Das Eisenbahnnetz der Region wird tunneltauglich. Zu den Baumaßnahmen an den südlichen Zufahrtsstrecken zur Innenstadtröhre gehört der Neubau von drei Brücken und Stationen in Markkleeberg: in der Breitscheidstraße, der Rathausstraße und der Zöbigker Straße. Impressionen einer Baustellenreise - Teil II.

Markkleeberg ist das Eingangstor nach Leipzig. Das ist jetzt von Süden aus betrachtet und rein eisenbahntechnisch gemeint. Denn durch die Stadt am Südrand Leipzigs führt schnurgerade von Nord nach Süd eine Bahntrasse.

Seit September 1842 verkehren auf der Strecke der einstmals sächsischen-bayerischen Eisenbahn zwischen Leipzig und Altenburg Züge. Nun steht hier eine Komplettrenovierung an. Denn zum Fahrplanwechsel im Advent 2013 soll es auch von Süden freie Fahrt mit zeitgemäßem Komfort durch den City Tunnel geben.

Dazu werkelt die Deutsche Bahn AG derzeit zwischen Engelsdorf und Gaschwitz mächtig gewaltig: und damit auch in Markkleeberg. Der westliche Teil der alten Gleisanlagen ist auch in der Seestadt südlich von Leipzig bereits entfernt. An drei Stellen werden derzeit im Markkleeberger Stadtgebiet schrittweise neue Brücke und Bahnhöfe errichtet.
Da ist zum einen die Brücke über die Breitscheidstraße. Das, was von ihr noch steht, wirkt noch so ursprünglich wie in den Tagen des Vormärzes. Ansonsten schreiten die Baumaßnahmen hier planmäßig voran. An dieser Stelle wird zudem einer neuer Haltepunkt Markkleeberg-Nord entstehen, mit behindertengerechtem Zugang zur Breitscheidstraße versteht sich.

Auch an der Eisenbahnbrücke Rathausstraße und dem dortigen altehrwürdigen Bahnhof wird aus Altem Neues gemacht. Ein Teil der alten Bahnsteigaufbauten wird denkmalgerecht eingemottet werden. Vielleicht findet sich dann noch eine verkehrsspezifische Nachnutzungsmöglichkeit.Dass der Zahn der Zeit seit der Frühindustrialisierung auch rund um den Bahnhof Großstädteln unerbittlich genagt hat, sind dem Brückenbauwerk über die Zöbigker Straße und dem Bahnhofsgebäude deutlich anzusehen. Auch hier werden auf dem Bahnkörper bereits neue Entwässerungsrohre verlegt.

In den letzten 170 Jahren haben sich die Vorschriften im Brückenbau erheblich verändert. Der optisch schöne Sandstein darf neue Brücken nicht mehr tragen. Er wird nur noch als Verblendung eingesetzt werden. Die einheitliche Formensprache der neuen Brücken hat das Darmstädter Architekturbüro Jean-Jacques Zimmermann entwickelt. Es sieht nach eigenen Angaben seinen Schwerpunkt in der “Gestaltung von Ingenieurbauwerken mit ihrer Einbettung in den Stadt- und Landschaftsraum”.

Vor 120 Jahren sei die Eisenbahn neu gewesen und die Bauten jener Jahre nun Denkmäler, sagt Reiner Tobian, Projektleiter bei der zuständigen Bahn-Tochter Projektbau. “Wir hoffen darauf, dass in 50 Jahren diese neuen Brücken als Denkmäler gelten”, so Tobian.

Fast im gesamten Markkleeberger Stadtgebiet würden Lärmschutzwände von überwiegend vier Metern Höhe errichtet, erläutert DB-Projektingenieur Stefan Ebersbach. Von besonderer ökologischer Sensibilität sei zudem der Streckenabschnitt inmitten des Auwalds zwischen Connewitz und Markkleeberg, betont Ebersbach. Gerade hier wird im Rahmen der ökologischen Bauüberwachung jeder Bauschritt dokumentiert. Spezielle Auflagen gelten beim Grundwasserschutz.

Zu den besonderen Schutzmaßnahmen im Auwaldbereich zählt das Anbringen zusätzlicher Nistkästen für die örtliche Fledermauspopulation. Anschließend müssten im Baustellenbereich alle Ritzen verschlossen werden, um dort eine Gefährdung der Tiere durch das Einnisten zu verhindern.

Die Gleis- und Brückenarbeiten der aktuellen Bauphase dauern auch in Markkleeberg noch bis November 2012. Von November 2012 bis September 2013 wird der Regionalverkehr von Markkleeberg nach Leipzig über die so genannte Waldbahn über Plagwitz, Lindenau und Leutzsch geleitet. Die Stationen im Leipziger Süden werden in diesem Zeitraum nicht bedient. Danach beginnt auf neuen Gleisen und Brücken der Probebetrieb für das Tunnel-Zeitalter. Die neue Ära startet im Advent 2013.

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