Einen sonnigen Termin für Sachsens Regionalminister Thomas Schmidt gab es am Donnerstag, 23. Juni, in Rackwitz. Zusammen mit Landrat Kai Emanuel hat er sich während einer Testfahrt zum Stand des Pilotprojekts „Personentransportsystem mit selbstfahrenden Fahrzeugen – FLASH“ informiert. Künftig geht es mit FLASH fahrerlos an den See.

Mitte Juli 2022 soll der automatisiert fahrende Bus – ein umgebauter Midibus mit vollständiger ÖPNV-Ausstattung für rund 20 Personen – in den öffentlichen Probebetrieb mit Fahrgästen gehen. Der Shuttlebus pendelt künftig zwischen dem S-Bahnhof Rackwitz und der Schladitzer Bucht.

„Dieses Projekt hat für die Region um Rackwitz, aber auch sachsenweit eine enorme Strahlkraft und ist ein Novum. Zum einen deshalb, weil es zu den allerersten drei Vorhaben gehört, die über das Sächsische Strukturentwicklungsprogramm in den Braunkohlerevieren gefördert werden. Zum anderen aber auch, weil die Umsetzung dieses Projektes für den Tourismus in der Region von entscheidender Bedeutung ist“, betonte Staatsminister Thomas Schmidt am Donnerstag.

Mit dem FahrerLosen Automatisierten SHuttle FLASH findet die Schladitzer Bucht erstmalig Anschluss an das öffentliche Nahverkehrsnetz inklusive Übergang zu den S-Bahn-Linien in Richtung Leipzig und Delitzsch. Derzeit
läuft das Projekt noch im sogenannten Applikationsbetrieb. Nach dem Pilotbetrieb mit Fahrgästen ab Mitte Juli soll der reguläre Linienverkehr im Januar 2023 starten.

Landrat Kai Emanuel und Staatsminister Thomas Schmidt mit dem FLASH-Bus. Foto: LRA/ Seidler
Landrat Kai Emanuel und Staatsminister Thomas Schmidt mit dem FLASH-Bus. Foto: LRA/ Seidler

Gefördert wurde das Projekt aus Mitteln des Strukturstärkungsgesetzes mit 988.000 Euro, die vom Bund für den Strukturwandel in den Braunkohlerevieren bereitgestellt werden. Die Förderung umfasst die Investitionen für den Applikations- und den Pilotbetrieb.

Dazu gehören beispielsweise die Anschaffung der bei einem automatisiert fahrenden Bus erforderlichen Steuerungssoftware und Landmarken, aber auch die Simulation des regulären Fahrbetriebs und die Integration des Fahrzeugs in den Regelbetrieb des ÖPNV.

Bei FLASH geht es einerseits um ein Pilotprojekt für einen ÖPNV, der künftig vielleicht ganz ohne Fahrer funktioniert, und andererseits um den Tourismus. Indirekt gehe es auch auch um die Schaffung neuer Arbeitsplätze, heißt es aus dem Regionalministerium.

Begleitet wird FLASH vom Fraunhofer Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme in Dresden.

„Hier wird ein Vorhaben mit sehr viel Engagement, Augenmaß aber auch modernen, hochtechnisierten Standards buchstäblich auf die Straße gesetzt. Wir etablieren mit solchen Vorhaben Fachkompetenz in diesen hochtechnologischen Bereichen vor der eigenen Haustür. Daraus können Lehren vor Ort gezogen werden, aber auch andere Regionen schauen auf solche Pilotprojekte und können von unseren Erkenntnissen profitieren“, erklärte Nordsachsens Landrat Kai Emanuel.

Und Thomas Schmidt ergänzte: „Sachsen zeigt einmal mehr, dass es zukunftsweisend, modern und innovativ ist und neben allem Bestreben rund um den Strukturwandel auch den anstehenden Aufgaben im Sinne des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit gerecht wird.“

FLASH steht für „FahrerLoses Automatisiertes SHuttle“. Der Bus verfügt über ein hybrides Steuerungskonzept, das einen problemlosen Wechsel zwischen automatischem und manuellem Betrieb ermöglicht. Ein sogenannter Sicherheitsfahrer kann dadurch jederzeit eingreifen und den Bus übernehmen.

Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 70 km/h wird das Fahrzeug zu den schnellsten automatisiert fahrenden Bussen in Deutschland gehören. In Zukunft soll das auch ferngesteuert und damit unterbrechungsfrei über eine Leitstelle möglich werden.

Der sogenannte Applikationsbetrieb, bei dem das Fahrzeug auf seiner künftigen Strecke im realen Straßenverkehrsraum alle hochautomatisierten Fahrfunktionen erlernt, ist weitgehend abgeschlossen.

Hintergrund zur Projektförderung der Strukturentwicklung im Mitteldeutschen Revier

Für das Mitteldeutsche Revier stehen in der ersten Förderperiode (2020–2026) des Investitionsgesetzes Kohleregionen (InvKG) 426 Millionen Euro bereit. 40 Projekte mit einem Förderbedarf von 393 Millionen Euro (nur Bundesmittel) wurden ausgewählt und befinden sich jetzt in verschiedenen Stadien der weiteren Bearbeitung bzw. Umsetzung.

Von den insgesamt 34 kommunalen Projekten haben sechs bereits einen Zuwendungsbescheid durch die Sächsische Aufbaubank erhalten. Eine Reihe weiterer Bescheide steht zeitnah an.

Bei den zuletzt am 15. Juni 2022 im dritten Regionalen Begleitausschuss des Mitteldeutschen Reviers positiv beschiedenen kommunalen Projektvorschlägen handelt es sich um den Neubau einer ÖPNV-Verknüpfungsstelle in der Stadt Pegau, den Neubau einer Kinderkrippe in Dreiheide sowie um das Projekt „Platooning“.

Bei diesem Folgeprojekt von FLASH sollen mindestens zwei Busse mittels virtueller Deichsel, d. h. ohne physische Zugvorrichtung, digital gekoppelt werden. Dabei folgt das hintere Fahrzeug dem vorderen in einem hochautomatisierten Fahrbetrieb und ohne den Eingriff eines menschlichen Fahrers. Durch die Kopplung wird ein sogenannter Platoon, ein Zug aus mindestens zwei Fahrzeugen, gebildet.

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Es gibt 2 Kommentare

Liebe Redaktion,
ihr meint doch bestimmt den Schladitzer See, oder hat da jemand den See umgetauft? 😉

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