RB Leipzig hat am Freitag die letzte Aufstiegschance leichtfertig verspielt. Die Rasenballer lieferten gegen den SV Sandhausen das bislang schwächste Heimspiel der laufenden Saison ab. Angesichts einer Reihe guter Chancen, die die Badener auf der Strecke ließen, waren die Gastgeber mit dem 0:4 (0:1) noch gut bedient. Marco Thiede (36.) und Aziz Bouhaddouz (54., 59., 74.) schossen die Schwarz-Weißen zum Klassenerhalt.

Achim Beierlorzer musste diesmal auf fünf Profis verzichten. Fabio Coltorti verfolgte das Spiel von der Tribüne aus. Der Stammtorwart hatte sich am Millerntor eine Verletzung an der Achillessehne zugezogen. Georg Teigl plagte sich mit Hüftschmerzen und Rodnei mit Oberschenkelproblemen. Zsolt Kalmar steckte mitten in den ungarischen Abi-Prüfungen. Tim Sebastian saß seine Gelb-Sperre auf der Reservebank ab. Dominik Kaiser kehrte in die Startformation zurück. Diego Demme spielte in ungewohnter Weise hinten rechts.

Während die Rasenballer vor Anpfiff noch eine rechnerische Mini-Chance auf den Relegationsplatz hatten, ging es für die Gäste aus Rhein-Neckar darum, den Klassenerhalt vorzeitig festzuzurren. Die Sandhäuser Fanszene hatte heute besseres zu tun. Immerhin: 35 Fans boykottierten den Boykott. Die Reise nach Sachsen sollte sich für sie gelohnt haben.

Gemessen an Einsatz, Körpersprache und Spielweise glaubten die Rasenballer nicht mehr an das Aufstiegswunder. Den Leipzigern mangelte es ab Anpfiff an Kreativität und Biss. Beste Chance: Ein langer Ball landete im Sechzehner vor Damaris Füße. Der Angreifer zögerte zu lange, passte schließlich quer auf Sturmpartner Forsberg. Der Schwede schaltete zu spät und vertendelte den Ball (13.).

Die Tore schossen die Gäste: Nach einem Sandhäuser Einwurf verlängerte Compper in der Box unglücklich zu Thiede. Kurze Drehung, Schuss, Tor. Bellot hatte keine Chance (36.). Mit Wiederanpfiff verlieren die Rot-Weißen völlig die Lust auf Fußball. Thiede konnte unbedrängt Richtung Strafraum laufen, weil die Herren Hierländer, Kaiser und Hoheneder ihn einfach machen ließen. Der Schuss ging an den Pfosten, prallte zurück zu Bohaddouz, der das Leder lässig einschob (54.). Die Zuschauer reagierten mit einem Pfeifkonzert. Der Support-Block forderte lautstark mehr Kampf. Vergebens.

RB Stürmer Emil Forsberg versucht es erneut. Foto: Alexander Böhm
RB Stürmer Emil Forsberg versucht es erneut. Foto: Alexander Böhm

Nach fünf Minuten machte Bouhaddouz für die Gäste alles klar. Der Sandhäuser konnte nach einer Flanke von links freistehend einnetzen (59.). Nach einem Freistoß verhinderte Bellot, heute bester Leipziger auf dem Platz, den Bouhaddouz-Hattrick (65.). Wooten konnte nach schnellem Konter aus der Drehung nicht platziert abschließen (70.).

Weil Hoheneder sich weiterhin nicht für Bouhaddouz’ Laufwege interessierte, erzielte der Stürmer in der 74. Minute sein drittes Tor. Keeper Bellot war diesmal ohne Chance. Einen lupenreinen Hattrick erlebt man als Fußballer nicht alle Tage. Herzlichen Glückwunsch!

Die SVS-Fans veranstalteten im Gästeblock eine Polonaise, während sich die ersten RB-Anhänger frustriert auf den Heimweg machten. Der SV Sandhausen feierte in Abwesenheit seiner aktiven Fanszene den Liga-Verbleib. Die letzte Aufstiegschance der Rasenballer ist dahin. Sportdirektor Ralf Rangnick kann nach der schwachen Vorstellung für ein weiteres Jahr 2. Liga planen. Am 33. Spieltag reisen die Leipziger nach Ingolstadt. Bei der geplanten Aufstiegsparty des Tabellenführers ist den Leipzigern eine Statistenrolle zugedacht (Sonntag/15:30 Uhr).

Zuvor steht den Fans möglicherweise ein kleines Schmankerl ins Haus. Sollten die A-Junioren morgen in der Bundesliga den Staffelsieg klar machen, steigt am Donnerstag um 18.30 Uhr das Halbfinal-Hinspiel um die Deutsche Meisterschaft. Der Gegner hieße TSG Hoffenheim. Die Partie würde bei freiem Eintritt im Zentralstadion ausgetragen werden. An gleicher Stätte trägt die U17 am 7. Juni ihr Semifinal-Rückspiel gegen Borussia Dortmund aus.

Die Statistik zum Spiel

RB Leipzig:
Bellot – Demme (35. Hoheneder), Klostermann, Compper, Jung – Kimmich (53. Hierländer) – Forsberg, Kaiser (C), Poulsen – Reyna, Damari

SV Sandhausen:
Riemann – Kübler, Olajengbesi, Kister, Achenbach – Linsmayer, Kulovits – Kratz (80. Kuhn), Zellner (21. Wooten), Thiede – Bouhaddouz (88. Jovanovic)

Schiedsrichter:
Benjamin Cortus (Röthenbach bei Nürnberg)

Tore:
0:1 Thiede (36.), 0:2 Bouhaddouz (54.),  0:3 Bouhaddouz (59.), 0:4 Bouhaddouz (74.)

Gelbe Karten:
Kaiser (6), Reyna (4) | Linsmayer, Kratz

Zuschauer:
18.904

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