Politik kann auch völlig unglaubwürdig sein. Das eine Amt heftet sich Lorbeer aufs Haupt, weil man alles tut, um klimapolitisch gut dazustehen. Andere Ämter, Ministerien und Politiker aber singen weiter das Lied von der fossilen Energieschönheit. Dabei müssten staatliche Verwaltungen einfach nur mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass man mit den eigenen Immobilien auch die Energiewende voranbringen kann. Logisch, dass der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) postwendend eine nur zu berechtigte Nachfrage vom BUND Sachsen kassiert.

Das Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) hatte am 9. Oktober vermeldet: „Ab dem 1. Januar 2027 werden die Behörden und Bildungseinrichtungen sowie weitere Liegenschaften des Freistaates Sachsen weiterhin zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen versorgt.

Aufgrund des zum 31.12.2026 auslaufenden bestehenden Vertrages wurde durch den Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) eine europaweite Ausschreibung durchgeführt, in deren Ergebnis für drei Jahre zwei regional in Sachsen tätige Unternehmen beauftragt werden konnten.“

Oliver Gaber, Kaufmännischer Geschäftsführer des SIB, zeigte sich richtig stolz auf den neuen Vertrag: „Durch die Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen können jährlich rund 110.000 Tonnen CO₂ kompensiert werden. Dadurch fördern wir weiterhin die erfolgreiche und nachhaltige Entwicklung des Freistaates Sachsen und senden ein deutliches Signal für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit.“

Insgesamt werden rund 2.500 Abnahmestellen mit einem Jahresverbrauch von etwa 335 Gigawattstunden mit Ökostrom versorgen. Dies entspricht in etwa dem durchschnittlichen Jahresverbrauch einer Stadt mit zirka 80.000 Einwohnern.

Die Beschaffung des Ökostroms ist Bestandteil des sächsischen Energie- und Klimaprogramms und des Masterplans „Klimabewusste Landesverwaltung“, um CO₂-Emissionen zu kompensieren. Aus Sicht des SIB werde man so der Vorbildrolle des Freistaates Sachsen im Bereich des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit gerecht.

Und was ist mit den PV-Plänen der Regierung?

Und da kam man beim BUND Sachsen gewaltig ins Grübeln: Der Freistaat als Vorbild in Sachen Klimaschutz? Kann man sich so leicht einen hübschen Lorbeer aufs Haupt heften?

Dabei könnte ein Großteil des grünen Stroms direkt von den Dächern der Landesverwaltung kommen. Wenn die denn irgendwann einmal fertig werden würde damit, ihre Liegenschaften auf die Eignung für Solaranlagen hin zu prüfen. Statt einfach endlich loszulegen.

„Es ist ein begrüßenswerter Schritt, dass die Landesliegenschaften in Sachsen auch weiterhin mit Strom aus regenerativen Energien versorgt werden. Doch die Landesregierung könnte vom Erneuerbare-Energien-Bezieher zum Produzent werden“, findet Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt vom BUND Sachsen. „Wie die SIB richtig darlegt, verfügt die Landesregierung über ungenutzte Potenziale zahlreicher Dachflächen – die noch kein Sonnenstrom für Sachsen produzieren.“

Die Minderheitsregierung hat sich im Koalitionsvertrag auf eine „PV-Programm für Landesliegenschaften“ verständigt (S. 61). Zudem steht im Maßnahmenplan des „Energie- und Klimaprogramm Sachsen 2021“ (EKP), zu welchem sich CDU und SPD bekennen, als Maßnahme für die benannte „Klimabewusste Landesverwaltung“ ebenfalls die Potenzialanalyse von PV-Anlagen auf Liegenschaften (Maßnahme 1.08).

„Schon die letzte Landesregierung prüfte die Möglichkeit, Landesliegenschaften mit PV-Anlagen auszustatten“, merkt Ekardt an. „Die jetzige Regierung prüft wohl weiter, statt konkret zu handeln. Die Landesregierung hat hier nicht nur Vorbildfunktion, sondern könnte auch konkret Energiekosten langfristig einsparen. In Zeiten klammer Haushaltskassen ein wesentlicher Aspekt.“

Zudem könnte ein sachsenweites PV-Programm für öffentliche Gebäude einen wirtschaftlichen Impuls auslösen, dem Naturschutz dienen, indem Flächenkonkurrenzen minimiert werden und die Energieversorgung auf nachhaltige und unabhängige Fundamente gestellt wird.

Das wäre dann tatsächlich vorbildlich und die Sachsen könnten es sogar sehen, wenn auch die Immobilien des Freistaats Strom mit PV-Anlagen produzieren. Wenn also auch für den Passanten sichtbar wäre, dass die Schaffung einer klimafreundlichen Energiezukunft in der sächsischen Landesregierung endlich Politik wird und nicht nur eine schöne Meldung aus dem (dem Finanzministerium unterstellten) SIB.

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Sachsen sollte vom Bezieher zum Produzenten nachhaltiger Energie werden. Unsere Initiative verbindet Agri-PV, Biodiversität und Bio-Landwirtschaft – gestützt durch wissenschaftliche Partner wie Prof. Wydra (FH Erfurt) und Dr. Schulz (Univ. Potsdam). Die Petition „Lebensmittelwald Leipzig-Grünau“ veranschaulicht: Energie, Ernährung und Bildung lassen sich vereinen. Wir fordern von der Landesregierung: Taten statt Prüfen – und echtes Vorbild für eine klimaangepasste Landwirtschaft.

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