Der erste Monat des Jahres ist vorbei. Und es war wie in so vielen Jahren zuvor: Leipzigs Arbeitslosenzahl schnipste nach oben. Die in Sachsen übrigens auch. Saisonbedingt. Und nicht nur Baufirmen setzen ihre Saisonarbeitskräfte frei. Augenscheinlich gibt es noch viel mehr Firmen, die jedes Jahr im Dezember lauter Zeitarbeitsverträge auslaufen lassen.

Insgesamt waren 20.507 (Vormonat 18.822) Männer und Frauen in Leipzig arbeitslos gemeldet. Der Anstieg im Vergleich zum Dezember 2018 betrug 1.685 Personen. Im Vergleich zum Januar des Vorjahres ist die Zahl der Arbeitslosen dagegen um 2.166 gefallen. Was dann die übliche Kurve ergibt: Ein Sprung im Januar nach oben und dann im Lauf des Jahres ein langsamer Abfall der gezählten Arbeitslosen.

Der amtlich gezählten. Die Zählpraxis der Arbeitsagentur ist ja eine Wissenschaft für sich. Politiker fixieren sich dann immer auf die Prozente – und merken nicht mal, dass ihnen diese Prozente über den Arbeitsmarkt und seine Entwicklung überhaupt nichts sagen.

Die Kurve der Arbeitslosigkeit seit Januar 2017. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Die Kurve der Arbeitslosigkeit seit Januar 2017. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

„Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar ist saisonal bedingt und kommt nicht überraschend. Diese Entwicklung ist in jedem Jahr ganz typisch für den Monat Januar. Gründe dafür sind unter anderem auslaufende befristete Arbeitsverträge zum Jahresende in den witterungsabhängigen Branchen. Trotz des Anstiegs der Arbeitslosigkeit gab es im Vergleich zum Januar des Vorjahres sehr viel weniger arbeitslose Menschen in Leipzig und es ist die mit Abstand niedrigste Januar-Arbeitslosigkeit seit der Wiedervereinigung“, sagte am Donnerstag der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig, Steffen Leonhardi, zur jüngsten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in Leipzig.

Wenn man sich die Zahlen aber genauer anschaut merkt man, wie sich da im Unterbau gewaltig etwas verschiebt.

Das beginnt damit, dass zwar die Zahl der offiziell gezählten Arbeitslosen stieg, gleichzeitig aber die Zahl der Arbeitsuchenden weiter sank – nämlich von 43.469 auf 43.090.

Der Bestand an Menschen, die über die Leipziger Arbeitsagentur einen Job suchen, ist also übers Jahr von fast 48.000 um über 4.000 gesunken. Was natürlich heißen kann, dass sich immer weniger Menschen, die eine Job suchen, noch bei der Arbeitsagentur melden. Es kann aber auch schlicht bedeuten: Die Zahl der Suchenden ist überhaupt deutlich gesunken. Und sie sinkt immer weiter. Ganz ohne Zutun der Arbeitsämter.

Fast 2.000 Menschen verabschiedeten sich auch im Januar wieder ins Nichterwerbsleben, was großenteils eben bedeutet, dass sie sich aus dem Arbeitsleben verabschieden. Was sich aber eben vor allem im Bereich des SGB II niederschlägt und dort seit Jahren zu einem massiven Abschmelzen der „Arbeitsmarktreserve“ führt. Hier „verschwinden“ tatsächlich die gezählten Arbeitslosen. 2013 waren es noch fast 25.000, jetzt sind es gerade einmal noch 13.621. Während im SGB III die Zahl der nach Arbeit Suchenden mit rund 7.000 über all die Jahre gleich blieb.

Unterschiedliche Entwicklung in SGB II und SGB III. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Unterschiedliche Entwicklung in SGB II und SGB III. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 43.910 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat betrug der Anstieg 14. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl hingegen um 2.676 Personen.

„Der deutliche Rückgang bei der Arbeitslosigkeit in der Grundsicherung zeigt, dass die Menschen, die schon lange arbeitslos sind, von der Entwicklung am Leipziger Arbeitsmarkt immer mehr profitieren und dass unsere Strategie der Qualifizierung Früchte trägt. Ich kann die Arbeitgeber nur bestärken, allen Bewerbern bei der Bewerberauswahl, auch wenn die Biografie Zeiten der Arbeitslosigkeit enthält, eine Chance zu geben und diese einzustellen. Eine Unterstützung dabei bietet das Teilhabechancengesetz“, meint Leonhardi dazu.

Tatsächlich scheiden mehr Menschen ganz offiziell aus dem Arbeitsleben aus, als zur Sicherung des Arbeitskräftebedarfs gebraucht werden. Was sich dann in der Zahl der als frei gemeldeten Stellen niederschlägt, die seit Jahren wächst. Und in einigen Branchen wächst der Bedarf sichtlich immer weiter an. Mit dabei inzwischen ganz dicke der komplette öffentliche Bereich, die IT-Branche und natürlich der Gesundheits- und Sozialbereich.

Freie Stellen nach Branchen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Freie Stellen nach Branchen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Ein paar Zahlen zum Leipziger Arbeitsmarkt:

Bei den jungen Menschen bis 25 Jahren stieg die Zahl der Arbeitslosen um 114 auf 1.809 (Vorjahr: 1.913).

Bei den Lebensälteren in der Altersgruppe ab 50 Jahren wuchs die Arbeitslosigkeit um + 560 auf 5.929 Personen an (Vorjahr: 6.405).

Beim Zugang an offenen Arbeitsstellen verzeichnete die Arbeitsagentur Leipzig im Januar einen Anstieg gegenüber dem Vormonat. Die Wirtschaft und die Verwaltung haben in den letzten vier Wochen 1.799 freie Stellen, das waren 238 mehr als im davorliegenden Monat (1.561) und 162 mehr als vor einem Jahr, zur Besetzung gemeldet. Im Januar waren beim gemeinsamen Arbeitsgeberservice von Arbeitsagentur und Jobcenter Leipzig 7.381 freie Stellen gemeldet. Vor einem Jahr waren es noch 6.585.

Zum statistischen Zähltag im Januar betrug die Arbeitslosenquote in Leipzig 6,7 Prozent (Vormonat: 6,1 Prozent). Im Januar 2018 lag sie noch bei 7,6 Prozent.

Im Januar waren 6.886 Menschen in der Arbeitsagentur im Rechtskreis SGB III arbeitslos gemeldet. Das waren 935 mehr als im Vormonat, aber 35 weniger als im Januar 2018. Im Jobcenter Leipzig im Rechtskreis SGB II waren 13.621 Menschen arbeitslos registriert. Das waren 750 mehr als im Dezember 2018, aber 2.131 weniger als vor einem Jahr.

In Leipzig gab es im Januar 34.417 Bedarfsgemeinschaften. Das waren 233 weniger als im Vormonat und 2.456 weniger als im Januar des Vorjahres.

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Da müssen sich die Mitarbeiter in der Kohleindustrie, der Automobilfirmen, Siemens etc. keine Sorgen machen. Arbeitsplätze allüberall, an jeder Straßenecke.

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