Die Filme der Internationalen Wettbewerbe stehen fest. Ebenso die neue Sektion Camera Lucida mit unkonventionellen Filmen, die außer Konkurrenz laufen. Damit ist das Programm von DOK Leipzig komplett. Insgesamt zeigt das Festival in diesem Jahr 150 Filme und XR-Arbeiten, darunter sind 43 Weltpremieren, 11 Internationale, 7 Europäische und 36 Deutsche Premieren.

Im Internationalen Wettbewerb langer Dokumentar- und Animationsfilm ist eine Reihe renommierter Filmschaffender vertreten, so etwa die US-amerikanische Künstlerin Shelly Silver mit der Weltpremiere ihrer neuen Arbeit „Girls/Museum“. Im Museum der bildenden Künste Leipzig (MdbK) gedreht, setzen sich junge Mädchen von sieben bis neunzehn Jahren mit Kunstwerken auseinander, die meist aus männlicher Hand stammen.

Seine Weltpremiere feiert bei DOK Leipzig außerdem „Children“ der israelischen Regisseurin Ada Ushpiz. Sie stellt sich in ihrem Film der Frage, warum sich palästinensische Minderjährige an der Intifada gegen Israel beteiligen. Ushpiz begleitet Kinder und ihre Familien und wird Zeugin eines ungeheuerlichen Drucks.

Mit „Downstream zu Kinshasa“ ist der kongolesische Regisseur Dieudo Hamadi vertreten. Sein Film nimmt seinen erzählerischen Ursprung in Kisangani und erzählt über Kriegsversehrte, die um Entschädigung ringen. Nachwuchsregisseur*innen beteiligen sich in den Wettbewerben mit Produktionen aus Argentinien, Russland oder Litauen.

Thematisch blicken die Filme unter anderem auf die USA und geben durch unterschiedliche Zugänge einen filmischen Kommentar auf den Zustand des Landes. Kontrovers und ausdrucksstark wird zudem das Thema Abtreibung mittels Knetfiguren im argentinischen Film „Vicenta“, der bei DOK Leipzig Weltpremiere hat, behandelt.

„Die internationalen Wettbewerbe von DOK Leipzig setzen auf die produktive Begegnung des experimentierfreudigen Nachwuchses mit jenen, die der Neugier und der Kreativität ihrer Anfänge treu geblieben sind“, so Festivalleiter Christoph Terhechte. „Erstmals wird daher die internationale Jury im Wettbewerb langer Filme nicht nur eine Goldene Taube verleihen, sondern auch eine Silberne Taube, die explizit für den besten Nachwuchsfilm vorgesehen ist.“

Im Internationalen Wettbewerb der Kurzfilme findet sich mit der Produktion „E14“ eine eigenwillige Auseinandersetzung mit dem Lockdown während der Covid-19-Pandemie, und mit „William Jefferson Wilderness“ ist ein weiterer US-Film zu sehen, der sich auf originelle Weise mit dem Vermächtnis des ehemaligen Präsidenten Bill Clinton auseinandersetzt.

Die neu etablierte Sektion Camera Lucida zeigt fünf unkonventionelle Filme außer Konkurrenz. Im Frühjahr 2020 verstarb der mehrfach preisgekrönte niederländische Regisseur Boris Gerrets, von ihm stammt der Beitrag „Lamentations of Judas“, der bei DOK Leipzig als Weltpremiere läuft. Er begab sich für diesen filmischen Essay nach Südafrika, in eine verlassene Asbestminenstadt am Rande der Wüste Kalahari.

Thunska Pansittivorakul, dessen Filme u.a. bei der Berlinale und in Rotterdam zu sehen waren, montiert in seinem neuen Werk „Avalon“ explizit sexuelle Filmaufnahmen von sich und seinem zwanzig Jahre jüngeren Geliebten zu einer Erzählung über Begehren und Leidenschaft.

„Unser neues Programm Camera Lucida versammelt bestechende Dokumentarfilme, die die Konventionen des Kinos herausfordern und der Realität auf besonders luzide Weise begegnen“, erläutert Christoph Terhechte.

Die Filme des Internationalen Wettbewerbs Langfilm werden, neben der Kinovorführung, zur Premiere im Livestream zur Verfügung stehen. Dazu wird es Live-Filmgespräche in den Kinos und online geben. Ab dem Tag nach der Premiere sind die Filme jeweils für 14 Tage online verfügbar.

Auch zu den weiteren Filmen im Programm von DOK Leipzig wird es begleitende Gespräche und Einführungen geben, diese werden online abrufbar sein. Dazu zählen vorab aufgezeichnete Filmgespräche genauso wie Filmeinführungen der Mitlieder der Auswahlkommission des Festivals sowie die „Director’s Short Cuts“, kurze filmische Botschaften der Regisseur/-innen, bei deren Ausgestaltung sie freie Hand hatten.

„Auf diese Weise wollen wir die Filmschaffenden am Festival partizipieren lassen, auch wenn sie in diesem Jahr nicht nach Leipzig kommen können, und unserem Publikum auch online so viel Festivalatmosphäre wie möglich vermitteln“, so Terhechte.

Die insgesamt 150 Filme und XR-Arbeiten werden für das Publikum in neun verschiedenen Spielstätten Leipzigs gezeigt. Einige der Filme präsentiert DOK Leipzig in diesem Jahr erneut bei freiem Eintritt in der Osthalle des Hauptbahnhofs. Darüber hinaus werden fast alle Filme des diesjährigen Programms deutschlandweit für zwei Wochen online zur Verfügung stehen.

Die Goldene Taube im Wettbewerb langer Dokumentar- und Animationsfilm in Verbindung mit 10.000 € wird gestiftet vom MDR. Die Silberne Taube im Wettbewerb langer Dokumentar- und Animationsfilm in Verbindung mit 6.000 € wird erstmals von 3sat gestiftet.

Die neue „Leipziger Zeitung“ Nr. 83: Zwischen Ich und Wir

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