Irgendwie ist er eins der Idole der Alternative für Deutschland (AfD), dieser Eiserne Kanzler, der in diesem Monat seinen 200. Geburtstag feiert. Zuerst hatte die Leipziger AfD-Fraktion ja überhaupt die Benennung einer Leipziger Straße nach Otto von Bismarck beantragt. Dann merkte man auch dort, dass es tatsächlich schon eine gibt. Also formulierte man den Antrag um.

Die etwas abgelegene Straße in Großzschocher wollte man nicht so recht, es sollte doch eher wieder ein zentraler Ort werden, möglichst innenstadtnah.

Aber jetzt hat – stellvertretend für die Leipziger Verwaltung – das SPD-geführte Dezernat Allgemeine Verwaltung eine Ablehnung für diesen sehr preußischen Antrag formuliert. Darin weist Verwaltungsbürgermeister Andreas Müller darauf hin, dass die Straße in Großzschocher noch gar nicht so lange so heißt. Man hat ja den Herrn Bismarck in Leipzig nicht ganz vergessen, auch wenn das einige Leute gar nicht mitbekommen hatten. Damals war es nicht der Geburtstag, sondern der Todestag des einstigen Reichskanzlers, der den Anlass zur Umbenennung gab.

“In Leipzig gibt es im Ortsteil Großzschocher eine nach Otto von Bismarck benannte Straße. Die Benennung erfolgte durch Beschluss der Ratsversammlung vom 12.07.2000 (Beschluss Nr.  RBIII-373/00) durch Umbenennung der vormaligen Heinrich-Rau-Straße in Bismarckstraße. Ausgangspunkt war der Ratsbeschlusses Nr. RBIII-1673/99 vom 14.07.1999, der eine Straßenbenennung anlässlich Otto von Bismarcks 100. Todestag vorsah. Der Straßenname ist seit dem 01.05.2001 in Kraft. Die Bismarckstraße ist ca. 700 m lang und hat derzeit rund 460 Anwohner (Stand 31.12. 2014) und rund 25 gewerbliche Anlieger.”

Das sollte eigentlich reichen für einen Mann, der für Leipzig im Speziellen eher keine Bedeutung hatte. Schon gar keine, die nun noch die Umbenennung eines zweiten Ortes als notwendig erscheinen lassen würde.

Das Verwaltungsdezernat in seiner ablehnenden Stellungnahme: “Die Benennung einer weiteren, wie von der Antragstellerin beantragten zentral gelegenen Straße (bzw. eines Platzes) zum Zweck der Erinnerung an Otto von Bismarck wird als nicht erforderlich angesehen. In Leipzig gibt es derzeit einen Namensvorrat von über 250 Persönlichkeiten, nach denen eine Namensgebung im öffentlichen Raum erfolgen soll. Für die meisten wird es schwer sein, überhaupt, geschweige denn in absehbarer Zeit eine geeignete Straße zur Benennung zu finden. Auf eine doppelte Erinnerung an eine Persönlichkeit sollte daher auch im Interesse einer vielfältigen Namenskultur im öffentlichen Raum verzichtet werden.”

Und dann gibt es noch einen kleinen Hinweis für die Neulinge in der Ratsversammmlung, was das Verfahren bei Straßenbenennungen in Leipzig betrifft: “Weiterhin wird darauf verwiesen, dass die Ratsversammlung am 19.01.2000 beschlossen hat, dass in der Stadt Leipzig mehrfach vorkommende Straßennamen nicht zugelassen werden (Beschluss-Nr. III-176/00) – demzufolge kann keine zweite Bismarckstraße benannt werden.”

Die Zweitbenennung hat übrigens einen ganz elementaren Grund, von dem Postboten ein Lied singen können: Wenn es gleichnamige Straßen in einer Stadt gibt, mehrt sich die Zahl von fehlgeleiteten Briefen und Päckchen.

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