Was hat man alles gefaselt von Energiewende, erneuerbaren Energien, umweltfreundlichen Stromquellen, Biodiesel und so weiter. Dabei lautet die Zauberformel der Energiewirtschaft schlicht und einfach: Aus grün mach braun. Der Atomausstieg war der Einstieg in die schmutzigste Form der Energiegewinnung. Satte fünf Prozent legte der Gewinn aus Braunkohlestrom im letzten Jahr zu.

Selten hatten einige wenige Worte so gravierende Folgen, wie die von unser aller Kanzlerin Angela Merkel, als sie 2011 nach dem Desaster von Fukushima den Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie verkündete. Die Quittung dieser Entscheidung flattert deutschen Haushalten mit den Stromrechnungen deutlich sichtbar ins Haus beziehungsweise in die Wohnung.

Laut der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) verbuchten die Deutschen im Jahr der Energiewende drei Prozent mehr Strom aus Braunkohle. Und das obwohl der Primärenergieverbrauch in Deutschland 2011 insgesamt gesunken ist und den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung erreichte. Die Energiegewinnung aus Braunkohle stieg sogar um fünf Prozent. Dass die Energiegewinnung aus dem Sedimentgestein stärker wuchs als der Braunkohle-Energieverbrauch, liegt an den Stromexporten. Das Problem bei der ganzen Sache ist, von den gestiegenen Strompreisen mal abgesehen, dass Braunkohl trotz aller modernen Kraftwerkstechnologie im Energiebereich immer noch CO²-Produzent Nummer eins ist.

Nach Angaben des Freiburger Öko-Instituts stoßen Braunkohle-Kraftwerke mit durchschnittlich 1.153 Gramm pro Kilowattstunde am meisten CO² aus. Zum Vergleich: Bei Atomkraftwerken beträgt die Menge gerade mal 32 Gramm. Zur Luftverschmutzung kommt noch die umstrittene Ausbeutung der Ressource hinzu: Der technisch sehr aufwändige Tagebau hat einen beträchtlichen Flächenbedarf. Die Umsiedlung ganzer Ortschaften und die Veränderung beziehungsweise Zerstörung ganzer Kulturlandschaften sind ein Teil dieser Folgen.

Die Beispiele aus dem Leipziger Südraum sind stets gegenwärtig, wie Pödelwitz oder Heuersdorf beweisen. Aber auch im westlichen Teil Deutschlands ergeht es vielen Gemeinden nicht besser, werden doch etwa für den nordrhein-westfälischen Braunkohle-Tagebau Garzweiler mehrere Stadtteile von Erkelenz bei Düsseldorf umgesiedelt. Eine wahrhaft paradoxe Situation, war doch der Sinn der sogenannten Energiewende ein ganz anderer. Dass sich das Wort nun in solch drastischer Form umkehrt, ohne einer anderen Benennung zu bedürfen, hätten sich die wenigsten träumen lassen, sollte die Energiewende der Bundesregierung doch nicht Braunkohle, sondern erneuerbare Energien fördern.

Gemäß des aktuellen Berichts der AGEB stieg der gewonnene Strom aus erneuerbaren Energien um fast ein Fünftel. Doch auf die teuren, jungen Energien allein können die Stromunternehmen nicht bauen. Von den einbrechenden Umsätzen aus der Atomenergie mal ganz abgesehen, schlagen sich die deutschen Energie-Unternehmen noch mit ganz anderen Problemen herum: So sind beispielsweise die Gaspreise gesunken. Demgegenüber stehen aber die hohen Preise aus langfristigen Verträgen mit dem russischen Gaskonzern Gazprom. So wie beim Konzern Eon, der 29 Prozent seines Gases aus Russland einführt. Speziell der baden-württembergische Konzern EnBW muss sich mit einer herabgestuften Kreditwürdigkeit durch die Rating-Agentur Moody’s herumschlagen. So kämpfen die Energieriesen einen harten Kampf.

Schätzungen von Verdi zufolge sind bei den großen Konzernen zehntausende Arbeitsplätze bedroht. Allein die großen Versorger Eon, RWE, EnBW und Vattenfall wollen bis 2016 rund 20.000 Jobs abbauen, sagte Verdi-Bundesvorstand Erhard Ott am 4. Dezember letzten Jahres. Weitere 10.000 Stellen vor allem bei Stadtwerken seien gefährdet, wenn die Förderung von Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung nicht schnell reformiert werde. Allerdings könnten nach Ansicht der Gewerkschaft durch den Ausbau der Stromnetze im Zuge der Energiewende auch 10.000 neue Arbeitsplätze entstehen.Über solche Probleme können Unternehmen, die sich auf den fossilen Energieträger Braunkohle fokussieren, nur milde lächeln. Beispiel: die Mitteldeutsche Braunkohle AG, die auch im Leipziger Raum äußerst aktiv ist und mit der Braunkohle aus dem Tagebau Vereinigtes Schleenhain das Kraftwerk Lippendorf versorgt. Das Unternehmen mit Sitz in Zeitz konnte seinen Jahresumsatz von 2011 mit 395,4 Millionen Euro im Jahr 2012 auf 436,8 Millionen Euro steigern. Und das bei nahezu gleichbleibender Braunkohleförderung. Während 2011 ca. 19 Millionen Tonnen gefördert wurden, schaufelten die Bagger im Jahr 2012 18,7 Millionen Tonnen. Dabei erzeugte das Unternehmen mit seinen rund 2.000 Mitarbeitern sogar mehr Energie. Waren es 2011 noch 1.320 Gigawattstunden, so steigerte man sich in 2012 auf 1.355 Gigawattstunden.

So zeigte sich der Vorsitzende der MIBRAG-Geschäftsführung Dr. Joachim Geisler im Jahresbericht 2012 auch zufrieden: “In einem politisch und wirtschaftlich schwierigen Umfeld hat die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH (MIBRAG) ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2012 absolviert. Trotz einer leicht rückläufigen Fördermenge aufgrund von Störungen und Revisionen in den Kundenkraftwerken, konnte der Umsatz um über 10 Prozent auf 436,8 Millionen Euro gesteigert werden. 2012 hat der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung weiter zugenommen. Gleichzeitig stieg, bedingt auch durch das Abschalten einiger Kernkraftwerke, die Nachfrage nach Strom aus Braunkohle. Auch in weiterer Zukunft wird die Braunkohle für die Energieversorgung eine wichtige, tragende Rolle spielen.”

Unterstützung kommt von Seiten der Liberalen im Sächsischen Landtag als Reaktion auf die Zahlen der AGEB. Nach deren Informationen ist die Stromproduktion aus Braunkohle 2013 in Deutschland auf den höchsten Wert seit 1990 gestiegen. So seien 2013 über 162 Milliarden Kilowattstunden Strom in Braunkohlekraftwerken erzeugt worden. Im Jahr 1990 waren es rund 171 Milliarden Kilowattstunden.

Dazu Mike Hauschild, energiepolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Sächsischen Landtag: “Die Zahlen belegen schwarz auf weiß, dass die Träume der Ökolobby zerplatzen. Grundlastfähige Kernkraftwerke abzuschalten und deren Stromproduktion durch vermeintlich saubere Erneuerbare Energien zu kompensieren, musste scheitern. Sonne und Wind sind bis heute kein verlässlicher Ersatz für konventionell erzeugten Strom. Damit setzen die Protagonisten der sogenannten “Energiewende” vielmehr die Zuverlässigkeit der Stromversorgung und damit die Zukunft des Industriestandortes Deutschland aufs Spiel.

Die Braunkohle erweist sich einmal mehr als einzig verbliebener und zudem kostengünstiger Energieträger und ist vor allem dann gefragt, wenn die Erneuerbaren nicht einspeisen. Da für Kohlestrom keine EEG-Umlage anfällt, wirken Kohlekraftwerke unter dem Strich sogar Kosten dämpfend. Im Gegensatz dazu lässt das deutsche EEG mit seiner Ökostromförderung die Kosten weiter explodieren. Subventionen und Abnahmeverpflichtung für Erneuerbare Energie zerstören das Marktprinzip im Energiesektor. Investitionen in grundlastfähige Kraftwerke werden durch die unberechenbare Ökostrom-Produktion unrentabel.

Es ist zudem ein weit verbreiteter Irrtum, dass mehr Kohlestrom zu mehr CO2-Ausstoß führt, denn der ist durch den europäischen CO2-Zertifikatehandel gedeckelt. Die Explosion bei den Subventionen für Ökostrom und damit der Energiekosten für Verbraucher und Unternehmer müssen deshalb gestoppt und die Übersubventionierung beendet werden. Statt die explodierenden Kosten auch noch in die Zukunft zu verschieben, wie es die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) vorschlägt, muss die Bundesregierung für eine schnelle und grundlegende Reform der Förderung sogenannter Erneuerbarer Energien sorgen. In einem ersten Schritt können die Verbraucher durch eine Senkung der Stromsteuer entlastet werden.”

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