Das Eisen ist noch heiß. Am kommenden Samstag müssen die Leipziger Handballerinnen allerdings ein paar ordentliche Hämmer auspacken, um dieses in Halbfinal-Form zu schmieden. Im russischen Rostow am Don hatte der HCL am Sonntag im Viertelfinal-Hinspiel des europäischen Cupwinners Cups eine 22:18-Niederlage hinnehmen müssen. Sechs Würfe an das Gebälk des gegnerischen Tores verhinderten eine bessere Ausgangsposition.

“Insgesamt sechs Mal Latte oder Pfosten ist zu viel für ein Spiel”, raufte sich auch HCL-Coach Stefan Madsen die Haare. Besonderes Pech hatte Saskia Lang, die gleich drei dieser “Holzwürfe” fabrizierte. Rostow-Don steht aktuell gemeinsam mit Swenigorod (stoppte den HCL in der Champions League Qualifikation) an der Spitze der russischen Superliga und gilt zudem als heißer Titel-Favorit auf den Cupwinners Cup.

Ganze 2.500 Kilometer fern der Heimat starteten die Leipzigerinnen dennoch selbstbewusst ins Spiel. Nach neun Minuten lagen sie beim 3:4 sogar erstmals vorn. Bei einem Spielstand von 7:7 (19.) schlich sich allerdings der erste Hänger ins HCL-Angriffsspiel ein. Drei riesen Chancen wurden liegen gelassen (der Pfosten lässt grüßen), während die Gastgeberinnen mit vier Kisten in Folge Treffsicherheit bewiesen (11:7/ 25.). Bis zur Pause arbeitete sich die Madsen-Truppe aber wieder auf zwei Tore an die Russinnen heran und ging mit einem 12:10 in die Kabinen.
Vielleicht saß Rostow in Gedanken noch am Samowar – den Wiederbeginn erwischte Leipzig jedenfalls deutlich besser. Mit einer betonharten Abwehr und einer gefühlt zehnarmigen Torhüterin Katja Schülke als Rückhalt, gelang noch einmal der Ausgleich (12:12/ 35.). Im Verlauf der Schlussviertelstunde konnte der russische Favorit jedoch einen Drei-, Vier-Tore-Vorsprung konservieren. Über 17:14 (44.), 19:15 (50.) und 20:17 (54.) trennte man sich schließlich mit 22:18.

Wirklich bemerkenswert: Von den 22 Rostower Treffern erzielte alleine die Ukrainerin Regina Shymkute unglaubliche 16 Stück! Die 27-jährige Rückraum-Granate in den Griff zu kriegen, könnte vermutlich ein erfolgsversprechender Tipp für das Rückspiel sein. “Diese Spielerin kann man nicht komplett ausschalten, dafür ist sie einfach zu stark”, weiß Trainer Madsen allerdings um die Schwere dieser Aufgabe. Auf Leipziger Seite glänzte Karolina Kudlacz als beste Torschützin. Zehn Treffer gingen auf ihr Konto – immerhin mehr als die Hälfte.

Den Einzug ins Halbfinale hat der HCL noch längst nicht abgeschrieben. “Vier Tore sind in unserer Halle machbar, da haben wir schon ganz anderes geschafft”, lässt HCL-Kapitänin Katja Schülke wissen. “Wir müssen einfach vorne unsere Chancen vor dem Tor konsequent nutzen und hinten genauso stark zusammenstehen, dann schaffen wir das!”. Quasi zur “Erwärmung” müssen die HCL-Mädels allerdings am Mittwoch noch mal in der Bundesliga ran. Gegen Koblenz/ Weibern (Tabellen-Neunter) gilt es dann, schon mal die Wurfpräzission auf die exakten Tor-Innenmaße zu justieren.
Rostow-Don: Barjaktarovic, Gabisova – Artamonova, Slivinskaya (4), Petrova, Lavrenyuk, Zhitlova, Svitanko, Shybanova, Yartseva (1), Bobrovnikova, Sen (1), Shymkute (16/6), Tsvirinko, Garbuz, Djokic.
HC Leipzig: Schülke, Plöger – Visser (2), Augsburg (2), Müller (1), Reiche, Kramer (1), Bont, Schulze, Kudlacz (10/2), Lang (1), Hubinger (1).

Schiedsrichter: Vanja Antic/ Jelena Jakovljevic (Serbien), Siebenmeter: Rostow 6/6 (Shymkute 6/6), HCL 2/2 (Kudlacz 2/2), Zwei-Minuten-Strafen: Rostow 1x (Petrova), HCL 0x, Zuschauer: 2.500 im “Sport-Don”, Rostow-Don.
Balonmano Bera Bera (ESP) – Thüringer HC (GER) 15:33
Vaci NKSE (HUN) – Issy Paris Hand (FRA) 24:23
Dinamo Wolgograd (RUS) – Hypo NÖ (AUT) 22:31
Rostow-Don (RUS) – HC Leipzig (GER) 22:18

Rückspiel:
HC Leipzig – Rostow-Don
am Samstag, 16. März um 15:00 Uhr
in der Arena Leipzig.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Jan Kaefer über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar