Innerhalb einer Woche hätten die Zweitliga-Fußballerinnen des FFV Leipzig in Sachen Klassenerhalt alles klar machen können. Doch ausgerechnet in den beiden vorentscheidenden Partien gegen den Tabellenletzten und -vorletzten versagten den Leipzigerinnen die Nerven. Nach der 1:2-Pleite bei Viktoria Berlin, kassierten sie am Sonntag zu Hause gegen den USV Jena II gar eine 1:4-Klatsche. Fünf unsortierte Minuten reichten aus, um eine bis dahin gut kontrollierte Partie völlig aus der Hand zu geben.

Die Jenaer Reserve hatte gegen Gastgeber FFV in der ersten Halbzeit wenig Licht gesehen. “Wir sind hellwach, wir sind da!”, peitsche Kapitänin Marie-Luise Herrmann ihre Leipzigerinnen kurz nach Anpfiff noch einmal an. Die schienen verstanden zu haben: Nauesse schickt auf der linken Seite Gäbler, die passt überlegt ins Zentrum, wo Nyembo an den Ball kommt und ihn zum 1:0 in die Maschen hämmert (14.).

Zehn Minuten später fast das zweite FFV-Tor: Ein langer Gäbler-Freistoß segelt auf den Kopf von Nauesse, die allerdings nur die Querlatte trifft (24.). Ein weiterer Kopfball der Angreiferin verfehlte kurz darauf ebenso sein Ziel (26.) wie ein direkt getretener Heller-Freistoß von der linken Seite (28.).

Jena bis dahin weitestgehend abgemeldet. Wenn es die Gäste dennoch in Richtung Leipziger Tor zog dann meist über die rechte Seite, wo vor allem Anne Pochert für gefährliche Momente sorgte. In der 35. Minute konnte FFV-Torfrau Stahl ihren Schuss zur Ecke klären, in der 40. Minute setzte sie den Ball nur knapp über die Querlatte und in der 42. Minute stand die 28-Jährige frei vor dem Leipziger Tor, traf die Kugel aber nicht richtig. So nahm der FFV die 1:0-Führung mit in die Halbzeit und durfte weiter auf den so wichtigen Heimsieg hoffen.
Nur 20 Sekunden nach Wiederbeginn hatte Nauesse für Leipzig die Vorentscheidung auf dem Fuß. Halbrechts genoss sie ungewohnte Freiheit, ihr Schuss strich aber über das Gehäuse. Nach einer knappen Stunde machte erneut die Jenaerin Pochert auf sich aufmerksam und setzte einen Freistoß in Tornähe an die Latte. Als es kurz darauf einen weiteren Freistoß für die Gäste gab, musste FFV-Hüterin Stahl erstmals hinter sich greifen. Die Leipziger Abwehr bekam den Ball nicht aus dem Strafraum weg und Hausicke stocherte die Kugel aus dem Gewühl zum 1:1 über die Linie (60.).

Plötzlich ging alles ganz schnell: Drei Minuten später segelte ein Jenaer Freistoß-Ball aus der eigenen Hälfte vor den Leipziger Strafraum, sprang auf, narrte die falsch postierte FFV-Abwehr, geriet in die Füße von Milde, die schob kühl ein – 1:2 für Jena (63.). Der Schreck saß bei den Gastgeberinnen so tief, dass es im nächsten Angriff erneut einschlug. Wieder einmal ging es über rechts und diesmal kam auch Pochert zu ihrem Treffer – 1:3 (64.).

Innerhalb von nur fünf Minuten haben die Leipzigerinnen damit das gesamte Spiel aus der Hand gegeben. Trotzdem versuchten die Rudolph-Schützlinge, das Ergebnis zu verbessern. Doch Nauesse traf nur die Latte (68.) und Görner schoss – frei im Strafraum – der USV-Keeperin den Ball direkt in die Arme. Auch eine schöne Direktabnahme von Pfretzschner entschärfte die Torhüterin, die sich ganz lang machte und zur Ecke klärte (90.+1).
Den Schlusspunkt setzte Jena, das durch einen Milde-Heber unmittelbar vor dem Abpfiff sogar auf 1:4 erhöhte. Nach dem Schlusspfiff sanken die Leipziger Spielerinnen auf den Rasen, Tränen flossen, Coach Rudolph ging reihum, betrieb Seelenmassage. Wirklich unzufrieden war er mit seinem Team trotzdem nicht: “Die Einstellung hat absolut gestimmt, aber wir hatten kurzzeitig nicht genug Zugriff auf den Gegner. Einige wenige Aussetzer hat Jena sofort bestraft.”

Nun müssen in den verbleibenden drei Partien noch ein paar Pünktchen her. Wenn das schon am Sonntag (11. Mai, 14 Uhr) bei Tabellenführer Turbine Potsdam II gelänge, wäre das der richtige Balsam für die geplagte Fußballerinnen-Seele.
FFV Leipzig vs. USV Jena II 1:4 (1:0)
2. Bundesliga/ Staffel Nord/ Frauen, 19. Spieltag

FFV Leipzig: Stahl – Görner, Pfretzschner, Birne, Strang, Reichenbach, Heller, Gäbler, Herrmann, Nauesse, Nyembo. Trainer: Hendrik Rudolph.
USV Jena II: Kiontke – Krys, E.Müller, Utes, Beil (26. Zimmermann), Milde, Hausicke, Lehnard, Frank, von Carlsburg, Schmutzler (10. Pochert). Trainer: Christian Kucharz.

Torfolge: 1:0 Nyembo (14.), 1:1 Hausicke (60.), 1:2 Milde (63.), 1:3 Pochert (64.), 1:4 Milde (90.+3). Schiedsrichterin: Annette Raith (Ansbach), Gelbe Karte: Reichenbach (FFV). Zuschauer: 80 in der Sportschule “Egidius Braun”, Leipzig-Abtnaundorf.

Mehr Informationen zur 2. Bundesliga:
www.dfb.de/index.php?id=3085

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