Wer gern Wildwasser-Rafting macht oder Wildwasser-Kajak fährt, muss ab Januar 2015 etwas mehr Geld dafür einplanen, wenn er den Kanupark Markkleeberg besucht. Der Markkleeberger Stadtrat beschloss am Mittwoch mit eindeutigem Votum die Preisanhebung. Dem ging eine umfangreiche Darstellung der aktuellen Situation und der in den letzten Jahren zunehmenden Kostensteigerungen voraus.

Die aktuelle Situation: Der Kanupark Markkleeberg, direkt am Markkleeberger See gelegen, wurde im Frühjahr 2007 nach zweijähriger Bauzeit eröffnet. Im ersten Jahr kamen bereits 9.000 Freizeitsportler und über 200.000 Besucher. Bis 2013 stieg die Zahl der Wassersportler kontinuierlich auf 22.110, 350.000 Besucher waren auf der Terrasse des Kanuparks als Zuschauer zu Gast. Am 6. Oktober 2014 informierte der Kanupark per Pressemitteilung, dass die aktuelle Saison mit insgesamt über 23.000 Freizeitsportlern erfolgreich beendet wurde.

Aus der Präsentation von Christoph Kirsten: Woher kommen die Besucher des Kanuparks? Foto: Patrick Kulow
Aus der Präsentation von Christoph Kirsten: Woher kommen die Besucher des Kanuparks? Foto: Patrick Kulow

OBM Karsten Schütze formulierte es so: “Der Kanupark ist ein Magnet für die Stadt und die Region”. Womit er wohl Recht hat, denn nicht nur bei Leistungssportlern genießt die Wildwasseranlage weit über Deutschlands Grenzen hinaus einen hervorragenden Ruf, auch für Privatpersonen und Firmenevents ist der Kanupark ein gern genutztes Ziel für den Wochenendausflug oder den (Freizeit-)Sport. Die Liste der bereits durchgeführten und schon für die kommenden Jahre geplanten Wettkämpfe (EM- und WM-Qualifikationen im Mai 2014 und 2015, Deutsche Meisterschaften im Oktober 2014, EM im Mai 2015) spricht für sich.

Christoph Kirsten, Leiter des Kanuparks und gleichzeitig Sport- und Tourismusmanager der Stadt Markkleeberg, informiert während der Stadtratssitzung detailliert über die aktuelle Situation: Der Kanupark wird zu 52 Prozent für den Freizeitsport genutzt, zu 48 Prozent für den Leistungssport. Die Auslastung der Wildwasser-Anlage im Sommer liegt bei etwa 90 Prozent. Es bestehen gute Beziehungen zum LTM, zum Neuseenland, zum Ferienresort Lagovida und zum Freizeitpark Belantis und den großen und kleineren Hotels der Umgebung, um auf die Angebote aufmerksam zu machen. So können immer neue Gäste in den Kanupark geholt werden. Christoph Kirsten legt umfangreiches Material zur Nutzung der einzelnen Angebote vor und erklärt den Stadträten die jährlichen Entwicklungen. Doch dann kommt er auf die Probleme zu sprechen.

Aus der Präsentation von Christoph Kirsten: Wie nutzen die Besucher den Kanupark? Foto: Patrick Kulow
Aus der Präsentation von Christoph Kirsten: Wie nutzen die Besucher den Kanupark? Foto: Patrick Kulow

Die Gründe für die Preisanpassungen

Im Beschlussvorschlag heißt es dazu: Mittels der Preissteigerungen sollen vor allem “die in den vergangenen Jahren gestiegenen Kosten für Personal, Energie und allgemeine Unterhaltung gedeckt werden. Der Strompreis (inkl. aller Umlagen und Steuern) ist seit dem Jahr 2011 um knapp 4 Ct/kWh gestiegen. Das entspricht einer Steigerung von über 20 % bzw. mehr als 40 Tsd. EUR pro Jahr gemessen am jährlichen Verbrauch von ca. 1 Mio. kWh.

Um ca. 13 % sind die Entgelte der festangestellten und saisonal beschäftigten Mitarbeiter gestiegen. Die hieraus resultierenden jährlichen Mehraufwendungen liegen ebenfalls im Bereich zwischen 13 Tsd. EUR und 20 Tsd. EUR.

Weitere Positionen, welche von Jahr zu Jahr an Bedeutung gewinnen, sind die Aufwendungen für den Unterhalt der Bauwerke (z.B. Ausbesserungen an den Wildwasserstrecken, Erneuerung von Terrassenbelägen am Gebäude), technischen Anlagen (u.a. Wartungsarbeiten an Pumpen- und Elektrotechnik) und Ausstattungsgegenständen (Materialverschleiß u.a. an Schlauchbooten, Neopren- und Sicherheitsbekleidung). Die Mehraufwendungen liegen hier im unteren fünfstelligen Bereich.”

Überlegungen für die zukünftige Preisgestaltung

Christoph Kirsten hierzu: “Eine Erhöhung der Besucherzahlen in der Hauptnutzungszeit im Sommer sei kaum noch möglich. Hier seien Steigerungen nur noch mit Qualitätseinbußen möglich, die aber keiner wolle”. Man sehe die Chance für eine Erhöhung der Besucherzahlen (vor allem in der Nebensaison) durch die Gewährung von Preisnachlässen für bestimmte Nutzungszeiten (“Die Anlage läuft eh …”).

Nach der konstant hohen Auslastung seit dem Jahr 2010 ist eine weitere Steigerung des Umsatzes ausschließlich über die Anpassung der Eintrittsgelder, Leihgebühren etc. möglich. Nachdem man in den vergangenen Jahren von 2011 bis 2014 auf Preisanhebungen verzichtet habe, sei nun wohl keine andere Lösung mehr denkbar. Die Steigerung soll allerdings nach den Vorstellungen der Markkleeberger Stadtverwaltung, die Betreiber des Kanuparks ist, nur in bestimmten Bereichen erfolgen. Man möchte zum Beispiel bei Produkten wie dem Schüler-Rafting und dem Tubing komplett auf Preissteigerungen verzichten, da diese Angebote als “Einstieg” in die Angebotspalette des Kanuparks Markkleeberg wichtig sind und so nach einem positiven ersten Erlebnis Folgeumsätze in den Kernprodukten generiert werden können.

Preisvergleich alt – neu

(Auszug aus der umfangreichen Angebotsliste des Kanuparks)

Als Beispiel für die Preisanpassungen sollen hier die alten und neuen Preise für das Wildwasser-Rafting gegenübergestellt werden. Es ist zu erkennen, dass bei dem Angebot “Single” die größten Preissteigerungen einzuplanen sind, da hier nach Aussage von Christoph Kirsten auch der organisatorische und personelle Aufwand am höchsten sind. Bei den Gruppen-Angeboten steigen die Preise weniger an oder werden sogar abgesenkt.

  • Single Raft: bisher 38,00 EUR, ab 2015 41,50 EUR (Differenz 9,21 %)
  • 5er-Raft: bisher 190,00 EUR, ab 2015 200,00 EUR (Differenz 5,26 %)
  • 7er-Raft: bisher 266,00 EUR, ab 2015 275,00 EUR (Differenz 3,38 %)
  • 9er-Raft: bisher 342,00 EUR, ab 2015 340,00 EUR (Differenz -0,58 %)

Ähnliche preisliche Veränderungen sind auch beim Power-Rafting und beim Nacht-Rafting eingeplant.

Die Preise für Schüler-Raftings, Tubing, Schnupper-Rafting, Hydrospeed-Kurs bleiben unverändert:

  • Schüler-Rafting (Mindestabnahme 30): 19,00 EUR
  • Schüler-Tubing (Mindestabnahme 25): 16,00 EUR
  • Schnupper-Rafting: 5,00 EUR
  • Hydrospeed-Kurs: 99,00 EUR

Änderungen gibt es auch bei den Leihgebühren für Neoprenbekleidung, Schwimmwesten, Booten und weiterem Zubehör:

Bisher wurde das Zubehör pauschal berechnet, nun wird – abgestimmt auf die individuellen Wünsche der Gäste – die Verleihgebühr nur für die Dinge berechnet, die tatsächlich benötigt werden.

  • Leihgebühr Neoprenbekleidung bisher: pauschal 7,00 EUR
  • Leihgebühr Neoprenbekleidung ab 2015: Hose 3,50 EUR, Jacke 2,50 EUR, Schuhe 2,00 EUR
  • Leihgebühr Schwimmweste, Helm und Deck bisher: pauschal 5,00 EUR
  • Leihgebühr ab 2015: Schwimmweste 3,00 EUR, Helm 2,00 EUR, Deck 1,00 EUR

Drachenboot-Touren

Auf dem Gelände des Kanuparks steht ein Drachenboot bereit, mit dem Paddel-Gruppen mit bis zu 21 Personen den Markkleeberger See erkunden können. Hier sind vorsichtig Preisanpassungen vorgenommen worden:

  • Drachenboot-Tour Standard: bisher 119,00 EUR, ab 2015 129,00 EUR (Differenz: 8,4 %)
  • Drachenboot-Tour Race: bisher 149,00 EUR, ab 2015 169,00 EUR (Differenz: 13,42 %)

Zusätzlich wird es ab 2015 auch Drachenboot-Touren auf dem Störmthaler See zu einem Preis von 229,00 EUR geben.

Die abschließende Abstimmung im Markkleeberger Stadtrat

Mit den Preisanhebungen sollen auf Basis der Besucherzahlen der vergangenen Jahre Mehreinnahmen in Höhe von ca. 50 Tsd. Euro pro Jahr erzielt werden. So soll das jährliche Defizit – vor allem die gestiegenen Kosten für Energie, Personal und die allgemeine Unterhaltung der Anlage – besser gedeckt werden.

Die Markkleeberger Stadträte fanden die präsentierten Zahlen überzeugend, Nachfragen gab es kaum. Es war im Saal zu spüren, dass der Kanupark einen festen Platz in der Markkleeberger Vereins- und Sportlandschaft einnimmt. Die Stadträte stimmten mit 24 Stimmen (keine Gegenstimmen, keine Enthaltungen) für die vorgeschlagenen Preisanpassungen.

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