Das Panometer Leipzig begeht sein 20-jähriges Jubiläum und blickt auf zwei Jahrzehnte als Kulturstandort mit insgesamt acht großen Panorama-Ausstellungen zurück. Seit der Eröffnung am 24. Mai 2003 haben über 4 Millionen Menschen die großformatigen 360-Grad-Panorama-Installationen von Yadegar Asisi in Leipzig besucht.

Das Panometer und Leipzig sind damit Ausgangspunkt einer einzigartigen Entwicklung der Panorama-Kunst von Yadegar Asisi. Der in Leipzig und Halle aufgewachsene Asisi ist bis heute innig mit der Stadt verbunden: „In der Stadt meiner Kindheit ein Projekt wie das Panorama des Mount Everest zu realisieren, hatte bereits 2003 einen hohen Stellenwert für mich. 20 Jahre lang in Leipzig die Entwicklung meiner Arbeit fortführen zu können, hätte ich damals nicht zu träumen gewagt. Dafür bin ich den Leipzigern und allen Mitstreitern besonders dankbar.”

Was 2003 mit dem EVEREST als Ein-Mann-Projekt begann, entwickelte sich aufgrund des großen Erfolgs in den Folgejahren bald zu einer Künstlerwerkstatt und machte das Panometer zu einem wichtigen Kulturstandort in Leipzig. Mit dem anschließenden Panorama ROM 312 zeigte Asisi sein erstes Antikenprojekt, gefolgt von seinem zweiten Natur-panorama AMAZONIEN. Anlässlich des 200. Jahrestages der Völkerschlacht eröffnete 2013 LEIPZIG 1813. Es folgten mit GREAT BARRIER REEF, TITANIC, CAROLAS GARTEN und NEW YORK 9/11 vier weitere Panoramen in Leipzig. In seinem Premierenhaus ist aktuell das Antikriegsprojekt NEW YORK 9/11 ausgestellt, welches den Besucher entlang lebensgroßer Installationen zum Krieg gegen den Terror in das Manhattan des 11. Septembers 2001 führt.

Asisis Gesamtwerk zeichnet vor allem ein Bild menschlicher Gesellschaft und ihrer Entwicklungsgeschichte. Es behandelt Stadtansichten, Kulturen und Religionen dieser Welt, große Naturräume und -phänomene entlegener Orte in ihren vielschichtigen Verhältnissen zum Menschen sowie Momente der Zeitgeschichte. Die hochkomplexen Bilder werden in langjähriger Arbeit von einem mehrköpfigen Team zu einer hyperrealistischen, malerischen Komposition zusammengefügt.

Heute können die Panoramen von Yadegar Asisi neben Leipzig auch in Berlin, Dresden, Lutherstadt Wittenberg sowie Pforzheim besucht werden. Neue Standorte werden voraussichtlich 2023 in Wien und 2024 in Konstanz eröffnen. Mit dem Standort Wien liefert er eine Reminiszenz an die Hochphase der historischen Panoramen. Die österreichische Hauptstadt war im Verlauf des 19. Jahrhunderts eine Hochburg der Panorama-Ausstellungen und erhält nun erstmals seit Asisis Wiederbelebung der Kunstform erneut eine Ausstellungsrotunde.

Für mehrere Jahre waren Panoramaprojekte auch in Frankreich zu sehen, das Pergamon-Panorama wurde als Videoinstallation zudem im Metropolitan Museum of Art in New York ausgestellt.

Anlässlich der Feierlichkeiten des diesjährigen Jubiläums bietet das Panometer Leipzig ein abwechslungsreiches Programm mit Aktionen und Führungen:

  • Exklusive Führungen mit Yadegar Asisi durch NEW YORK 9/11 am 27.05. um 14:00 sowie 17:00 Uhr
  • Kostenfreier Einlass für Schulklassen im Juni 2023 (gültig nach Verfügbarkeit und nur nach Anmeldung zwischen dem 16.05.2023 und 23.06.2023)Reduziertes Familienticket für 20€ statt 35€ im Juli 2023
  • 20% Rabatt auf Vollzahler- und ermäßigte Tickets im August 2023

Chronologie der Panoramen im Panometer Leipzig

EVEREST

2003-2005, 2012, 2013

Mit dem Pilotprojekt EVEREST, dem weltweit größten Panorama des höchsten Berges der Erde, begann der Siegeszug der Panoramen von Yadegar Asisi. Das Werk zeigt den Berg, der auf Nepali Sagarmatha („Stirn des Himmels“) genannt wird, inmitten der majestätischen Hochgebirgslandschaft des Himalaya. Die Ehrfurcht einflößenden Dimensionen des Bildes sowie die dramatische Licht- und Farbinszenierung verbildlichen die unterschiedliche Wahrnehmung des Berges als heiliger Ort in der östlichen und als herausforderndes Abenteuer in der westlichen Kultur.

ROM 312

2005-2009

Das erste monumentale Historienpanorama von Yadegar Asisi zeigt eine detailreiche 360-Grad-Ansicht Roms, die den Betrachter in die spätantike Metropole des Jahres 312 n. Chr. versetzt. Im Mittelpunkt steht der Einzug Kaiser Konstantins, der nach dem Sieg über seinen Rivalen Maxentius das Christentum zur Weltreligion erhob und damit Geschichte schrieb.

Asisis Werk basiert auf einem Panorama der deutschen Maler Bühlmann und Wagner aus dem 19. Jahrhundert. In seiner modernen Interpretation vermittelt Asisi ein tiefes Verständnis für das kulturelle Erbe Roms und die Bedeutung der Christianisierung, die unsere Gesellschaft bis in die heutige Zeit prägt.

AMAZONIEN

2009-2012

Yadegar Asisis zweites Naturpanorama ist eine Hommage an Alexander von Humboldt und Wilfried Morawetz. Asisi zeigt die Schönheit und Vielfalt des Ökosystems Regenwald durch ein Panoramabild mit Tag- und Nachtsimulation, Sonnenauf- und Sonnenuntergang, den Geräuschen des prasselnden Regens und der tiefdunklen Tropennacht mit ihren unzähligen akustischen Facetten.

Die Ausstellung beleuchtet das empfindliche Gleichgewicht zwischen den Ambitionen des Menschen und der rohen Schönheit der Natur und reflektiert unsere ambivalente Wahrnehmung der Natur in Zeiten von Klimawandel und Umweltzerstörung.

LEIPZIG 1813

2013-2015

Anlässlich des 200-jährigen Gedenkens an die Völkerschlacht bei Leipzig widmete Asisi der Stadt das erste Leipziger Panorama: Vor den Toren der wohlhabenden Handelsstadt kämpf-ten 1813 mehr als eine halbe Million Soldaten um die Vorherrschaft in Europa, rund 100.000 Menschen starben.

Das Werk inszeniert bewusst kein heroisierendes Schlachtengetümmel, sondern zeigt das vielfache Leid der Soldaten und die katastrophalen Auswirkungen des Krieges auf die Stadt und ihre Bewohner. Vom Turm der Thomaskirche aus eröffnet sich dem Betrachter ein Blick auf die Straßen der Innenstadt mit dem Chaos und Gedränge der Flucht im Moment einer der größten Niederlagen Napoleons.

GREAT BARRIER REEF

2015-2017

Das Panorama des Korallenriffs vor der Küste Australiens reiht sich in die Serie der Naturpanoramen von Yadegar Asisi ein. Es zeigt die einzigartige Unterwasserwelt des Riffs in ihrer ganzen fragilen Schönheit und Diversität. In seiner Verdichtung schafft das Werk einen idealisierten Raum, der in der Natur weder in seiner Gesamtheit noch zur gleichen Zeit zu sehen wäre und offenbart den Blick auf eine Welt, die uns fragen lässt, ob unser Fort-schritt diesen unschätzbaren Verlust rechtfertigt.

TITANIC

2017-2019

Das Panorama der Tiefsee thematisiert nicht das Schiffsunglück selbst, sondern führt den Betrachter auf den Grund des Ozeans in über 3.800 Meter Tiefe. Ein diffuses und künst-lerisches Lichtszenario sowie ein atmosphärischer Soundteppich erzeugen eine düstere Szenerie und geben den Blick frei auf das in zwei Teile zerbrochene Wrack und verstreute Trümmerteile.

Yadegar Asisis metaphorisches Werk verweist auf den Hochmut des Menschen gegenüber der Natur, auf die Endlichkeit menschlichen Seins und Handelns einerseits, aber auch auf die enorme ingenieurwissenschaftliche Leistung andererseits.

CAROLAS GARTEN

2019-2022

Asisis Ansicht eines Leipziger Gartens führt auf eine Reise in die Welt des Mikrokosmos. Die wohl jedem Besucher vertraute Szenerie eines typischen Kleingartens wird in der tausend-fachen Vergrößerung des Panoramas zu einer ganz eigenen, farbenfrohen und fantastisch anmutenden Welt. Mit dem Verweis auf die Natur vor unserer Haustür ist das Werk eine Hommage an das Leben selbst, an unsere Wahrnehmung und Wertschätzung unserer Umwelt.

NEW YORK 9/11

2022-2024

Yadegar Asisis Antikriegspanorama zeigt die Szenerie um das World Trade Center am Morgen des 11. September 2001 um 08:41 Uhr, fünf Minuten vor den Attentaten. Mit dem Wissen um die nachfolgenden Katastrophen wird dieser Ausgangspunkt inmitten des morgendlichen Trubels in der multikulturellen Metropole zu einer scheinbar utopischen Momentaufnahme.

Mehr denn je zuvor ist das aktuell ausgestellte Panorama Teil eines dramaturgisch gestalteten Ausstellungsrundgangs. Dieser zeigt in fünf weiteren Installationen die Nachwirkungen der Anschläge in Form des darauffolgenden „Krieges gegen den Terror“ und gedenkt allen Opfern der Gewalt.

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