Es ist Winter. Viele befristete Arbeitsverträge endeten zum Jahreswechsel. Leipzigs Arbeitslosenzahl ist im Januar um 1.211 auf 22.535 Personen angestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 1.726 Arbeitslose mehr. Was vor allem zwei Gründe hat: die Integration von Geflüchteten aus der Ukraine und die massiv gestiegenen Energiekosten, die einigen Unternehmen heftig zu schaffen machen.

Allein die Aufnahme vieler Geflüchteter aus der Ukraine beeinflusst die Zahl deutlich. Im Januar waren im Jobcenter Leipzig 4.712 erwerbsfähige Personen aus der Ukraine gemeldet, 42 Personen weniger als im Vormonat. Darunter waren 3.871 Personen als arbeitssuchend und davon 1.399 als arbeitslos registriert. Dies entspricht einem Rückgang von 9 Personen aus der Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat.

Und noch ist auch unklar, wie stark sich die Inflation auf die Wirtschaftsentwicklung auswirkt.

„Der momentane Anstieg der Arbeitslosigkeit resultiert aus saisonalen Faktoren und ist daher nicht überraschend. Diese Entwicklung ist regelmäßig zum Jahresbeginn zu verzeichnen. Hauptursache sind befristete Arbeitsverträge, die zum Jahresende ausgelaufen sind. Im Vergleich zum Januar 2022 ist die Arbeitslosenquote ebenfalls leicht gestiegen, aber angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Situation ist diese Entwicklung nicht unerwartet“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Leipzig, Steffen Leonhardi, zur Vorstellung der lokalen Arbeitsmarktzahlen für den Januar 2023 am Dienstag, 31. Januar.

Der Zuwachs an gemeldeten freien Stellen über die Jahre. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Der Zuwachs an gemeldeten freien Stellen über die Jahre. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

Wobei eine andere Zahl zeigt, dass Leipzigs Wirtschaft nach wie vor nach Fachkräften sucht. Seit Jahren steigt die Zahl der gemeldeten Stellen. Und auch im Januar 2023 lag diese höher als im Januar des Vorjahres.

Im Bezirk der Agentur für Arbeit Leipzig waren im Januar 9.560 Arbeitsstellen gemeldet, gegenüber Dezember ist das ein Rückgang von 189 oder 1,9 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 307 Stellen mehr (+3,3 Prozent). Arbeitgeber meldeten im Januar 1.305 neue Arbeitsstellen, das waren 42 oder 3,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zudem wurden im Januar 1.477 Arbeitsstellen abgemeldet, 181 oder 14,0 Prozent mehr als im Vorjahr.

Der fehlende Fachkräftenachwuchs macht sich längst in sämtlichen Branchen bemerkbar. Kraftfahrer werden ebenso gesucht wie Pflegekräfte, Lehrerinnen, Buchhalter und Informatikerinnen. Dax Handwerk sucht genauso nach Personal wie der öffentliche Dienst. Die Liste der freien Stellen wird also weiter wachsen. Dass trotzdem so viele Menschen keine Arbeitsstelle haben, hängt oft von fehlenden Qualifikationen ab.

Die gemeldeten freien Stellen nach Wirtschaftszweigen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig
Die gemeldeten freien Stellen nach Wirtschaftszweigen. Grafik: Arbeitsagentur Leipzig

„Insgesamt bleibt die Arbeitsmarktsituation vor Ort stabil, trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds. Die Unternehmen in Leipzig haben auch weiter einen hohen Bedarf an Fach- und Arbeitskräften. Eine Prognose zur weiteren Entwicklung bleibt jedoch schwierig, da weiterhin Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine und dessen Folgen vorhanden sind“, zieht Steffen Leonhardi das Fazit.

Der Leipziger Arbeitsmarkt in Zahlen

Im Januar meldeten sich 5.421 Personen arbeitslos, 453 mehr als vor einem Jahr und gleichzeitig beendeten 4.200 Personen ihre Arbeitslosigkeit (+211).

Die Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Januar 6,9 Prozent; vor einem Jahr betrug sie 6,4 Prozent.

Nach Personengruppen entwickelte sich die Arbeitslosigkeit recht unterschiedlich, allerdings waren bei allen Gruppen Anstiege gegenüber dem Vorjahresmonat zu verzeichnen. Die Spanne der Veränderungen reicht im Januar von +0,1 Prozent bei Deutschen bis +36 Prozent bei Ausländern.

Die Zahl der langzeitarbeitslosen Menschen ist im zurückliegenden Monat in Leipzig leicht angestiegen. Im Januar 2023 waren 6.325 Menschen langzeitarbeitslos, 114 mehr als im Dezember. Im Vergleich zum Januar 2022 gab es 1.072 Langzeitarbeitslose weniger, ein Rückgang um 14,4 Prozent.

Die Arbeitslosigkeit ist im Rechtskreis SGB III von Dezember auf Januar um 875 auf 7.810 Personen gestiegen. Das waren 1.032 Arbeitslose mehr als im Vorjahresmonat. Die anteilige SGB III-Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Januar 2,4 Prozent; vor einem Jahr belief sie sich auf 2,1 Prozent. Dabei meldeten sich 3.010 Personen arbeitslos, 370 mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig beendeten 1.970 Personen ihre Arbeitslosigkeit (+188).

Die Arbeitslosigkeit ist im Rechtskreis SGB II von Dezember auf Januar um 336 auf 14.725 Personen gestiegen. Das waren 694 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr. Die anteilige SGB II-Arbeitslosenquote auf Basis aller zivilen Erwerbspersonen betrug im Januar 4,5 Prozent; vor einem Jahr belief sie sich auf 4,3 Prozent. Dabei meldeten sich 2.411 Personen arbeitslos, 83 mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig beendeten 2.230 Personen ihre Arbeitslosigkeit, 23 mehr als vor einem Jahr.

In Leipzig gab es im Januar 30.578 Bedarfsgemeinschaften. Das waren 37 weniger als im Vormonat und 949 mehr als im Januar des Vorjahres.

Das Jobcenter Leipzig betreut aktuell 38.858 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Im Vergleich zum Vormonat betrug der Anstieg 114 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl um 1.722 Personen.

Kurzarbeit

Im Dezember 2022, aktuellster statistisch ausweisbarer Monat, haben 48 Leipziger Unternehmen Kurzarbeit angezeigt. Diese Anzeigen umfassten 1.284 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Das sind 2 Anzeigen und 433 Personen mehr als im Vormonat. Ein signifikanter Anstieg wie zu Beginn der Corona-Pandemie ist weiterhin nicht zu erkennen.

Der Höchststand an abgegebenen Anzeigen seit Februar 2009 war mit 5.412 Anzeigen für 70.427 Beschäftigte im April 2020.

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