Nach Jahren des langsamen Aufbaus und der kontinuierlichen Stück-für-Stück-Arbeit haben sich die Uni-Riesen ein großes Ziel gesetzt. 2016 wollen sie in der Euroleague spielen, zwei Jahre zuvor in der 1. Bundesliga auftauchen. Noch dieses Jahr soll es in die ProA hochgehen. Gründe für den plötzlichen Wandel: Ein regional und ein international erfahrener Macher.

Dr. Werner Scholz, Geschäftsführer der Uni-Riesen Leipzig, war sich selbst ganz bewusst, was die Verkündung der neuesten Neuigkeiten für ein Hammer für das Uni-Riesen-Umfeld sein würde. Der Mann, der in den letzten Jahren mit ruhiger Hand und konservativ die Entwicklung des Leipziger Männer-Basketballs vorangetrieben hatte, informierte am Montag darüber, dass sein Verein 2016 Euroleague spielen soll. “Die Planungen für die kommende Saison standen an und wir mussten uns entscheiden, ob wir weiter wollen”, begründete Scholz zunächst den Anlass der Zielverkündigung, die Ursache war eine andere. “Wir wussten, dass wir externes Knowhow brauchen, um voranzukommen. Das haben wir mit Joachim Stumpf und Jonas Vainauskas bekommen. Vor allem das Netzwerk von Vainauskas hat mich überzeugt”. Stumpf arbeitet schon seit vergangenem Sommer in der Sponsorenakquise der Uni-Riesen und war zwischen 1992 und 2003 Geschäftsführer des MBC, früher SSV Weißenfels. “Als ich bei den Uni-Riesen anfing, fehlte mir eine Vision mit der ich Firmen begeistern konnte. Die haben wir nun.” Maßgeblich beteiligt an der Kreation dieser Vision war Jonas Vaisnauskas. Der Litauer managte als Geschäftsführer Lietuvos Rytas Vilnius von der 2. Liga des Landes in die europäische Spitze. Mittlerweile ist Vilnius zweimaliger Europapokalsieger.
In vier Jahren wollen die Uni-Riesen wenigstens am internationalen Wettbewerb teilnehmen und um die deutsche Meisterschaft mitspielen. “Aber nach wie vor gilt der Grundsatz, dass die Finanzen dafür stimmen müssen, sonst geht es nicht”, blieb Scholz zumindest dieser Linie treu. “Ungefähr 500.000 Euro braucht man, um in der ProA eine gute Rolle spielen zu können, 1 Millionen Euro um den Aufstieg zu schaffen”, rechnete Stumpf derweil vor. In die ProA soll es nach dem Willen der Herren schon in diesem Frühjahr gehen, die Mannschaft soll die Playoffs entsprechend gestalten. Scholz sieht darin keine Änderung des Saisonziels. “Wir haben immer gesagt, dass wir sportlich und wirtschaftlich weit kommen wollen und ich musste im Sommer die sportlichen Ansprüche mancher Spieler noch bremsen. Das brauche ich nun nicht mehr.” Sollte es sportlich nicht mit dem Aufstieg klappen, spätestens im Halbfinale würde mit Gotha ein richtig harter Brocken warten gegen den die Uni-Riesen diese Saison schon zweimal verloren, würde der Verein eine ProA-Lizenz kaufen, falls eine freiwürde. Das hängt eigentlich davon ab, ob Mannschaften ihre Lizenz zurückgeben werden, was in den letzten Jahren immer mal vorkam. Allerdings spielte die ProA dieses Jahr sowieso mit einem Team weniger, weil keine Mannschaft einen freien Platz besetzen wollte. Die Uni-Riesen stünden bei entsprechender Liquidität bereit. Das es dann nicht über den sportlichen Weg ging, wäre für Stumpf kein Problem. “Natürlich ist es schöner, es sportlich zu schaffen, aber über das Lizenzierungsverfahren ist es auch okay.”
Vainaskaus, Scholz und er müssen bis Ende März nachweisen, dass der Verein über genügend Mittel für den Aufstieg verfügt. Trotz Vision wird die Arbeit nicht leichter, letztes Jahr konnten sich die Uni-Riesen keine “Riesenschritte” leisten. “In Zukunft werden wir deutschland- und europaweit Sponsoren suchen, das Leipziger Potenzial reicht für höhere Ligen nicht aus”, analysierte Stumpf, der offensichtlich schon ein paar Firmen in der Hinterhand hat, Namen allerdings nicht verraten wollte. “Das machen wir, wenn die Verträge unterzeichnet sind.” Durch die Mitarbeit von Vainauskas ist es nicht unwahrscheinlich, dass es demnächst auch Sponsoren aus Europa geben wird. Vainauskas’ Vater, Gedvydas, ist Chefredakteur der litauischen Tageszeitung Liteuvos Rytas und Besitzer des Vereins Liteuvos Rytas Vilnius, dem Jonas jahrelang vorstand. Stumpf und Scholz hatten Jonas Vainauskas, der seit geraumer Zeit europäische Basketball-Vereine beriet, nach Leipzig eingeladen. “Sechs Wochen bin ich mittlerweile hier und ich muss sagen, dass Leipzig absolut Potenzial für diese Vision hat”, so Vainauskas, der das Konzept zur Vision erarbeitet hat und sich keine Sorgen um die sportliche Seite macht. “Wenn wir aufgestiegen sind, werden einige ambitionierte Spieler in Leipzig spielen”, versprach er. Außerdem werden die Uni-Riesen auf Anraten des Litauers auch die Jugendarbeit forcieren, eine Kooperation mit den Rahn-Schulen ist so gut wie sicher, im Sommer soll es mehrere Trainingscamps geben.

Sollte es mit dem Aufstieg in die ProA, sportlich oder nicht, nicht klappen, wäre das für Dr. Scholz kein Beinbruch. “Dann werden wir versuchen, das Budget so aufzustocken, dass wir nächstes Jahr aufsteigen. Aber dann haben wir den Druck.” Druck haben sich die Uni-Riesen mit ihrer Vision auch so gemacht. Der Fahrplan ist eng, die Voraussetzungen dazu müssen erstmal geschaffen werden. Trainer Dimitris Polychroniadis haben sie im Detail noch nicht in ihre Pläne eingeweiht. Er, der seit Jahren zahlreiche Veränderungen angeregt und eingefordert hat, wird auf jeden Fall Augen machen. So wie alle Basketballfreunde in Leipzig.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar