2015 ließ sich ja bekanntlich Leipzigs Verwaltung dann doch breitschlagen, sich verstärkt um die Benennung Leipziger Straßen und Plätze nach Leipziger Partnerstädten zu kümmern. Die Grünen waren damit im Vorjahr vorgeprescht. 2015 gab es dann die ersten Ergebnisse: Leipzig bekam sowohl einen Addis-Abeba-Platz als auch einen Herzliya-Platz. Aber sieben Würdigungsorte fehlen noch. Bei einem ist das sogar richtig ärgerlich.

Denn eine Straße, die nach Leipzigs Partnerstadt Frankfurt/Main benannt war, hatte Leipzig ja mal. Selbst die NS-Zeit hat die Frankfurter Straße überstanden, ohne dass sie der Umbenennungsmanie zum Opfer fiel. Sie verband den Ranstädter Steinweg mit der Angerbrücke. Nördlich davon lagen die Frankfurter Wiesen, einst die einprägsame Adresse für die Leipziger Kleinmesse, bevor die Nazis dort ihr Aufmarschfeld bauten und später das Sportforum entstand.

Aber irgendwie hatten Leipzigs Stadtobere 1950 ein Problem, noch eine breite Straße für den Genossen Stalin zu finden und benannten kurzerhand die Frankfurter Straße um in Stalinallee. Schon ein Jahr später machte man die Straße der III. Weltfestspiele draus. Die fanden 1951 in Ostberlin statt. Aber schon fünf Jahre später war auch das kein Thema mehr. Doch statt die Straße zurückzubenennen in Frankfurter Straße, benannte man sie nach dem alten Turn-Rauschebart Friedrich-Ludwig Jahn. Die Vornamen strich man 1992 wieder. Seitdem ist es die Jahnallee. Die Chance, der alten Frankfurter wieder eine Rückkehr ins Leipziger Stadtbild zu verschaffen, hatte man verpasst.

Und so fehlt Frankfurt weiterhin unter den mit Straßennamen gewürdigten Partnerstädten in Leipzig. Glücklicher dran war Hannover, das 1933 eine Straße in Gohlis-Nord bekommen hatte. Da draußen war man nicht so eifrig mit der Umbenennerei, so dass die Hannoversche Straße heute die älteste nach einer Leipziger Partnerstadt benannte Straße ist.

Beim Bau von Grünau hat man dann etwas eifriger darauf geachtet, den neuen Partnerstädten auch eine Straße zu verschaffen. 1977 wurden mit Brno, Kiew und Krakow gleich drei Partnerstädte gewürdigt. 1993 würdigte man Lyon und 2011 dann auch Travnik mit einer Allee im Leipziger Norden. 2001 wurde im 1999 eingemeindeten Ortsteil Liebertwolkwitz auch die Liebertwolkwitzer Partnergemeinde Les Epesses mit einer Straße gewürdigt. Das war’s dann aber bis zu den zwei Umbenennungen 2015.

Da der Stadtrat nun aber beschlossen hat, die Leipziger Partnerstädte im Straßenbild zu würdigen, ist die Verwaltung eigentlich in der Bringepflicht.

Denn für sieben Partnerschaften (Althen-des-Paluds, Birmingham, Bologna, Frankfurt am Main, Houston, Nanjing und Thessaloniki) fehlt bis dato eine Straßenbenennung. Althen-des-Paluds müsste eigentlich im Ortsteil Althen gewürdigt werden, denn es ist eine Partnerschaft, die seinerzeit noch in die eigenständige Gemeinde Althen eingegangen ist. Die Namen liegen jetzt also auf Halde, wie die Verwaltung mitteilt: „Die noch nicht mit einer Benennung bedachten Städte sind für diesen Zweck in den Namensvorrat für künftige Benennungen aufgenommen worden. Umbenennungen benannter Straßen und Plätze erfolgen nicht.“

Ein wenig, so betont die Vorlage der Verwaltung, hängt das Ganze auch davon ab, wie aktiv die Partnerschaftsinitiativen sind. Heißt im Klartext: Wer nicht wirbt und kämpft, kommt so bald nicht dran.

Der Text dazu: “Weitere Benennungen werden vielmehr anlassbezogen unter Berücksichtigung der Initiativen der betreffenden Partnerschaftsvereine, der Intensität und der Stabilität der partnerschaftlichen Aktivitäten sowie im Zuge von Bauvorhaben neu entstehender Straßen und Plätze vorgeschlagen. Dabei werden Komplexbenennungen in räumlich konzentrierten Gebieten, darunter in den Grünauer Ortsteilen und in den südlich des Stadtzentrums gelegenen Ortsteilen, bevorzugt berücksichtigt.”

Südlich des Stadtzentrums? Am Leuschnerplatz ist eigentlich keine neue Straße zu erwarten. Eher käme das Gelände des Bayrischen Bahnhofs in Frage.

Aber eine Art Gesamtwürdigung für Leipzigs 14 Partnerstädte soll es ja in Bälde direkt vorm Rathauseingang geben: „Ungeachtet bestimmter Straßen- bzw. Platzbenennungen werden die Namen der Partnerstädte in die geplante Neugestaltung des Vorplatzes des Neuen Rathauses einbezogen, die im Jahr 2016 realisiert werden soll. Dabei ist vorgesehen, einzelne Bodenplatten mit den Namen der Partnerstädte in deutscher Schreibweise und in Originalsprache in den Natursteinbelag einzulassen.“

Die Verwaltungsvorlage zu den Straßenbenennungen für Partnerstädte.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar