Am Montag, 21. Oktober, veröffentlichte das Statistische Landesamt für Statistik eine Meldung über die gestiegenen Gesamteinkünfte von Lohn- und Einkommensteuerpflichtigen in Sachsen im Jahr 2015. 57 Milliarden Euro waren der neue Spitzenwert. Aber das ist eigentlich nicht das Interessante an dieser letztlich uralten Zahl aus dem Jahr 2015.

Zum eher nun längst historischen Teil der Meldung erzählen die Statistiker: „Im Jahr 2015 erzielten die 1,9 Millionen sächsischen Lohn- und Einkommensteuerpflichtigen Gesamteinkünfte von 57,3 Milliarden Euro. Darauf wurden von der sächsischen Finanzverwaltung insgesamt 8,5 Milliarden Euro Lohn- und Einkommensteuer festgesetzt. Die Zahl der Steuerpflichtigen nahm im Vergleich zum Steuerjahr 2014 mit 1,3 Prozent nur geringfügig zu. Die Gesamteinkünfte stiegen um 3,0 Milliarden Euro bzw. 5,5 Prozent. Die festgesetzte Lohn- und Einkommensteuer erhöhte sich um 0,6 Milliarden Euro bzw. 7,4 Prozent.”

Das ergab „für das Steuerjahr 2015 nach Mitteilung des Statistischen Landesamtes durchschnittliche Einkünfte je Steuerpflichtigen von rund 30.900 Euro. Die Lohn- und Einkommensteuer je Steuerpflichtigen lag im Durchschnitt bei 5.900 Euro.“

Die 30.900 Euro sind interessant. Denn sie suggerieren, dass die Hälfte der Erwerbstätigen wohl mehr, die andere Hälfte wohl weniger verdient haben muss.

Aber auch in Sachsen ist die Drift längst unübersehbar, die dazu führt, dass die unteren Einkommen wesentlich langsamer steigen als die Spitzeneinkommen. Was dann auch dazu führt, dass deutlich mehr als nur die Hälfte der Sachsen weniger als das angegebene Durchschnittseinkommen erzielten.

Darauf weisen die Statistiker aus Kamenz diesmal auch hin: „In Sachsen erzielte fast jeder dritte Steuerpflichtige (32 Prozent) weniger als 15.000 Euro an Jahreseinkünften. Diese waren jedoch überwiegend steuerfrei. Des Weiteren erreichten 32 Prozent aller sächsischen Steuerpflichtigen Jahreseinkünfte zwischen 15.000 und 30.000 Euro. Auf diese entfielen 23 Prozent der Gesamteinkünfte und 12 Prozent der festgesetzten Lohn- und Einkommensteuer.“

64 Prozent – also fast zwei Drittel der sächsischen Erwerbstätigen – verdienten demnach weniger als das Durchschnittseinkommen. Und 32 Prozent waren sogar im Niedriglohnbereich tätig. So beiläufig wird also die tatsächliche Einkommensstruktur in Sachsen sichtbar.

Und eben auch, wie stark sich das besserverdienende Drittel eigentlich vom Rest der Beschäftigten abhebt. Denn dieses Drittel bekam satte 70 Prozent der Einkünfte auf ihr Konto überwiesen.

Die Statistiker dazu: „Gut ein Drittel aller Steuerpflichtigen (35 Prozent) verfügte über Einkünfte von mehr als 30.000 Euro. Zusammen erzielten diese Steuerpflichtigen 70 Prozent der Gesamteinkünfte und trugen ungefähr 87 Prozent zur Lohn- und Einkommensteuer bei.“

Und sichtbar wird dabei auch, dass es auch in Sachsen ein kleines erlesenes Häuflein von Einkommensmillionären gibt: „Im Steuerjahr 2015 gab es in Sachsen 307 Steuerpflichtige mit Jahreseinkünften von mindestens einer Million Euro. Insgesamt entrichteten diese Einkommensmillionäre 249 Millionen Euro und somit 2,9 Prozent der in Sachsen festgesetzten Lohn- und Einkommensteuer.“

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