Der 1. FC Lok steuert auf ein packendes Abstiegsfinale zu. Die Probstheidaer kehrten am Sonntag mit einem glücklichen Punkt vom Auswärtsspiel gegen Viktoria Berlin zurück. Marzullo gelang vor 1.116 Zuschauern, darunter 600 Lok-Fans, erst in der Nachspielzeit das 2:2 (2:1). Gewinnt Lok die letzten beiden Spiele, ist der Club sicher durch. Theoretisch könnten auch zwei Remis reichen.

Im Stadion von Lichterfelde setzte der 1. FC Lok den Start- und den Endpunkt. Schon nach 36 Sekunden schlenzte Patrick Grandner den Ball ins Netz – sein sechster Treffer in den letzten vier Spielen. Und eine Minute vor Schluss jagte Gianluca Marzullo das Leder per Aufsetzer ins Berliner Tor. Vorangegangen war eine verunglückte Faust-Abwehr von Berlins Rickert und möglicherweise ein Foul, auch wenn dies Lok-Verteidiger Damian Paszlinski abstreitet.

“Ich war der erste am Ball und berühre ihn auch gar nicht”, so der polnische Abwehrmann, der allerdings auch mehrere Aktien an der schlechten Defensivleistung des 1. FC Lok am Sonntag hatte. Bei der zwischenzeitlichen Führung der himmelblauen Berliner versprang ihm der Ball, im anschließenden Zweikampf konnte er den wuchtigen Carlos Brinsa genauso wenig stoppen wie die hinzueilenden Krug und Dräger. Brinsa schob in die Mitte, wo Ex-Leipziger Maximilian Watzka nur noch einnetzen musste.

Nach 39 Minuten hatte Viktoria das Spiel verdientermaßen gedreht. Die Berliner gingen insgesamt konzentrierter zu Werke und spielten den deutlich besseren Fußball. “Spielerisch war das eine der besten Truppen, die ich in der Rückrunde gesehen habe.”, so Heiko Scholz, der schon nach einer halben Stunde auf die schwache Abwehrleistung seines Teams reagierte und Gino Böhne durch Sebastian Dräger ersetzte. “Er ist ein junger Mann und macht Fehler. Das ist okay, ich wollte ihn mit der Auswechslung nicht kritisieren, sondern schützen.” Böhne war der größte Schwachpunkt, verursachte auch durch eine ungelenkte Einlage den Ausgleich der Gastgeber durch Erdigi nach 18 Minuten.
Lok ließ sich nach der Führung in der Offensive zu selten blicken, hatte im Mittelfeld auch keine Mittel, sich gegen die beweglichen Watzka oder Antunovic durchzusetzen, die sich spielend leicht den Ball zuschoben. “Ich habe den Jungs in der Pause aber gesagt, dass Berlin 120 Pokalminuten in den Knochen hat und am Ende abbauen wird.”, berichtete Scholz. Dass dauerte allerdings recht lange, denn bis zur 60. Spielminute spielten nur die Gastgeber. Die von 600 Fans begleiteten Probstheidaer hatten Glück, dass unter anderem Ergidi nicht am Ergebnis schraubte.

Erst nach einer Stunde holte sich Lok die Mittelfeld-Hoheit, allerdings ohne gefährlich zu werden. Und wäre der eingewechselte Nicolai Jelitto sechs Minuten vor dem Ende kreativer gewesen, wäre der 1. FC Lok mit einer bitteren Pleite nach Hause gefahren. Julien Latendresse-Levesque holte dem freien Jelitto jedoch das Leder vom Fuß und gab das Fanal zur Schlussoffensive. Als zuerst Rickert einen Rolleder-Kopfball sensationell aus dem Winkel holte und in der 90. Minute Engler den Ball an die Latte zimmerte, sah alles nach einem Sieg der Gastgeber aus. Aber dann kamen Marzullo und Paszlinski und ein “sensationeller Ausgleich für die Moral” (O-Ton Scholz).

Paszlinski hat die nächsten Stationen bereits im Kopf. “Jetzt müssen wir gegen Magdeburg siegen und dann geht’s zur Hertha. Wow, das wird ein hartes Programm.” Das kann man so stehen lassen. Allerdings: Durch die Konstellation im Tabellenkeller wäre Lok bei zwei eigenen Siegen sicher gerettet, da der SV Babelsberg noch auf Hertha II und den ZFC Meuselwitz trifft. Wie vor zwei Jahren, als Lok am letzten Spieltag den direkten Regionalliga-Aufstieg perfekt machte, läuft alles auf einen Nervenkrieg am letzten Spieltag hinaus.
FC Viktoria Berlin vs. 1.FC Lok Leipzig 2:2 (2:1)
Regionalliga Nordost, 28. Spieltag

FC Viktoria Berlin: Rickert – Austermann, Klippel, Schröder, Ahmetcik – Kruschke (88. Gehring), Leutloff – Watzka, Ergirdi (C) – Brinsa (64. Jelitto), Antunovic (86. Brehmer). Trainer: Thomas Herbst.
1.FC Lok Leipzig: Latendresse-Levesque – Scheibe, Krug (C), Paszlinski, Böhne (31. Dräger) – Kilz – Zielinsky, Wendschuch (63. Rolleder), Langner (76. Engler), Grandner – Marzullo. Trainer: Heiko Scholz.

Torfolge: 0:1 Grandner (1.), 1:1 Ergirdi (18.), 2:1 Watzka (39.), 2:2 Marzullo (90.+2). Schiedsrichter: Marko Wartmann. Zuschauer: 1.116 im Stadion Lichterfelde, Berlin.
:
10. Berliner AK 07 (28 Spiele/ 34 Punkte/ – 4 Tore)
11. Germania Halberstadt (28/ 34/ -10)
12. Hertha BSC II (28/ 33/ -7)
13. ZFC Meuselwitz (28/ 33/ -18)
14. SV Babelsberg 03 (28/ 30/ -13)
15. 1. FC Lok Leipzig (28/ 28/ -13)
16. FSV Optik Rathenow (28/ 23/ -24):
10. Berliner AK: Plauen 9./H, Nordhausen 5./A
11. Halberstadt: Neustrelitz 1./H, Plauen 9./A
12. Hertha II: Babelsberg 14./A, Lok 15./A
13. Meuselwitz: Jena 4./A, Babelsberg 13./H
14. Babelsberg: Hertha II 12./H, Meuselwitz 13./A
15. Lok Leipzig: 1. FC Magdeburg 2./H, Hertha II 12./A
16. Optik Rathenow: Union Berlin II 3./A, Jena 4./H

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