Es gibt Nächte, da liegen tausende Leipziger wach, weil ein Hubschrauber stundenlang über den Dächern kreist. Und am nächsten Tag schauen sie in den Polizeibericht, um zu erfahren, ob jetzt wieder mal eine Einbrecherbande gejagt wurde oder ein paar Randalierer. Und da steht selten bis nie auch nur ein Hinweis. Mehrere Landtagsanfragen von Enrico Stange zeigen nun, wie exzessiv Sachsens Polizei die Hubschrauber nutzt.

Drei Eurocopter 135 betreibt die sächsische Polizei inzwischen, den ersten hat sie 1999 angeschafft, die nächsten 2006 und 2012. 33 Beamte und Mitarbeiter stehen zur Betreuung und Besetzung der drei Hubschrauber bereit. Und die Einsätze sind ganz und gar nicht selten, wie Innenminister Dr. Roland Wöller (CDU) jetzt auf die neueste Nachfrage von Enrico Stange, dem innenpolitischen Sprecher der Linksfraktion im Landtag, mitteilt.

Die Liste, die Stange 2016 auf seine letzte Anfrage hin bekommen hat, war auch nicht kürzer. Sämtliche Polizeidirektionen sind fleißig dabei, die Helikopter für unterschiedlichste Zwecke zu bestellen – mal zur Personenfahndung, mal zur Demo-Beobachtung, was sich dann wohl auch hinter dem schwammigen Begriff „Aufklärung/Beweissicherung/Dokumentation/Bildübertragung“ verbirgt.

Ein nicht ganz billiger Spaß, denn die Einsatzstunde eines Polizeihubschraubers EC 135 kostet 4.368,77 Euro – da sind die Kosten für das Personal noch nicht enthalten. Allein im Juni gab es sachsenweit 48 Hubschraubereinsätze – darunter auch zwei Einsätze für das SEK der Landeskriminalpolizei.

Aber auch die Polizeidirektion Leipzig fordert einen der Hubschrauber regelmäßig an – immerhin elf Mal allein im Juni. Im Mai waren es acht Einsätze, im April sechs. Und da das Gerät im Juni insgesamt 20 Stunden und 49 Minuten in der Luft war, dürfte es dafür im Juni eine kleine Rechnung über 90.943 Euro gegeben haben.

Die Liste deutet darauf hin, dass die Hubschraubereinsätze im Umfeld von Demonstrationen und Fußballspielen mittlerweile Normalität sind in Sachsen. Pech haben die Bürger nur, wenn sie genau da wohnen, wo die Polizei meint, über Stunden aus der Luft alles beobachten zu müssen.

Wobei das ja nur ein Teil der brummenden Fliegerei über Leipzig ist – die Einsätze der Bundespolizei, des ADAC und der diversen Rettungs-Helikopter kommen ja noch dazu.

Nach den Ergebnissen der Einsätze hat Enrico Stange freilich nicht gefragt. So kann man sich keine rechte Vorstellung machen, ob die Lufteinsätze auch zur Ergreifung diverser Straftäter beigetragen haben oder schlicht die brummende Begleitmusik einschüchternder Polizeieinsätze waren.

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