Am Mittwoch, 26. Mai, eröffnete der Schweizer Technologiekonzern seine neue Modulfabrik im sächsischen Freiberg. Begleitet mit herzlichem Beifall aus Dresden, wo man sich natürlich freute, dass Sachsen endlich wieder eine Solarfabrik bekommt. Auch der Naturschutzverband Sachsen e. V. gratuliert, hat aber da ein kleines Anliegen. Denn Sachsen hat ein unübersehbares Problem bei der Schaffung von Ausgleichsflächen.

Der Naturschutzverband Sachsen e. V. freut sich natürlich mit der Gemeinde Bobritzsch und der Stadt Freiberg, dass die ehemalige Produktionsstätte von Solarworld durch den Schweizer Maschinenbauer Meyer Burger AG wiederbelebt und etwa 150 Menschen aus der Region Lohn und Brot verschafft wird.„Wir sehen aber nunmehr die Zeit gekommen, dass der Gewerbegebietszweckverband ,Freiberg Ost‘ die naturschutzrechtlichen Eingriffs-Ausgleichs-Leistungen für den Gewerbe- und Industriegebietsstandort in der Natur erbringt“, sagt Tobias Mehnert, Vorsitzender Naturschutzverband Sachsen e. V. und erinnert daran, dass seit dem Bau des Gewerbegebietes nichts dergleichen passiert ist.

Ein Phänomen, das man auch aus anderen sächsischen Regionen kennt. Da wird jubelnd bei großen neuen Flächenversiegelungen darauf verwiesen, dass man ja umfassende Ausgleichsmaßnahmen an anderer Stelle geplant habe. Aber in Wirklichkeit fehlen diese Ausgleichsflächen und jahrelang wird sich nicht einmal bemüht, solche zu finden. Also wird immer mehr wertvoller Boden verbaut und versiegelt, ohne dass es dafür einen Ausgleich gibt.

Es sind immerhin schon fast zwanzig Jahre vergangen, seitdem die ehemaligen Ackerflächen für die Gewerbe- und Industrieansiedlung auf fast 50 Hektar verbaut bzw. versiegelt wurden, mahnt der Naturschutzverband Sachsen an. Das Wassereinzugsgebiet für die Halsbacher Teiche wurde damals um fast die Hälfte verkleinert. Jährlich wiederkehrende Austrocknungserscheinungen in dem europäischen Schutzgebiet sind die Folge.

Der Naturschutzverband Sachsen erwartet deshalb, dass dem dritten Versuch der Wiederbelebung der Solarproduktionsstätte nun endlich der längst überfällige Naturausgleich folgt. Und natürlich sollten Freiberg und Bobritzsch für die jahrzehntelange Nichtbegleichung der Schulden am Naturhaushalt entsprechende Kreditzinsen an die Natur leisten. Denn schließlich hätte beispielsweise schon ein zwanzig Jahre alter Wald entstehen können.

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Interessant und frustrierend, wo und wie solche Dinge vertagt werden. Würde mit schützenswerten Flecken Natur so umgegangen, wenn deren Bedrohung und das Ausmaß des Verlusts in der Bevölkerung bekannter wäre? Wie viele Leipziger kennen z. B. die Rohrbacher Teiche?

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