Sicherheitslücken in Unternehmens-VPNs im Visier der Angreifer

Cyber-Kriminelle nutzen verwundbare VPN-Software als Einfallstor

In den letzten Jahren haben sich virtuelle private Netzwerke (VPNs) als unverzichtbare Tools für moderne Unternehmen etabliert. Insbesondere der durch die Pandemie ausgelöste Ansturm auf Heimarbeit im Jahr 2020 hat die Bedeutung von VPNs noch einmal enorm gesteigert. Doch je mehr Firmen auf diese Technologie zur sicheren Vernetzung ihrer dezentralen Belegschaften setzen, desto stärker gerät sie auch ins Fadenkreuz von Cyber-Kriminellen.

Der VPN-Paradigmenwechsel in der Arbeitswelt

VPNs schaffen einen verschlüsselten Tunnel für den Datenaustausch zwischen Firmennetzwerken und Mitarbeiter-Geräten. So tragen sie dazu bei, sensible Informationen zu schützen, ohne die Produktivität der Beschäftigten zu beeinträchtigen oder geschäftskritische Abläufe zu stören. Viele Organisationen setzen inzwischen auf ein hybrides Arbeitsmodell, das Büro- und Remote-Tätigkeiten kombiniert. Daher sind VPNs nach wie vor ein fester Bestandteil ihrer Konnektivitäts- und Sicherheitstools.

Angriffsfläche durch Schwachstellen

Andererseits geraten VPNs zunehmend in die Kritik, da immer mehr Sicherheitslücken und Exploits auftauchen, mit denen Angreifer diese Software attackieren können – teilweise noch bevor Patches verfügbar sind. Da VPNs potenziell den Schlüssel zum gesamten Firmennetzwerk darstellen, ist ihr Reiz für staatliche und kriminelle Akteure immens. Sie investieren erhebliche Ressourcen, um nach Schwachstellen in den Software-Stacks von Unternehmen zu suchen. Dies erhöht den Druck auf Organisationen und unterstreicht die Bedeutung robuster Risikominderungspraktiken.

In einer Zeit, in der die Massenausbeutung von Sicherheitslücken, großangelegte Supply-Chain-Angriffe und andere Verletzungen der Unternehmensverteidigung zunehmen, wachsen die Bedenken nicht nur darüber, ob VPNs in der Lage sind, Unternehmensdaten vor Angreifern zu schützen. Es gibt auch Zweifel, ob diese Software selbst nicht eine weitere Quelle für Cyber-Risiken darstellt.

Dies wirft die Frage auf: Könnten Unternehmens-VPNs eine Schwachstelle sein, die die Angriffsfläche Ihrer Organisation vergrößert?

Ein einziger Schwachpunkt kann verheerende Folgen haben

Ein VPN leitet den Datenverkehr des Nutzers durch einen verschlüsselten Tunnel, der die Informationen vor neugierigen Blicken schützt. Die Hauptaufgabe eines Unternehmens-VPN ist es, über ein öffentliches Netzwerk wie das Internet eine private Verbindung herzustellen. Dadurch erhalten geografisch verteilte Mitarbeiter Zugriff auf interne Netzwerke, als säßen sie an ihren Büroarbeitsplätzen – ihre Geräte werden effektiv Teil des Unternehmensnetzwerks.

Doch genau wie ein Tunnel einstürzen oder undicht werden kann, so kann auch ein VPN-Gerät mit Sicherheitslücken zahlreichen Bedrohungen ausgesetzt sein. Veraltete Software ist oft ein Grund, warum Organisationen zum Opfer eines Angriffs werden. Die Ausnutzung einer VPN-Schwachstelle kann es Hackern ermöglichen, Anmeldedaten zu stehlen, verschlüsselte Sitzungen zu kapern, beliebigen Code remote auszuführen und auf sensible Unternehmensdaten zuzugreifen. Dieser VPN Vulnerability Report 2024 bietet einen Überblick über VPN-Schwachstellen der letzten Jahre.

Genau wie jede andere Software benötigen VPNs Wartung und Sicherheits-Updates, um Lücken zu schließen. Unternehmen scheinen jedoch Probleme zu haben, mit VPN-Updates Schritt zu halten – auch weil VPNs oft ohne geplante Ausfallzeiten laufen und ständig verfügbar sein müssen.

Ransomware-Gruppen als Hauptgefahr

Es ist bekannt, dass Ransomware-Gruppen oft verwundbare VPN-Server ins Visier nehmen. Wenn sie einmal Zugriff erlangt haben, können sie sich im Netzwerk bewegen und nach Belieben agieren – Daten verschlüsseln und als Lösegeld erpressen, exfiltrieren, ausspionieren und mehr. Mit anderen Worten: Die erfolgreiche Ausnutzung einer Schwachstelle ebnet den Weg für weiteren unbefugten Zugriff und potenziell die umfassende Kompromittierung des Unternehmensnetzwerks.

Warnende Beispiele aus der Praxis

Unternehmen Vorfall
Global Affairs Canada Unbefugte hatten über einen Monat lang Zugriff auf E-Mails und Server durch ein kompromittiertes VPN
Mehrere US-Unternehmen Russische Hacker nutzten 2021 fünf VPN-Lücken für Hacking und Spionage aus, warnte die NSA
Beliebte VPN-Dienste Forscher decken 2024 „TunnelCrack“-Schwachstellen auf, die Datenverkehr aus VPN-Tunnel umleiten können

Das kanadische Außenministerium untersucht derzeit einen Datenbruch, der durch die Kompromittierung seines VPN-Dienstes verursacht wurde. Dieser soll mindestens einen Monat lang angedauert haben. Angeblich erlangten Hacker Zugriff auf eine unbekannte Anzahl von Mitarbeiter-E-Mails und verschiedene Server, mit denen deren Laptops vom 20. Dezember 2024 bis zum 24. Januar 2024 verbunden waren. Datenbrüche verursachen enorme Kosten – laut dem IBM-Bericht „Cost of a Data Breach 2024“ im Durchschnitt 4,45 Millionen Dollar.

2021 musste die US-Nationale Sicherheitsbehörde NSA Unternehmen öffentlich warnen, umgehend fünf Sicherheitslücken in VPN-Infrastruktur-Produkten zu schließen, da Russland-nahe Bedrohungsakteure diese für Hacking und Spionage ausnutzten.

Darüber hinaus decken Forscher immer wieder grundlegende Designfehler auf, die nicht auf bestimmte VPN-Dienste beschränkt sind. Die kürzlich entdeckten „TunnelCrack“-Schwachstellen beispielsweise betreffen viele Unternehmens- und Consumer-VPNs und könnten Angreifern erlauben, Opfer dazu zu bringen, Daten außerhalb des geschützten VPN-Tunnels zu senden.

Gegenmaßnahmen für mehr Sicherheit

Unternehmen sollten sich nicht allein auf ihr VPN zur Absicherung von Mitarbeitern und Informationen verlassen. Ein VPN ersetzt weder herkömmlichen Endpunktschutz noch andere Authentifizierungsmethoden.

Es empfiehlt sich, eine Lösung einzusetzen, die bei der Schwachstellenanalyse und Behebung hilft. Schließlich ist es unerlässlich, stets über Sicherheits-Updates der Softwarehersteller – auch VPN-Anbieter – auf dem Laufenden zu bleiben. Mit regelmäßiger Wartung und Aktualisierungen lassen sich die Chancen auf einen erfolgreichen Cyber-Angriff deutlich minimieren.

Wichtig ist auch, zusätzliche Maßnahmen zur Härtung Ihrer VPN-Software zu ergreifen. Die US-Behörden CISA und NSA haben eine hilfreiche Broschüre mit verschiedenen Vorsichtsmaßnahmen dafür veröffentlicht. Dazu gehören die Reduzierung der Angriffsfläche, Nutzung starker Verschlüsselung für sensible Daten, robuste Authentifizierung (z.B. Zwei-Faktor) und VPN-Überwachung. Verwenden Sie VPNs seriöser Anbieter, die Cybersecurity-Best-Practices befolgen.

Keine VPN-Software garantiert perfekten Schutz. Ein Unternehmen wäre schlecht beraten, sich allein darauf für den Zugangsschutz zu verlassen. Sinnvoll ist auch ein Blick auf andere Optionen für verteilte Belegschaften wie das Zero-Trust-Sicherheitsmodell mit kontinuierlicher Authentifizierung. Weitere ergänzende Kontrollen sind Netzwerküberwachung, Privileged Access Management, mehrstufige Authentifizierung und Endpoint Detection & Response. Letzteres kann die Angriffsfläche verkleinern und mit KI-basierter Bedrohungserkennung verdächtiges Verhalten automatisch aufspüren.

Zudem gibt es Unterschiede bei den Sicherheitsfunktionen der VPNs selbst: Sie differenzieren in ihren Zugriffssteuerungen, den Verbindungsmodi und zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen.

Fazit: VPN-Sicherheit als Teil einer Gesamtstrategie

Zwar sind VPNs häufig eine entscheidende Komponente für den sicheren Fernzugriff, aber gerade in Ermangelung anderer Sicherheitspraktiken und Kontrollen können sie zu einem attraktiven Ziel für Angreifer werden, die auf der Suche nach Schwachstellen sind, um Unternehmensnetzwerke zu infiltrieren.

Verschiedene Advanced Persistent Threat (APT)-Gruppen haben kürzlich bekannte VPN-Schwachstellen ausgenutzt, um Anmeldedaten zu stehlen, Code remote auszuführen und Kronjuwelen von Unternehmen abzugreifen. Die erfolgreiche Ausnutzung solcher Lücken ebnet in der Regel den Weg für weitere unbefugte Zugriffe und potenziell die großflächige Kompromittierung der Unternehmens-IT.

Da sich die Arbeitsmuster weiterentwickeln und die Nachfrage nach Fernzugriff anhält, unterstreicht dies die anhaltende Bedeutung, der Sicherheit einer verteilten Belegschaft oberste Priorität in der Sicherheitsstrategie eines Unternehmens einzuräumen.

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