Über Gleichstellung wird viel geschwätzt in Leipzig. Auch in der Leipziger Politik. Wenn es dann aber um die Besetzung der entscheidenden Stellen geht, wird gekniffen. Aber 2013 wäre ein Jahr der Chancen, stellt der Beirat für Gleichstellung fest und schreibt einen Offenen Brief an die Stadtratsfraktionen. Gleich vier Dezernentenposten stehen zur Wahl. Im Amtsblatt vom 23. Februar stehen die vier Stellen zur Bewerbung ausgeschrieben.

Ab dem 15. Juli ist das Dezernat Stadtentwicklung und Bau neu zu besetzen, an dem 19. September sind es die Dezernate für Umwelt, Ordnung und Sport, für Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule und für Wirtschaft und Arbeit.

“Die Stadt Leipzig ist an einer Bewerbung von Frauen besonders interessiert”, steht extra in der Stellenausschreibung. Aber auch: “Die gegenwärtigen Amtsinhaber werden sich erneut um diese Stelle bewerben.”
Anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März hat sich der Beirat für Gleichstellung mit einem “Offenen Brief” an alle Fraktionsvorsitzenden im Leipziger Stadtrat gewandt. Angesichts von vier Ausschreibungen für Beigeordnete allein in diesem Jahr fordern die Beiratsmitglieder die Fraktionen auf, bei Neubesetzungen der Beigeordnetenstellen gezielt Frauen anzusprechen, sich zu bewerben, und Bewerbungen von Frauen engagiert zu unterstützen.

Die Beiratsmitglieder begründen diese Forderung: “Wir halten es für besonders wichtig, dass Frauen auch in der Verwaltungsspitze im Leipziger Rathaus sichtbar sind. So werden Vorbilder für Frauen geschaffen, und andere Lebenserfahrungen können in Entscheidungsprozesse für die Interessen von Frauen und Männern einfließen. Nicht zuletzt wird die Außenwirkung einer rein männlichen Verwaltungsspitze über die Grenzen Leipzigs hinweg von vielen als negativ empfunden.”

Die Besetzung von exponierten Positionen in der hiesigen Verwaltung solle den Frauenanteil in der Bevölkerung repräsentieren. Die Fraktionsvorsitzenden wurden gleichzeitig in die nächste Beiratssitzung am 6. Mai 2013 eingeladen. Die Beiratsmitglieder möchten die Besetzung der Bürgermeisterstellen thematisieren, aber auch die allgemeine Frauenförderung in der Kommunalpolitik hinterfragen.

Da die Besetzung der Bürgermeisterposten auch den Proporz der Parteien im Stadtrat annähernd widerspiegeln soll, stehen natürlich die Fraktionen im Fokus der Initiative. Die Bewerberinnen und Bewerber brauchen die Stadtratsmehrheit, um gewählt zu werden. Und die Fraktionen tun gut daran, bei ihrer Zustimmung oder Ablehnung durchaus über den eigenen Tellerrand hinauszugucken. Frauen mit den nötigen Kompetenzen gibt es garantiert.
Der Offene Brief als PDF zum download.

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