Die Pressemeldung, welche die BSG Chemie Leipzig am Dienstagabend an die Medien verschickte, war auffallend kurz - doch sorgte vor allem bei den Chemie-Fans für viel Entsetzen: „Mit sofortiger Wirkung gehen Dietmar Demuth und die BSG Chemie Leipzig getrennte Wege. Grund der Freistellung des langjährigen Cheftrainers ist allem voran die Mannschaftsleistung in den vergangenen Spielen.", hieß es da.

Und weiter: „,Mit der sportlichen Situation unserer Mannschaft sind wir insgesamt absolut unzufrieden‘, begründet Sportdirektor Andy Müller die Entscheidung. Für die nächsten beiden Spiele kommenden Samstag, den 08.12.18 gegen Zorbau und am Samstag, den 15.12.18 zum Pokalderby wird zunächst Co-Trainer Christian Sobottka übernehmen.“

Mit Dietmar Demuth muss damit ein Bundesliga-erfahrener Trainer seinen Stuhl räumen, der seit seinem Amtsantritt 2016 in Leutzsch einige beachtliche Erfolge verbuchen konnte. In der damals bereits laufenden Landesliga-Saison 2015/2016 führte er die BSG Chemie als Tabellenersten in die NOFV-Oberliga Süd. Nach der Saison 2016/2017 standen die Leutzscher erneut auf Rang 1 und stiegen vielumjubelt in die Regionalliga Nordost auf.

Zwar mussten die Grün-Weißen nach einer Saison bereits wieder absteigen – allerdings nur, weil die insolvenzgefährdeten Drittliga-Clubs Chemnitzer FC und FC Rot-Weiß Erfurt durch ihren Abstieg zusätzliche Plätze in der Regionalliga benötigten und daher zwei Teams mehr als üblich in die Oberliga zurückgeschickt wurden.

Dennoch hielt diese Saison noch einen grün-weißen Höhepunkt bereit, denn das Demuth-Team wurde sächsischer Landespokalsieger, was die Eintrittskarte für die Teilnahme am finanziell lohnenswerten DFB-Pokal war. Hier warf Chemie völlig überraschend den Zweitligisten Jahn Regensburg aus dem Wettbewerb und scheiterte eine Runde später am SC Paderborn – ebenfalls aus der 2. Bundesliga.

Zuletzt brannte die BSG Chemie zumindest spielerisch kein Feuerwerk mehr ab. Foto: Jan Kaefer
Zuletzt brannte die BSG Chemie zumindest spielerisch kein Feuerwerk mehr ab. Foto: Jan Kaefer

Vielleich waren es aber auch diese Highlights, die die Mannschaft im „Alltagsgeschäft Oberliga“ auf Dauer schwächte, wie Demuth bereits auf der Pressekonferenz nach dem Unentschieden gegen den FC International vermutete. Denn nach einem Blitzstart von zehn Siegen in zehn Spielen blieben die Grün-Weißen in den letzten fünf Partien sieglos – bei drei Remis und zwei Niederlagen.

Den Tabellenplatz 1 hat ihnen inzwischen der FSV Luckenwalde weggeschnappt, wobei Chemie mit nur drei Punkten Rückstand immer noch sehr aussichtsreich platziert ist. Dem Vorstand in Leutzsch ist diese Konstellation jedoch offenbar zu vage, und man sieht die Rückkehr in die Regionalliga akut gefährdet.

Nun muss es ohne Dietmar Demuth weitergehen, was in den sozialen Netzwerken auf viel Unverständnis stößt. „Warum auf einmal dieser übertriebene Aktionismus?!“, fragt sich z.B. ein Facebook-User. „Der Kult-Trainer verlässt unsere BSG … man sollte lieber die Einstellung der Spieler hinterfragen…“, meint ein anderer. Und ein dritter schreibt: „Das könnt ihr doch nicht ernst meinen (…) da kommt man aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus!“

Ob sich die Vereinsführung in Leutzsch mit der Trennung von ihrem bisherigen Erfolgscoach tatsächlich einen Gefallen getan hat, werden die nächsten Monate zeigen. Nähere Gründe, warum die BSG nicht mehr mit Demuth weitermachen wollte und ob bereits ein neuer Kandidat an der Angel zappelt, blieb sie Fans und Öffentlichkeit zunächst schuldig.

Link zur Pressemitteilung:
http://www.chemie-leipzig.de/…

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“…und ob bereits ein neuer Kandidat an der Angel zappelt…”

Dass es auch mal eine Frau werden könnte, hält wohl selbst die aufgeklärte LIZ für unmöglich. Ja, ja, die Stereotype sitzen tief.
Wird Zeit, dass auch in diesem Bereich eine Quote diskutiert wird.

Also los, Chemiker, traut euch und gebt einer Frau den Job!

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