Da haben schon ein paar Leute Ausschau gehalten nach Baukränen und Absperrzäunen an der Weißen Mark gegenüber von Hartmannsdorf. Sollte hier nicht eine Brücke gebaut werden, die die Weiße Elster überspannt und Radfahrern und Fußgängern eine kurze Verbindung vom Leipziger Südwesten zum Zwenkauer See ermöglicht? Baubeginn sollte eigentlich im März sein. Aber nun wird's erst 2016.

Gründe für die Verschiebung gibt es eine ganze Reihe, verrät jetzt eine Verwaltungsvorlage für den Stadtrat. Eigentlich ging es nur um die Sicherung einer Kompensationsfläche, doch bei der ergaben sich “grundstücksrechtliche Probleme”, etwas, was der Stadt Leipzig in den nächsten Jahren noch viel öfter passieren wird, denn der Platz für ökologische Ausgleichsmaßnahmen im Stadtgebiet wird immer knapper. Jeder Eingriff in naturgeschützte Bereiche wie hier an der Weißen Elster muss durch ökologische Ausgleichsmaßnahmen in selber Größenordnung aufgefangen werden.

Und weil sich die Sicherung dieser Kompensationsfläche so lange hinzog, verlor übers Jahr auch noch die wasserrechtliche Genehmigung vom 14. Juli 2014 ihre Gültigkeit, musste also wieder neu beantragt werden. Und die Landestalsperrenverwaltung wird sehr genau, wenn irgendetwas im Bereich ihrer Hochwasserschutzanlagen gebaut werden soll. Oder wie es jetzt die Stadtratsvorlage formuliert: “Aus den Erfahrungen und Erkenntnissen des letzten Hochwassers im Juni 2013 sind  Schutzmaßnahmen in die neue Kostenberechnung mit eingeflossen. Den bestehenden Hochwasserschutzdeichen und sonstigen Hochwasserschutzanlagen wird im Freistaat Sachsen höchste Priorität beigemessen.”

Aber nicht nur das und die Erweiterung der ökologischen Ausgleichmaßnahmen erhöhen die Kosten für den Brückenbau, auch die Kosten für Gutachten und Einleitgebühren sind übers Jahr gestiegen und das damals beauftragte Ingenieurbüro ist mittlerweile insolvent. Es muss also ein neues beauftragt werden.

Vorher braucht es aber die Zustimmung des Stadtrates zur erhöhten Bausumme – die steigt von ursprünglich kalkulierten 1,43 Millionen Euro auf 1,64 Millionen Euro. 75 Prozent davon sind förderfähig. Man hätte zwar bauen können, denn seit Februar liegt eine neue wasserrechtliche Genehmigung vor. Aber dafür ist man mit den Planabstimmungen nicht rechtzeitig fertig geworden. Wirklich wieder alles in trockenen Tüchern hatte man dann erst im Juni: “Zum Anderen ist mit der Landestalsperrenverwaltung (LTV) ein Gestattungsvertrag über die Grundstücksbenutzung und den dauerhaften Bestand des Brückenbauwerkes abzuschließen. Eine wichtige Voraussetzung ist auch hier die wasserrechtliche Genehmigung. Der Gestattungsvertrag musste neu verhandelt werden und liegt unterzeichnet seit dem 25.06.2015 vor. Vor Abschluss dieses Vertrages ist eine Grundstücksbenutzung nicht gestattet und der unterzeichnete Gestattungsvertrag ist eine wichtige Voraussetzung für die Bewilligung der Fördermittel.”

So dass sich das ganze Bauprojekt mit Baubeginn in den Mai 2016 verschiebt, 2017 soll’s dann fertig sein. Und dann kommt man endlich auch zu Fuß oder mit dem Rad von der Erikenstraße in Hartmannsdorf über die Weiße Elster direkt zur Weißen Mark und damit zum Westufer des Zwenkauer Sees.

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