Immer wieder scheitern die Pläne zum Ausbau der B87 bei Taucha daran, dass die Trasse mitten durch die geschützte Parthenaue geführt werden soll. Ein Vorhaben, das eigentlich längst vom Tisch war. Die regionalen Akteure hatten sich längst darauf verständigt, vorhandene Straßentrassen zu nutzen und auf neue Naturzerstörungen zu verzichten. Aber mit der Planungswerkstat der DEGES sind die alten Pläne wieder auf dem Tisch. Auch beim BUND ist man entsetzt.

Der BUND Leipzig zeigt sich zur anstehenden Sitzung der B87n-Planungswerkstatt am 30. März besorgt über den Dialogprozess und beklagt Betonmentalität anstelle wirtschaftlicher und naturschutzfachlicher Klarheit. Bereits 2015 sei klar gewesen, dass die Hälfte des Verkehrs auf dem B87-Abschnitt Leipzig-Taucha von den dortigen Bewohnern kommt. Ein Bundesstraßen-Neubau mit Ortsumfahrung sei entsprechend unwirtschaftlich. Stattdessen sollte die ÖPNV-Verbindung verbessert und bestehende Straßen optimiert werden.

„Die DEGES hat im Zusammenhang mit den Neubauplänen zur B87 eine erneute Verkehrszählung für Taucha zugesagt. Das begrüßen wir sehr. Mit den neuen, belastbaren Zahlen wird die Einschätzung zum Straßenbauprojekt sich hoffentlich ändern“, sagt Martin Hilbrecht, Vorsitzender der BUND Regionalgruppe Leipzig. „50 Prozent des bestehenden B87-Verkehrs kommt aus Taucha. Der kann sich stark verringern, wenn die Bewohner/-innen verlässliche Alternativen bekommen.“

Und da liegt die Lösung naturgemäß nicht in neuen, breiteren Straßentrassen, sondern in deutlich verbesserten Nahverkehrsangeboten. Da hapert es nämlich auch im Leipziger Nordosten. Wichtige Potenziale werden einfach verschenkt, weil die Linie S1 z. B. als Stummelbahn einfach schon in Stötteritz endet.

Der BUND Leipzig plädiert für eine weitere S-Bahnlinie von Taucha über den östlichen Güterring nach Stötteritz und weiter durch den City-Tunnel. Diese Linie sei heute schon fahrplantechnisch möglich, da die derzeitige S1 von Grünau über 25 Minuten in Stötteritz steht, bevor sie wieder zurück nach Grünau fährt.

„Sanierung und Ausbau der Gleise des Güterrings nützen mehr als eine Straße, die das Naherholungsgebiet der Tauchaer und wertvolle Naturlandschaft zerschneidet“, stellt Hilbrecht klar.

Und dann benennt er auch noch das nächste leidige Thema im Nahverkehr: die schlechte Straßenbahnanbindung, typisch für die schlechten Absprachen zwischen Stadt und Landkreis. Jeder denkt seinen Regionalverkehr nur für sich. Deswegen werden wichtige Anschlüsse über die Stadtgrenze hinweg immer wieder infrage gestellt – am heftigsten erlebt bei der Einkürzung der Linie 9 nach Markkleeberg. Und auch nach Taucha fahren die Straßenbahnen in einem verschlechterten Takt.

Hilbrecht plädiert dafür, die Straßenbahnlinie 3 wieder im 10 Minuten Takt bis Taucha fahren zu lassen. „Die Gelder stehen mit dem Kompromiss der Kohlekommission zur Verfügung. Sie müssen jetzt für die Menschen in der Region sinnvoll eingesetzt werden. Taucha kann 25 Jahre warten, bis eine neue Bundesstraße gebaut wurde – oder schnell umsetzbare Lösungen mit alternativen Verkehrsmitteln bekommen, die zugleich die Natur schonen!“

Der BUND Leipzig verweist auch darauf, dass Pläne zur Querung der Partheaue gegen den Konsens der „Tauchaer Erklärung“ von 2013 verstoßen würden. Genau dies sei bei den von der Straßenbaugesellschaft DEGES vorgelegten südlichen Planungskorridore für die B87n der Fall. „Wer in den Planungswerkstätten zur B87n letztlich nur die alte Betonmentalität durchsetzen will und außerdem bestehende Vereinbarungen bewusst aufkündigt, macht sich als Teil des Planungsprozesses unglaubwürdig“, ist Hilbrecht überzeugt.

Wieder sollen zwei Querungen der Parthenaue geprüft werden und die Bürgerinitiative geht auf die Barrikaden

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