Eine "Eilige Fahrplaninformation", die die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) am Mittwoch, 19. Oktober, verschickte, brachte für Grimmas Oberbürgermeister das Fass zum Überlaufen. Mit der Zuganbindung der Stadt im Muldental war er schon vorher nicht zufrieden. Doch die unverhoffte Meldung für einen zweitägigen Schienenersatzverkehr ohne Vorwarnung brachte ihn auf die Palme.

„Aufgrund von notwendigen technischen Überprüfungen der Talent Triebwägen auf der Destination RB 110 (MRB), Leipzig Hbf. – Grimma – Döbeln Hbf, muss am 20. und 21. Oktober 2016 bei Abfahrten von Leipzig Hbf. in Richtung Grimma sowie von Grimma in Richtung Leipzig Hbf. Schienenersatzverkehr mit Bussen zwischen Leipzig Hbf. und Grimma bei den unten aufgeführten Abfahrten eingerichtet werden“, hatte die MRB gemeldet. „Die Bushalte befinden sich an den bekannten Zughaltepunkten. Eine Mitnahme von Fahrrädern ist in den Bussen nicht möglich. Alle Zwischenhalte werden mit Bus bedient.“

Da schaute Berger mal kurz auf den Berg mit Beschwerden, die bei ihm eingetrudelt sind. Für viele Grimmaer – gerade jene, die auf eine attraktive Anbindung an die Großstadt Leipzig angewiesen sind – ist die Zugverbindung ein echtes Problem. Und sie hat sich augenscheinlich mit dem Betreiberwechsel nicht verbessert. Die Beschwerden beim Oberbürgermeister häufen sich: Unzuverlässigkeit, nächtliche Lärmbelästigung durch abgestellte Züge mit laufendem Motor und Totalausfall mit Schienenersatzverkehr – seit der Übernahme des Zugstreckenabschnittes Leipzig–Grimma–Döbeln durch die Transdev Regio Ost GmbH im Sommer hagele es Kritik.

„Nicht nur, dass die Region Grimma entgegen vieler Versprechen der großen Politik aus Dresden bis zum heutigen Tage über keinen S-Bahn Anschluss verfügt, was für sich schon ein Skandal ist, sind mittlerweile seit der Neubeauftragung der Firma Transdev Regio Ost GmbH durch den Zweckverband für den Nahverkehr Leipzig (ZVNL) Qualitätsverschlechterungen bei der normalen Bahnverbindung festzustellen, die sich den Verhältnissen der indischen Eisenbahn Neu Dehli annähern“, macht sich Oberbürgermeister Matthias Berger Luft. „Von der vom ZVNL beziehungsweise der beauftragten Firma Transdev Regio Ost GmbH in Aussicht gestellten Qualitätsverbesserung kann keine Rede sein. Das Gegenteil ist der Fall.“

Seit dem 12. Juni 2016 übernahm die Transdev Regio Ost GmbH den Betrieb der Zugstrecke Leipzig–Grimma–Döbeln (Linie RB 110) von der DB Regio für neuneinhalb Jahre bis Dezember 2025. Der Auftrag hat ein Volumen von jährlich fast einer Million Zugkilometer. Zum Einsatz kamen zehn Dieseltriebwagen, die vom Aufgabenträger zur Verfügung gestellt werden.

„An die Stadträte und mich sind in den letzten Wochen und Monaten eine Vielzahl von Beschwerden herangetragen worden, die trotz ihres Weiterleitens leider nicht zu einer Verbesserung der Situation geführt haben“, beschwert sich Berger. Hauptgegenstand dabei waren die permanente Überfüllung der Wagons, deren Reinigungszustand und auch die Unpünktlichkeit. Nun wurde zwei Tage sogar komplett auf Schienenersatzverkehr umgestellt.

„Das Maß ist voll und die Bedingungen nicht mehr hinnehmbar“, sagt der Oberbürgermeister. „Ich habe mich deshalb an Oliver Mietzsch, Geschäftsführer des ZVNL, dem Verband, der für die Beauftragung und Kontrolle verantwortlich ist, gewandt, dass dieser endlich die Firma Transdev Regio Ost GmbH an ihre vertraglichen Verpflichtungen erinnern möge. Daraufhin wurde von Herrn Mietzsch ein Spitzengespräch unter Beteiligung des ZVNL, der Transdev Regio Ost GmbH sowie der Stadt Grimma für November in Aussicht gestellt, in dem grundsätzliche Dinge geklärt werden sollen.“

Er habe sich in gleicher Angelegenheit auch an den Landrat des Landkreises Leipzig, Henry Graichen, gewandt, welcher als Vertreter des ZVNL Unterstützung zugesagt habe.

„Aus meiner Sicht zeigt sich einmal mehr, dass Grimma ohne S-Bahnanbindung nicht ausreichend versorgt ist. Hier muss zwingend eine Änderung herbeigeführt werden“, stellt Grimmas Oberbürgermeister fest.

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