Am Mittwoch war beim Spiel des HC Leipzig gegen den Buxtehuder SV alles Müller. Während die WM-Torschützenkönigin Susann Müller zum 35:33-Erfolg ihres Teams sagenhafte 15 eigene Treffer beisteuerte, war Kreisläuferin Anne Müller schon glücklich darüber, nach drei Monaten Verletzungspause endlich erstmals wieder selbst ins Geschehen eingreifen zu dürfen.

Mit Leipzig und Buxtehude standen sich der aktuelle Tabellenzweite und -dritte gegenüber. Ein Spitzenspiel also, auch wenn beide Teams inzwischen bemerkenswerte zwölf (!) Punkte trennen. Den nervöseren Start hatte allerdings der HCL. Offensiv gelang zunächst gar nichts, während hinten viel zu einfache Bälle einschlugen. Nach zehn Spielminuten hatten die Gastgeberinnen aus elf Angriffen lediglich vier Tore herausholen können und lagen folgerichtig mit 4:5 hinten.

Susann Müller war es vorbehalten, per 6:5 (12.) erstmals eine HCL-Führung zu erzielen. Überhaupt fungierte die 25-Jährige in Sachen Torerfolg als Alleinunterhalterin. Von den ersten sieben Leipziger Treffern gingen sechs auf ihre Kappe. Bis zur Halbzeit sollten es noch zehn werden.
Ab Mitte der ersten Hälfte stabilisierten sich die Leipzigerinnen etwas. Phasenweise klappte da sogar das schnelle Konterspiel nach erfolgreicher Balleroberung in der Abwehr. Der Lohn war eine Vier-Tore-Führung (14:10/ 21.). Daran konnte bereits Anne Müller mitfeilen, die in der 11. Minute ihr Comeback feierte und sich wenig später auch in die Torschützenliste eintrug. Sie konnte allerdings das Schmelzen des hart erarbeiteten Vorsprungs nicht verhindern. Zunehmende Faselfehler brachten Buxtehude wieder zum 18:17-Anschluss heran. Ein sofort einberufener Timeout zeigte Wirkung und brachte einen versöhnlichen 20:17-Pausenstand ein.

Auf stabilem Grund war diese Führung allerdings nicht gebaut. So vergingen in der zweiten Halbzeit gerade einmal fünf Minuten, als es beim 21:21 schon wieder Unentschieden stand. Der Ausgleich fiel, als Susann Müller eine Zwei-Minuten-Strafe absitzen musste. Im Anschluss hatte der HCL bei einem Buxtehuder-Siebenmeter sogar Glück, nicht direkt in Rückstand zu geraten. Der Strafwurf klatschte an den Pfosten.

Als beim 22:23 (37.) der Rückstand trotzdem eintrat, war die Partie zusehens ruppiger geworden. Zudem brachten mehrere strittige Schiedsrichter-Entscheidungen die 1.971 Zuschauer in der Arena hörbar auf die Palme. Pfiffe und “Schieber!”-Rufe schallten von den Tribünen. Die Leipzigerinnen waren nun zehn Minuten damit beschäftigt, einem Rückstand hinterher zu laufen. Immerhin galt es, eine über 20-jährige Serie aufrecht zu erhalten, so lange ist nämlich der letzte Buxte-Sieg in Leipzig schon her.

Eine Viertelstunde vor Schluss legte Susann Müller mit ihrem 29:27 (47.) die Weiche entscheidend um. Auch wenn Buxtehude noch mehrmals den Anschluss schaffte, zu einem Unentschieden oder gar einem Rückstand kam es jetzt nicht mehr. Mit ihrem ersten und einzigen Tor des Spiels war es Anne Hubinger, die 67 Sekunden vor dem Abpfiff mit dem 35:33 für die endgültige Entscheidung sorgte.
“Auf beiden Seiten war die Abwehr nicht so super, es sind ziemlich viele Tore gefallen.”, sagte Anne Müller hinterher und wusste, woran im Training noch zu arbeiten ist: “In der Abwehr eine bessere Abstimmung hinkriegen und aggressiver sein.” Warum es trotz löchriger Defensive dennoch zu Sieg gereicht hat? “Wir haben auch heute wieder bis zum Ende gekämpft. Deswegen haben wir auch gewonnen.”

Ein HCL-Sieg wäre auch am kommenden Montag (27.1./ 19 Uhr) wichtig. Da spielen die Leipzigerinnen bei Frisch Auf Göppingen um den Einzug in die Pokalendrunde Final Four. Sollte das gelingen, stünden die Chancen nicht schlecht, dass Leipzig zum Austragungsort für dieses Finale erwählt werden könnte.
HC Leipzig vs. Buxtehuder SV 35:33 (20:17)
1. Bundesliga, Frauen, 19. Spieltag

HC Leipzig: Herrmann, Roth – Visser (3), Mazzucco (2), A.Müller (1), Bont, Schulze (1), Kudlacz (9/1), Hubinger (1), Lang (3), S.Müller (15/1), Rösike, Lederer. Trainer: Wieland Schmidt/ Max Berthold.
Buxtehude: Lenz, Gronemann – Deen (5), Ägren (6), Bülau (7/2), Limberg, Lamp, Gubernatis (5/3), Oldenburg (2), Techert (4), Kaiser, Hayn, Lembke (4). Trainer: Dirk Leun.

Schiedsrichter: Robert Schulze/ Tobias Tönnies. Siebenmeter: HCL 2/2 (S.Müller 1/1, Kudlacz 1/1), Buxtehude 5/7 (Bülau 2/3, Gubernatis 3/4). Zwei-Minuten-Strafen: HCL 3x (Mazzucco, A.Müller, S.Müller), Buxtehude 2x (Bülau, Gubernatis). Zuschauer: 1.971 in der Arena Leipzig.

Mehr Informationen:
Offizielle Website der Handball Bundesliga Frauen

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