Es ist zwar ein aktualisiertes Datenblatt – aber die Zahlen stammen dennoch vom 31. Dezember 2021. Deshalb stehen nicht die Ukrainer ganz oben in der Rangliste der in Leipzig heimisch gewordenen Nationen, sondern die Syrer. Keine andere Publikation der Stadt Leipzig spiegelt so eindrücklich die Fluchtereignisse in der Welt. Und die Tatsache, wer in Sachsen eigentlich die meisten Flüchtlinge aufnimmt und integriert.

Das sind nun einmal die Großstädte, allen voran Leipzig. Die nämlich vieles bieten, was man in kleineren sächsischen Kommunen nicht mehr findet. Mal vom Thema Weltoffenheit ganz abgesehen. Aber Menschen, die vor Kriegen, Hunger, Not und Klimakrisen geflohen sind, suchen mehr als nur Weltoffenheit.

Sie suchen zuallererst Strukturen, in denen sie ihre eigene Existenz und die ihrer Kinder sichern können – vom Dach über dem Kopf über die Möglichkeit, auch ohne anerkannte Qualifikation eine Arbeit zu finden, Bildungsangebote für die Kinder, Beratungsangebote für das alltägliche Leben und Andockmöglichkeiten bei Vereinen, Hilfsorganisationen und Communities.

Denn den Hauptanteil der Integration leisten nicht die Einheimischen, auch wenn sie das immer denken. Den leisten Familien, Bekannte, Gleichsprachige, die beim Überwinden der sprachlichen, sozialen und bürokratischen Hürden helfen.

Großstädte sind die Hotspots der Integration in Sachsen

Und all das findet sich zuallererst in den Großstädten. Entsprechend unterscheidet sich der Ausländeranteil je nach Größe der Stadt. Hatte Sachsen im Januar einen Ausländeranteil von 5,7 Prozent, so lagen Chemnitz mit 9,3 Prozent, Dresden mit 8,7 Prozent und Leipzig mit 10,6 Prozent deutlich darüber – wohlgemerkt: Ausländeranteil.

Der Migrantenanteil ist entsprechend höher. Während die Landkreise eher nur auf Anteile bis 5 Prozent kommen. Den niedrigsten Anteil hat der Erzgebirgskreis mit 2,5 Prozent.

Was aber eben auch heißt, dass die Landkreise jetzt noch vieles lernen können von den Großstädten, denn die niedrige Geburtenrate verbunden mit der starken Überalterung werden zwangsläufig dazu führen, dass auch die Landkreise verstärkt Fachkräftezuzug aus dem Ausland bekommen und der Ausländeranteil dort wächst.

Ende des vergangenen Jahres wohnten 102.671 Migrantinnen und Migranten aus insgesamt 184 Herkunftsländern in Leipzig, können das Amt für Statistik und Wahlen sowie das Referat für Migration und Integration nun zum neuen Faltblatt mitteilen. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von 16,8 Prozent.

Die meisten von ihnen stammen aus Syrien, Russland, Polen, Vietnam und der Ukraine. Dies geht aus dem Faltblatt „Migrantinnen und Migranten“ hervor, das jetzt als aktualisierte Neuauflage vom Amt für Statistik und Wahlen sowie dem Referat für Migration und Integration herausgegeben wurde.

Von Dezember 2021 bis Ende März 2022 stieg die Zahl der Ausländer in Leipzig übrigens von 63.884 auf 71.283. Das wurde natürlich vor allem durch die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge bewirkt. Die Ausländer machen im Schnitt rund zwei Drittel der Leipziger mit Migrationshintergrund aus.

Das Faltblatt enthält wesentliche Angaben zu Leipzigs Einwohnern mit Migrationshintergrund (Stand 31.12.2021) und ist in allen Bürgerämtern, an der Informationstheke im Neuen Rathaus, im Referat für Migration und Integration und digital auf www.leipzig.de/integration erhältlich.

Manuela Andrich, die Beauftragte für Migration und Integration der Stadt Leipzig, sagt dazu: „Diese Zahlen werden innerhalb und außerhalb der Stadtverwaltung regelmäßig angefragt, um die tatsächliche Präsenz der Menschen mit internationaler Geschichte in Leipzig in den verschiedenen Lebensbereichen, bei Planungen sowie bei diversen Projekten berücksichtigen zu können.“

Ein paar Daten aus dem Faltblatt

Die meisten Menschen mit Migrationsgeschichte wohnen in den Ortsteilen Volkmarsdorf, Neustadt-Neuschönefeld und Zentrum-Südost.

In den Leipziger Kindertageseinrichtungen waren 2021 insgesamt 9.296 Kinder mit Migrationshintergrund angemeldet, ihre Besuchsquote war wesentlich niedriger als bei Kindern ohne Migrationshintergrund.

An den allgemein bildenden Schulen hatten im Schuljahr 2021/22 insgesamt 21,2 % aller Schülerinnen und Schüler einen Migrationshintergrund, darunter an den Grundschulen 22,9 %, an den Oberschulen 25,8 %, an den Gymnasien 17,4 % und an den Förderschulen 20,7 %.

Am Jahresende 2021 hatten 6.667 Betriebe in Leipzig einen ausländischen Betreiber, das waren 11,1 % aller Betriebe.

Ende 2021 waren 4.546 Ausländer arbeitslos gemeldet. Insgesamt 10.866 ausländische erwerbsfähige Leistungsberechtigte erhielten Leistungen nach SGB II, dies entspricht einer Quote von 22,8 %.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar