1962 erschien der Film „Whatever Happened to Baby Jane“ in den Kinos. Der psychologische Horrorthriller über zwei alternde weibliche Filmstars wurde zu einem überraschenden Erfolg und begründete ein ganz neues Film-Genre: den sogenannten Psycho Biddy- oder Hagsploitation-Film. Die Film-Diva tritt in studierter Pose vor den Spiegel, sie sieht ihr gealtertes Gesicht als Zerrbild ihrer selbst und bricht darüber in einen grauenerregenden Schrei aus. Ein Bild, das zur Ikone geworden ist.

Dieses Jahr werden die Mitglieder von She She Pop alle um die 50 Jahre alt sein. Und so beschäftigen sie sich in „Hexploitation“ mit der Angst vor der hag, der alten Frau und der Hexe. Dafür setzen die Performerinnen selbstverständlich ihre alternden Körper ein. Mit ihnen kämpfen sie gegen das Verschwinden und den Bedeutungsverlust, den Frauen jenseits der Gebärfähigkeit als gesellschaftliche Subjekte erleiden.

Bis heute dient die Bezeichnung ‚Hexe‘ dazu, Frauen zu disziplinieren oder sie sozial herabzusetzen. Die Hexe, die anarchische, häretische Frau, steht für unproduktive Sexualität und für allgemein deviantes Verhalten gegenüber Machtstrukturen und Autoritäten.

She She Pop sind seit über 25 Jahren eine feste Größe im Performancebereich. Ihre Produktion „Oratorium. Kollektive Andacht zu einem wohlgehüteten Geheimnis“, die mit der Residenz koproduziert wurde, war u. a. zum Berliner Theatertreffen 2019 eingeladen. Mit „Hexploitation“ zeigen She She Pop nun in Leipzig eine weitere von der Residenz koproduzierte Arbeit. Dabei begeben sie sich mit ihrem Publikum in einen als düster-kitschiges Film-Set eingerichteten Bühnenraum, aus dem es kein Entrinnen gibt.

Die Live-Kamera dient ihnen als Vergrößerungsspiegel und intimes Untersuchungsinstrument. Mit ihrer Hilfe erforschen She She Pop als alternde psycho biddies eigene verstörende Makel und Obsessionen, sie spüren Tabus nach und untersuchen tradierte Hexendarstellungen. Dabei entdecken sie die Kamera auch als Zauberkasten, durch den sich der eigene Körper transzendieren lässt, um mit melodramatischem Ekel und komischer Lust immer neue befreiende Selbstbilder zu schaffen.

Premiere für „Hexploitation“ in der Residenz des Schauspiels Leipzig ist am Freitag, 4. Februar, um 20 Uhr.

Von und mit: Sebastian Bark, Johanna Freiburg, Fanni Halmburger, Lisa Lucassen, Mieke Matzke, Ilia Papatheodorou, Berit Stumpf; Musik: Santiago Blaum, Video: Benjamin Krieg, Bühne: Sandra Fox, Kostüme: Lea Søvsø, Künstlerische Mitarbeit: Laia Ribera, Sounddesign: Manuel Horstmann, Licht: Michael Lentner, Technische Leitung: Sven Nichterlein, Videoassistenz: Daniela Garcia del Pomar, Hospitanz: Carolin Bodensteiner

Die Theaterkasse in der Bosestraße ist bis auf Weiteres montags bis freitags von 12 bis 18 Uhr geöffnet und an Samstagen von 10 bis 14 Uhr. Telefonisch und per E-Mail erreichen Sie die Theaterkasse unter Tel. 0341 1268168 und besucherservice@schauspiel-leipzig.de.

Für den Theaterbesuch gilt aktuell die 2G+-Regel, gemäß der neuen Corona-Schutzverordnung des Freistaates Sachsen vom 14. Januar. Zu den Ausnahmeregelungen die Testpflicht betreffend sowie zu den weiteren Hygieneregeln informiert das Schauspiel unter: www.schauspiel-leipzig.de

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar