Seit der vergangenen Woche ist das Thema Busbahnhof auf der Agenda der Leipziger Diskussionen. Bei einer Podiumsdiskussion der IHK zum neuen Stadtentwicklungsplan (STEP) Verkehr wurde es konkret. Immerhin versucht die Stadt seit zwei Jahren eine Lösung zu finden. Aber muss es die Westseite des Hauptbahnhofs sein? So die Frage von Linke-Stadtrat Jens Herrmann-Kambach.

“Die derzeitige Haltestelle für den Fernbusverkehr in der Goethestraße ist in der Tat nicht optimal. Diese Einschätzung der Baubürgermeisterin teilt die Linke”, sagt er. “Es gibt keine ausreichenden attraktiven Unterstellmöglichkeiten, die Fahrplaninformationen sind sehr unübersichtlich und Konflikte mit dem übrigen Straßenverkehr sind vorprogrammiert.”

Da aber nun schon die Vorschläge im Raum hängen, mahnt er zu Geduld. “So verständlich die Forderung nach einem neuen ‘Busbahnhof’ sein mag, kann man nur vor schnellen Lösungen warnen. Einige, auf den ersten Blick mögliche, Varianten haben ausnahmslos ihr Für und Wider”, sagt er. “So sind die Gleise 1 bis 5 im Hauptbahnhof zwar ein idealer Umsteigepunkt, doch gehören die Flächen nicht der Stadt, der Abgasausstoß in der Bahnhofshalle wird problematisch. Möglicherweise würde auch eine neue Straßenanbindung für die großen Busse erforderlich. Dem Argument der SPD-Jugend, der Hauptbahnhof müsse es sein, da ein anderer Haltepunkt die Anfahrt verteuere, ist nicht unbedingt zu folgen. Angebote wie Semesterticket oder günstige Angebote für Schüler machen die Erreichbarkeit erschwinglich. Allerdings sollte der Haltepunkt durchaus in der Zone 110 liegen.”Die ist natürlich groß. Und alle Abwägungen ersetzen nicht die Frage, wo ein Zentraler Omnibusbahnhof (ZOB) samt Abstellgelände für Reisebusse in einer Stadt wie Leipzig wirklich optimal platziert wäre. In den bisherigen Entwicklungsplänen zum Verkehr wurde das Thema überhaupt nicht aufgegriffen.

Die Idee, den Fernbusverkehr gar am Neuen Messegelände zu platzieren, findet Herrmann-Kambach zumindest nicht ganz abwegig. “Dagegen sind Flächen am Messegelände im Besitz der Stadt und haben den Vorteil der unmittelbaren Autobahnanbindung. Allerdings ist eine relativ lange Anfahrt notwendig und die Infrastruktur am Stadtrand ist wenig attraktiv”, benennt er einen wichtigen Punkt, der bei der Nutzung für verschiedene Verkehrsträger immer eine Rolle spielt.

Ein weiterer möglicher Standort wäre aus seiner Sicht am S-Bahnhaltepunkt Nord (zwischen Maximilian-Allee und Bahntrasse). Hier bestünde eine gute Anbindung an die B 2, und mit nur einer S-Bahn-Haltestelle vom Hauptbahnhof sei diese Stelle gut zu erreichen. “Das vorhandene Bürogebäude könnte für Fahrgäste und Busfahrer eingerichtet werden”, meint der verkehrspolitische Sprecher der Linksfraktion. “Weiterhin besteht die Möglichkeit der Schaffung eines offiziellen P&R-Platzes. Allerdings gehört auch diese Fläche nicht der Stadt.”

Die Diskussion über einen ZOB hat also noch nicht wirklich begonnen. Jeder Standort hängt an den verfügbaren Flächen und der leichten Erreichbarkeit für Fahrgäste und Busse.

“Da es sicher eine ganze Reihe weiterer möglicher Standorte gibt, sollte die Stadt in einem Workshop mit den Betreibern von Fernbuslinien, mit den LVB, der DB, der LTS und Nutzern eine Prioritätenliste erstellen, notwendige Maßnahmen und finanzielle Mittel eingeschlossen”, meint Herrmann-Kambach. “In diesem Zusammenhang sind dann gegebenenfalls auch Gebühren zu diskutieren, wobei zu berücksichtigen ist, dass diese sehr wahrscheinlich auf die Nutzer umgelegt werden.”

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