Insgesamt rund 6.000 Trainingskilometer hat der Leipziger Maximilian Breitkreuz investiert - und sich nun dafür belohnen können. Ende August wurde der 28-Jährige Sachsenmeister auf der Triathlon-Halbdistanz. Wie dieser Erfolg mit nur 0,5 Prozent Talent, gesunder Mittelmeerküche und etwas Ingenieurswissen möglich wurde, verrät er im Interview mit L-IZ.de.

Herr Breitkreuz, Sie sind Ende August Triathlon-Sachsenmeister in der Halbdistanz geworden. Was mussten Sie dafür tun?
Beim Knappenman am 26. August bin ich auf der Mitteldistanz – die besteht aus 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 21,1 Kilometer Laufen – als erstes Mitglied eines sächsischen Triathlonvereins ins Ziel gekommen. Dazu gehörte natürlich eine entsprechende Vorbereitung.

Belauscht man Menschen auf Arbeit oder in der Straßenbahn lernt man, dass es Menschen gibt, denen es schon schwerfällt, einmal in der Woche den Hintern für Sport hochzubekommen. Sie haben doch gewiss eine Laufuhr oder eine Handy-App. Was sagt die über Distanzen und Gesamt-Trainingszeiten aus?
Ich finde es völlig in Ordnung, wenn Menschen ihre Prioritäten anders setzen und keinen Sport treiben. Dieses Jahr bin ich bis jetzt etwa 5.000 Kilometer Rad gefahren, knapp 1.000 Kilometer gelaufen und 110 Kilometer geschwommen. Das entspricht im Schnitt guten neun Stunden reine Trainingszeit pro Woche.

Wie passt das in Ihren Alltag?
Bis jetzt lässt sich das trotz 40 Stunden Wochenarbeitszeit ganz gut eintakten. Danke an meine Freundin, die da ein ums andere Mal sehr tolerant und verständnisvoll ist.

Sind Menschen ohne berufliche und familiäre Verpflichtungen beim Triathlon bevorteilt?
Ich würde jemanden ohne Job und Familie nicht unbedingt bevorteilt nennen wollen. Die Frage muss man wohl trotzdem mit “ja” beantworten. Im Ausdauersport steht die investierte Zeit in einem direkten Zusammenhang zur möglichen Leistung.

Für viele ist vor allem die Schwimmdistanz ein Hindernis, um einen Triathlon zu meistern. Sie haben beim Knappenman nur 28 Minuten für 1,9 Kilometer gebraucht. Wie lernt man, so schnell zu schwimmen?
Die weltbesten Schwimmer im Triathlon schaffen die 1,9 Kilometer in gut 22 Minuten. So schnell sind die 28 Minuten also gar nicht. Ich habe erst vor fünf Jahren mit Hilfe von Youtube-Videos angefangen Kraulen zu lernen. Dabei kommt mir wahrscheinlich mein Ingenieurstudium zugute und hilft, Guru-Wissen von guten Tipps zu unterscheiden.

Wie viel ist an Ihrer Leistung Talent und wie viel ist harte Arbeit?
100 Prozent Glück, dass ich keine Krankheiten oder Verletzungen habe, die mich am Ausüben des Sportes hindern. Von der Leistung sind dann 90 Prozent Training, 9,5 Prozent Recherche und Köpfchen bei der Gestaltung des Trainings und 0,5 Prozent Talent.

Haben Sie sich auch schon an die Langdistanz getraut?
Nein. Der Knappenman war auch erst meine dritte Mitteldistanz, und ich habe auf dieser Streckenlänge noch einiges zu lernen, bevor ich mir eine Langdistanz zutraue.

Es heißt, Ausdauersportler suchen immer nach dem nächsten Kick. Auf einen Marathon folgt ein Ultrathlon, darauf womöglich ein Triathlon. Was reizt Sie noch?
Hinsichtlich Wettkämpfen möchte ich nächstes Jahr zum Alpe d’Huez Triathlon (2,2 km Schwimmen, 118 km Rad mit 3.200 Höhenmetern und 20 km Laufen in 2.000 m Höhe). Allgemein reizt mich am Sport die Freiheit, die einem insbesondere das Fahrrad bietet. Wenn man einigermaßen fit ist, ist Bikepacking eine tolle Möglichkeit, um von A nach B zu kommen oder Länder und Landschaften sehr frei und unabhängig zu erkunden.

Sie sind 28 Jahre alt und verbringen soviel Zeit mit Sport. Haben Sie keine Angst, dass Sie mit 50 auf viele Erfolge zurückblicken werden, aber Gelenke und Muskeln kaputt sind?
Nein. Als erfolgreichen Sportler würde ich mich nur in dem Sinne sehen, dass ich Spaß am Training habe und selbst gesteckte Ziele erreiche. Ich verdiene allerdings kein Geld mit dem Sport, habe keine Sponsoren und sehe Triathlon eindeutig als Hobby und nicht als Sinn. Ich würde mit kaputten Gelenken also lieber auf eine schöne Zeit beim Schwimmen, Radfahren und Laufen, als an die wenigen Momente auf einem Siegerpodest zurückdenken.

Zweitens gibt es genügend Studien die belegen, dass ein aktiver Lebensstil die beste Vorbeugung gegen degenerative Gelenkerkrankungen ist, und insbesondere auf den längeren Distanzen kann man Triathlon sehr lange auf hohem Niveau betreiben. Das Durchschnittsalter der Sieger des Ironman Hawaii in den letzten zehn Jahren liegt bei 34,3 Jahren – bis dahin habe ich noch sechs Jahre Zeit.

Wie sieht Ihre Ernährung in den Trainingsphasen und vor, während und nach den Wettkämpfen aus?
Generell ist mir bei meiner Ernährung wichtig, dass es schmeckt. Ich koche fast jeden Tag und achte darauf, möglichst wenig verarbeitete Zutaten zu verwenden. Gemüse und Obst sind Grundnahrungsmittel und gibt es jeden Tag. Außerdem liebe ich Olivenöl und bin großer Freund der Mittelmeerküche.

Ich nutze keinerlei Nahrungsergänzungsmittel, Proteinshakes, Energieriegel oder ähnliches. In Wettkämpfen nehme ich zur Verpflegung mit Zucker gesüßten Tee und Wasser zu mir – an heißen Tagen mit einer Prise Salz, um den Verlust an Mineralien durch das Schwitzen auszugleichen.

Gibt es Fehler, die angehende Triathleten bei Training und Ernährung zwingend vermeiden sollten?
Am wichtigsten ist es, denke ich, auf den eigenen Körper zu hören und insbesondere auf ausreichend Zeit zur Regeneration und Schlaf zu achten. Unbedingt vermeiden sollte man es meiner Meinung nach, immer nur mit einer hohen Intensität zu trainieren. Die weltweit erfolgreichsten Ausdauersportler trainieren maximal 10 Prozent der Trainingszeit intensiv.

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