Martin Matthäus ist zum deutschen Auftaktsieg gegen Portugal im Stadion von Salvador. Mit Zaunfahne, auch wenn das der FIFA nicht passt. Eine heimtückische Magenkrankheit hätte das Stadionerlebnis beinah verhindert. Nach dem Schlusspfiff gibt es jedoch einen krassen Rückfall...

Liebe Leser, entschuldigt, dass ihr erst jetzt wieder von mir hört, aber die letzten Tage war ich nicht in der Lage, das Tagebuch zu führen. Nachdem ich mich am ersten Tag meiner Rekonvaleszenz noch relativ fit gefühlt hatte, wurde es in der Nacht zu Sonntag sehr schlimm. Details erspare ich euch – nur so viel: Sowas habe ich noch nicht erlebt.

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Um den Besuch des deutschen Auftaktspiels gegen Portugal am Montag nicht zu gefährden und wegen meiner immer schlechter werdenden Verfassung, entschloss ich mich, ein Krankenhaus aufzusuchen. Mit dem Taxi fuhr ich ins Hospital São Rafael, einem privatem Krankenhaus in Salvador. Zu meinem Erstaunen war es sehr gut ausgestattet. Nach der kurzen Anmeldung mit einigen Sprachproblemen, welche ich mit Hilfe eines anderen Patienten klären konnte, kam ich recht schnell dran, musste aber eine Nummer ziehen. Es waren nur wenige vor mir.

Dem Arzt konnte ich auf Englisch schildern, woran ich leide. Danach wurde mir Blut abgenommen und ich bekam eine Infusion und Medikamente gegen die Magenkrämpfe, da ich schon sehr geschwächt war. Nach dem sechsstündigen Prozedere fühlte ich mich besser, ich konnte das Krankenhaus ohne negativen Befund verlassen. Auslöser war wohl etwas nicht mehr ganz so Frisches, was ich am Abend vorher in der Bar gegessen hatte.

Am Montag fühlte ich mich viel besser und war froh, dass ich mit zum Spiel konnte. Wir fuhren wieder mit dem Bus zum Stadion und waren fast drei Stunden vor dem Spiel da. Ich ging direkt ins Stadion um einen Platz für meine Zaunfahne zu sichern und hoffte, die FIFA besinnt sich auf die Fankultur. Leider war dem zunächst nicht so. Drei Ordner verhinderten dies. Nachdem sich das Stadion mehr und mehr füllte und mehr Zaunfahnen aufgehängt werden wollten, gaben die Ordner nach langen Diskussionen und unter Vermittlung von deutschen Fanbetreuern nach und erlaubten das Aufhängen.
Zum Spiel muss ich keine Worte mehr verlieren außer: Es war einfach geil und macht Lust auf mehr. Auf den Rängen haben wir auch alles gegeben. Nach dem Spiel ging es zum Feiern in die Stadt und anschließend in die Pousada. Auf der Heimfahrt spürte ich dann plötzlich wieder meinen Magen. Leider verlief die Nacht auf den Dienstag wie die auf den Sonntag beziehungsweise noch schlimmer. Ein krasser Rückfall. Mit Hilfe einer brasilianischen Bekannten eines Gruppenmitfahrers, die am Vortag ankam, habe ich mir weitere Medikamente am Vormittag gekauft.

Am Nachmittag stand die Reise nach Recife per Flugzeug an. Dort haben wir unsere Unterkunft bis zum Ende der Hinrunde. Diese liegt nur 50 Meter vom Strand entfernt. Die Reise war die reinste Qual, aber mir blieb nichts anderes übrig. So gut wie jedes Klo war meines. Mit allem drum und dran dauerte die Reise sieben Stunden, 21 Uhr kamen wir an. Ich bin dann auch sofort ins Bett. Am nächsten Morgen fühlte ich mich etwas besser. Ich blieb den ganzen Mittwoch in der Pousada und ruhte mich aus.

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