doch die Feldhamsterstation im Zoo Leipzig allein genügt nicht.

Zwei Feldhamster bei der Paarung – Foto aus der letztjährigen Zuchtsaison. Foto: Zoo Leipzig
Feldhamster bei der Paarung – Foto aus der letztjährigen Zuchtsaison. Foto: Zoo Leipzig

Der Erfolg der Strategie ist maßgeblich von der Wiederherstellung nachhaltiger Lebensräume und dem dauerhaften Angebot geeigneter Lebensräume abhängig – und damit von einem deutlichen Wechsel in der Landwirtschaft, die die Lebensräume der Feldhamster in den vergangenen Jahren radikal dezimiert hat. Doch erste Veränderungen gibt es: Engagierte Landwirte stellen dafür neben Flächen vor allem auch ihre
Arbeitskraft und Zeit zur Verfügung.

Darüber hinaus ist es erklärtes Ziel der Strategie, den Feldhamster als Botschafter für eine naturverträgliche Landwirtschaft sowie als Repräsentant für das Ökosystem Acker zu etablieren, in dem auch viele andere Tier- und Pflanzenarten selten geworden sind.

Der Ausbau der Erhaltungszucht des Feldhamsters im Zoo Leipzig, die wissenschaftliche Begleitung der Maßnahmen zum Schutz der Feldhamster, gezielte Öffentlichkeitsarbeit sowie die Intensivierung der Zusammenarbeit des Arbeitskreises sind weitere Kernpunkte der Strategie.

Angesichts dieser Herausforderungen ist Prof. Jörg Junhold stolz auf die gemeinschaftlich erarbeitete Strategie und gewichtet das Arbeitsergebnis der vielen Akteure im Arbeitskreis „Kooperativer Feldhamsterschutz“ hoch: „Weder Behörden, Verbände, Zoos oder Einzelakteure können den Feldhamster allein retten. Das geht nur gemeinsam, deshalb markiert die Strategie einen Meilenstein für den Schutz des Feldhamsters in Sachsen. Wenn wir an einem Strang ziehen, können wir den Feldhamster und das Ökosystem Acker retten.“

Schon im Spätfrühling sollen die ersten Auswilderungen von Feldhamstern in Nordsachsen stattfinden.

Der kooperative Feldhamsterschutz

Das gemeinsame Kooperationsprojekt verfolgt das Ziel, im letzten sächsischen Vorkommensgebiet geeignete Lebensbedingungen für den Feldhamster zu schaffen und so eine überlebensfähige Population dauerhaft zu erhalten. Dafür war und ist das 2008 beschlossene kooperative Handeln von Naturschutz und Landwirtschaft auf der Basis vertraglicher Vereinbarungen, freiwilliger Maßnahmen und unter Mitwirkung der zuständigen Behörden und des Zoo Leipzig ein erfolgversprechender Weg.

Zugleich dient das Projekt dem Schutz der Vielfalt an Arten in unserer Kulturlandschaft. Denn wo der Hamster leben kann und neben Rebhuhn und Feldhase Indikator für eine intakte Agrarlandschaft ist, können noch zahlreiche andere Arten profitieren, nicht zuletzt der Mensch.

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