Liebe Freunde unserer Veranstaltungsreihe „Pro Gohlis präsentiert …“, am 23.04.2022, 20:00 Uhr bieten wir ein echtes Highlight: Diesmal tritt Jon Flemming Olsen, der Gründer der Country-Gruppe Texas Lightning und als Ingo aus der Kult-Serie „Dittsche“ bekannte Musiker und Schauspieler im Kallenbach, Gohliser Straße 20 / Ecke Ehrensteinstraße auf.

Karten gibt es entweder über unseren Online-Ticket-Shop https://shop-pro-gohlis.de oder unser Ticket-Bestell-Telefon: 0341 / 58 614 714.

Kartenpreis 20,00 Euro / ermäßigt 15,00 Euro

Wir freuen uns, wenn wir auch diesmal wieder ein – den Möglichkeiten und Beschränkungen entsprechend – gut gefülltes Haus haben.  Also, rechtzeitig bestellen sichert die besten Plätze.

Jon Flemming Olsen: „Mann auf dem Seil‟

Wann gehen wir in unserem Leben wirklich und wahrhaftig ein Wagnis ein? Oder ist bereits jeder neue Tag, jeder nächste Schritt eine mutige Tat? Auf seinem dritten Soloalbum singt und spielt der Musiker Jon Flemming Olsen mit dem vollen Bewusstsein, dass nichts sicher ist im Leben. Dass wir ständig balancieren müssen, um voranzukommen. Ganz so, wie der Titel es beschreibt: „Mann auf dem Seil‟.

Seine 13 neuen Lieder – live mit Streichquartett eingespielt – ähneln inhaltlich und musikalisch durchaus einem Drahtseilakt. Mal fokussiert auf den Weg, mal in den Abgrund blickend, mal traumtänzerisch leicht.

Ob sich da ein einsamer Tropf vergebens um die Rückkehr eines geliebten Menschen bemüht („Wenn Du wiederkommst‟). Oder ob jemand augenzwinkernd anzweifelt, inwiefern der Nachwuchs tatsächlich ein steter Quell der Freude ist („In zwanzig Jahren‟). Und auch die eigene Vita kommt bei Olsen auf den poetischen Prüfstand: In „König in meiner Baracke‟ singt er sich frei von den Zwängen, die sich mit schnellem Ruhm einstellen können.

Wir erinnern uns: 2006 hatte seine Country-Band Texas Lightning mit „No No Never‟ einen Hit, der sich 38 Wochen in den Charts hielt und Deutschland beim Eurovision Song Contest repräsentierte. „Ich war kurz Popstar, aber dann zum Glück nicht mehr‟, sagt Olsen. „König in meiner Baracke‟ ist eine Art längst überfälliger Abschiedssong von dieser vermeintlich glamourösen Welt, in die er für einen Moment hineingeraten war.

Olsen will keinen schönen Schein. Er möchte Geschichten erzählen. Vielschichtig und eigensinnig. Sei es als geerdeter Imbisswirt Ingo, der im Fernsehen mit „Dittsche‟ das wahre Leben beschnackt. Sei es als Grafikdesigner, der ausdrucksstarke Plattencover erschafft. Oder eben als Multiinstrumentalist und Vollblutmusiker, der sich mit seiner Kunst aufrichtig auf die Suche begibt.

Um Lieder für sein drittes Album zu schreiben, zog sich Olsen 2018 in Dänemark in eine Hütte am See zurück. Seine Begleiter: Gitarren, Mandoline, Irish-Bouzouki und Schlaginstrumente. „Songs zu schreiben, ist ein höchst mysteriöser Vorgang. Ich weiß selbst nie wirklich, was dabei herauskommt‟, erläutert Olsen. „Der Prozess, die eigene Seele so freizulegen, ist spannend, aber auch nicht immer angenehm.‟ Und so entstehen Nummern wie der zartbittere Folk-Walzer „Ich bau Dir ein Boot‟, die vom Schmerz zum Trost führen.

Doch auch die Liebe hält Einzug in Olsens OEuvre. „Wie macht sie das?‟ ist ein ausgemachter Feel-Good-Song von einem, der vor lauter Verliebtsein abzuheben droht – Tanzlaune inklusive. „Ich taste mich langsam heran an das Genre des Liebesliedes. Ausschließlich über dieses Gefühl singen zu müssen, fände ich allerdings etwas ermüdend – mich beschäftigen noch so viele anderer Themen.‟

Immer wieder klingt auf dem Album der Idealist und Sozialkritiker Olsen durch. In „Es wird etwas geschehen‟ krempelt er den deutschen Hang zur Sorge um und macht daraus eine beschwingte Hymne auf die nächste Generation. „Alles wahr‟ ist eine 1-a-Verschwörungspersiflage. Und „Wildes Tier‟ zeigt in dunkel leuchtenden Skizzen, wie in Menschen lange unterdrückter Groll ausbricht.

„Die Decke unserer Zivilisation ist hauchdünn. Das Lied ist vielleicht auch ein Plädoyer dafür, das Archaische in uns zuzulassen, bevor sich der angestaute Frust ins Wutbürgerhafte verkehrt.‟ Bevor dieses Seil reißt, das eigentlich doch zwei Punkte verbinden soll, etwa das Ich mit dem Wir. Olsen ist einer, der an Solidarität glaubt. Der den Menschen vertraut, seinen Fans sowieso. Deshalb setzte er auch erneut erfolgreich auf das Prinzip Crowdfunding, um die Produktion von „Mann auf dem Seil‟ zu finanzieren.

Olsens Gesang lädt die neuen Lieder mit viel Wärme und Verve auf. Der Sound, der diese Zeitgeist- und Stimmungsstudien trägt, klingt allerdings opulenter denn je. Das liegt an den Streicherarrangements, die Traurigkeit wie Euphorie fein verstärken. Zwar ist Olsen seit Jahren geübter Soloseiltänzer und zieht als One-Man-Band durchs Land. Doch er ist zugleich ein Neugieriger, der das Abenteuer dem Komfort vorzieht. Und als er die exquisiten Musikerinnen und Musiker des Kammerensembles Konsonanz aus Bremen kennenlernte, war ihm schnell klar: „Ich möchte die große klangliche Umarmung eines Streichquartetts. Das ist spannend.‟

Olsen hat seinen Songs viel Zeit zum Reifen gelassen. Mit seinem neuen Material ist er Anfang 2019 nicht geradewegs ins Studio gegangen, sondern hat seine Singer-Songwriter-Oden live ein Jahr lang atmen, fliegen und auch mal scheitern lassen – „bis sie so richtig schön rundgespielt waren‟. Um diese beglückende Energie des Moments festzuhalten, hat er seine Lieder schließlich live aufgenommen.

An nur einem Abend, vor vollem Saal (im Theater Schmidtchen) in seiner Heimat Hamburg, in Begleitung des Kammerensembles Konsonanz. So verbindet „Mann auf dem Seil‟ nun die Leidenschaft für Singer-Songwriter-Sound, Folk und Country mit einem intuitiven Gespür für eingängige Popmelodien, die dank der Streicher zum tief berührenden Ereignis werden. Ein überaus geglückter Balanceakt.

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