Der erste Themenabend am 18.11.25 hat gezeigt: In der Stadt wächst der Wunsch nach Offenheit und Gemeinschaft. Ein großes Jubiläum steht bevor: Im August 2026 feiert Borna 775 Jahre seit seiner ersten Erwähnung in den Chroniken. Aber bei den Feierlichkeiten geht es nicht nur um Zahlen. Es ist eine Chance, die eigene Identität zu überdenken, die Beziehungen zwischen den Menschen zu stärken und den zukünftigen Kurs der Stadt neu zu definieren.
Das meint zumindest der Bürgermeister von Borna, Oliver Urban (SPD), der als Interviewpartner des ersten Themenabends im Rahmen der neuen Veranstaltungsreihe „Dialoge in Borna“ auftrat, die vom Verein Bienvenue organisiert wurde.
An diesem Abend versammelten sich alte und neue Einwohner im Saal – diejenigen, die in diesen Straßen aufgewachsen sind, und diejenigen, die hier ein neues Zuhause gefunden haben. Und genau darüber wurde am meisten gesprochen: wie man eine Atmosphäre schafft, in der sich jeder als Teil der Gemeinschaft fühlt.
Der Bürgermeister kündigte an, dass das traditionelle Stadtfest im nächsten Jahr ein neues Format haben wird – ein Festivalwochenende mit einer Parade am Sonntag. Das Jubiläumsjahr wird auch eine Reihe von Ausstellungen, Tagen der offenen Tür, thematischen Exkursionen und Podiumsdiskussionen mit sich bringen.
Nicht weniger interessant erscheint die Idee, ein neues Logo für die Stadt zu entwerfen. Unter den Vorschlägen ist eine symbolische Zwiebel: Ihre Schichten sollen die Vielschichtigkeit der städtischen Identität verkörpern. Laut statistik.sachsen.de lebten im Dezember 2023 genau 18.998 Menschen in Borna.

Etwa 13 Prozent davon sind Ausländer – ein ähnlicher Anteil wie in den benachbarten Großstädten Leipzig und Chemnitz. Die größten Gruppen unter den Neuankömmlingen sind Ukrainer, Afghanen und Syrer, wie die Moderatorin des Abends und Vorsitzende von Bienvenue e. V. Borna, Ulrike Mallschützke, betonte. Hinter den Zahlen stehen menschliche Geschichten. Eine davon erzählte Majd Almoussa an diesem Abend.
Er kam vor zehn Jahren aus Damaskus, um dem Krieg zu entkommen. Er sagt, dass das Training im örtlichen Fußballverein ihm die Tür zu einem neuen Leben geöffnet hat – dort hat er Freunde gefunden. Parallel dazu lernte er Deutsch und unterrichtet nun selbst andere Flüchtlinge bei Bienvenue.
Im September dieses Jahres erhielt Majd die deutsche Staatsbürgerschaft. Jetzt ist er ehrenamtlicher Übersetzer in verschiedenen Behörden, eine Stütze und Stimme für diejenigen, die gerade erst ihren Weg der Integration beginnen. „Ich wünsche mir mehr Dialog und weniger Stereotypen. Wir müssen uns gegenseitig unterstützen. Ich möchte, dass Borna ein Ort bleibt, an dem jeder Mensch willkommen ist, unabhängig von seiner Herkunft“, sagt er.
Oliver Urban, der aktuelle Oberbürgermeister von Borna, wurde am 3. Juli 2022 gewählt. Geboren wurde er am 23. Januar 1967 in Leipzig als Sohn einer Kulturwissenschaftlerin und eines Ingenieurökonomen, 1975 zog seine Familie nach Borna. Seine Ausbildung durchlief er in Jena und Frankfurt am Main, besuchte einen Sprachkurs an der University of Kent und absolvierte ein Praktikum am israelischen Prophet Elias Community College.
Er arbeitete als Rechtsanwalt in Dresden und Leipzig und hat seit 1997 eine Anwaltskanzlei in Borna. Seine Spezialisierung sind Arbeits- und Sozialrecht. Seit 2001 ist er Mitglied des Stadtrats. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Zwillingstöchter.
Bienvenue Borna e.V. ist ein Verein, der Migranten und Flüchtlingen hilft, sich in Deutschland einzuleben und entsprechend ihrer Erfahrungen und Qualifikation Arbeit zu suchen und zu finden. Er wurde 2021 gegründet und arbeitet heute mit Menschen aus mehr als zehn Ländern zusammen – von der Ukraine und Syrien bis zum Sudan und Venezuela.
Seine Projekte – Sprachcafés, Kinderkurse und individuelles Coaching – haben bereits mehr als 500 Menschen geholfen. Im Jahr 2023 erhielt der Verein den Sächsischen Integrationspreis.
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