2.351 Zuschauer standen während der letzten zehn Minuten und lärmten was das Zeug hielt. Sowohl Auer als auch Leipziger Fans trieben ihre Mannschaften in einer packenden Schlussphase noch einmal an. Knapp behielten die Hausherren mit 26:24 die Oberhand im Sachsen-Derby, eine Spannung die nach der dominanten Startphase nicht zu erwarten war. Zwar verkürzten die Erzgebirgler bis zur Pause, dass auf Leipziger Seite die zweite Hälfte so schwach war, überraschte und sorgte für den Nervenkitzel.

8:1 führten die DHfKler, als Runar Sigtryggsson bereits in der 14. Minute seine zweite Auszeit nehmen musste. Bis hierhin fand seine Mannschaft einfach keine Mittel, das Spiel der Leipziger zu unterbinden. Trainer Christian Prokop beschrieb diese Phase im Nachhinein als “nahezu perfekt”. Absolut nachvollziehbar, denn die Abwehr stand sicher und erzwang ein ums andere mal die Warnung der Schiedsrichter wegen Zeitspiels. Im Angriff trafen Philipp Weber nach seiner Verletzungspause und Franz Semper aus dem Rückraum, sowie Lukas Binder und Lukas Krzikalla von den Außenpositionen oder über Gegenstöße.

Anschließend aber sei die Konzentration etwas verlorengegangen, Aue nutzte dies und setzte die neuen taktischen Vorgaben Sigtryggsons gut um. Der Sieben-Tore Rückstand konnte Stück für Stück verkürzt werden, vor allem Ladislav Brykner setzte nun im Angriff Akzente. In der Abwehr wagten die Gäste auch etwas mehr, stellten beispielsweise kurzzeitig die Ballseite mit vier Leuten zu, um dem Ballführenden alle Passwege unmöglich zu machen. Zwar gelang es den oft eingesetzten sechsten Feldspieler der Männer aus der Bergbauregion mit einer Manndeckung zu neutralisieren, dennoch waren es zur Halbzeit nur noch drei Tore, die beide Teams trennten.

In der zweiten Hälfte musste Christian Prokop seine Männer in die Spur zurück bringen Foto:Sebastian Beyer
In der zweiten Hälfte musste Christian Prokop (Mitte) seine Männer in die Spur bringen Foto: Sebastian Beyer

Auch nach der Pause verkürzten die Gäste weiter, Schritt für Schritt rückten sie den Hausherren auf die Pelle. Und das auch im wörtlichen Sinne, wie Lukas Binder bestätigte. “Mein Gegenspieler Jan Faith hat mich in der zweiten Hälfte wirklich komplett zugestellt, da konnten wir schlecht über meine Seite spielen.” Binder spielte trotz Bänderriss im Sprunggelenk und hatte für diese Verletzung erstaunlich viel Spielzeit: “Der Fuß ist fest mit Tape umwickelt, außerdem trage ich darunter eine Bandage. Das Sprunggelenk kann ich so fast nicht bewegen, daher ging es ganz gut.” Wenn sich nichts verschlechtere, plant er auch kommenden Mittwoch voll dabei zu sein.

Es mangelte allerdings nicht nur an Abschlüssen von außen, auch die Torwartleistung war nicht so gut, wie in vergangenen Wochen. Dies zu kritisieren, heißt zwar auf hohem Niveau zu jammern, doch schnell gewöhnt man sich eben auch an außerordentliche Leistungen. Diese fehlten auch am Mittwochabend nicht komplett. Franz Semper als neunfacher Torschütze in sehr wichtigen Momenten zeigte die gleiche Stärke wie schon seit Monaten. Dennoch geriet die Mannschaft sogar kurz in Rückstand. Zwischen der 48. und 53. Minute lagen die Gäste immer wieder mit einem Tor vorn, dann erhoben sich die Leipziger Zuschauer und boten den Fans aus Aue Paroli.

Fans aus Aue bejubeln die zwischenzeitliche Führung Foto: Sebastian Beyer
Fans aus Aue bejubeln die zwischenzeitliche Führung Foto: Sebastian Beyer

So half es laut Prokop ungemein, wie das Publikum der Mannschaft den Rücken stärkte: “Aus einem Konzentrationsloch muss man sich erst einmal heraus kämpfen, wenn die Zuschauer ab der 52. Minute geschlossen aufstehen und anfeuern, hilft das enorm. Wir haben sicher keine gute zweite Hälfte gespielt und Aue dadurch bestärkt, ich bin glücklich über die zwei Punkte.”

Ebenso kann sich Prokop über Marvin Sommer als künftigen Leipziger freuen. Zwar nahmen ihn seine zukünftigen Mannschaftskollegen recht gut aus dem Spiel, vier Tore gelangen ihm dennoch für den jetzigen Verein. Nach drei Spielen in einer Woche haben die Leipziger nun sieben Tage Wettkampfpause. “Das ist ganz gut denke ich”, sagte Philipp Weber nach dem Spiel, “ich kann mir vorstellen, dass mancher doch nicht mehr ganz bei Kräften war.” Für ihn sei die Entscheidung im Pokal und gegen Dormagen auszusetzten richtig gewesen. “Ich fühle mich wieder richtig gut und die Liga hat klar Priorität.” Mit zehn Treffern (fünf Siebenmeter) machte er klar, dass nach dem Muskelfaserriss wieder auf ihn gebaut werden kann.

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