Am heutigen Mittwoch, 16. September, können Leipzigs Stadträte Farbe bekennen. Stehen sie wirklich hinter der im STEP Verkehr formulierten Strategie, mehr Leipziger zur Fahrt mit Bus und Bahn zu gewinnen? Dann stehen zwei Anträge der Linksfraktion auf dem Programm. Der eine fordert den Erhalt der Linie 9 mindestens zum Forsthaus Raschwitz/Wolfswinkel.

Bekanntlich wollen Landkreis und MDV die Linie ab Dezember 2015 schon einstellen ab Connewitz. Begründung: Jetzt gibt es ja die S-Bahn und der Umstieg der Markkleeberger von der Straßenbahn auf die S-Bahn sei nachweisbar.

Aber seit dem Frühjahr hat der Leipziger Ökolöwe zusammen mit dem Fahrgastverband PRO BAHN Unterschriften gesammelt. Die Argumente liegen auf der Hand: Wer ein attraktives ÖPNV-Angebot – vor allem ins Neuseenland – erhalten will, der stellt keine Straßenbahnlinien ein. Deswegen gab’s ja von der Linken noch einen zweiten Antrag, beide Straßenbahnlinien in den Süden auf ihre Attraktivität hin zu überprüfen.

Dazu gibt es auch einen Verwaltungsstandpunkt, der bei der Linie 9 völlig einknickt und meint, Leipzig sei in die neue Streckenorganisation, die in Markkleeberg ab Dezember eingeführt werden soll, einbezogen gewesen. Doch während die Markkleeberger emsig über ihr neues Nahverkehrskonzept diskutieren durften, waren die Leipziger außen vor und müssen nun hinnehmen, dass auch der Wildpark und das Forsthaus Raschwitz nur noch mit dem Bus erreichbar ist.

Bei der anderen, der Linie 11, befürwortet die Stadt hingegen eine Verlängerung bis zum Markkleeberger See, die zwar vom Stadtrat Markkleeberg schon einmal abgelehnt wurde. Aber so eindeutig war auch das nicht, weswegen Markkleebergs OBM Karsten Schütze die Trasse für die Verlängerung der Linie 11 lieber noch freihalten lässt.

Aber falls die Pläne, die Linie 9 ab Dezember ab Connewitz wegfallen zu lassen, wahr werden, ist für lange Zeit an keine attraktive Straßenbahnverbindung mehr zum Wolfswinkel oder gar in die Nähe des Cospudener Sees zu denken. Und die Einkürzung verschlechtert das ÖPNV-Angebot in Connewitz.

Darüber sollten die Leipziger schon ein Wörtchen mitzureden haben, finden Ökolöwe und Pro Bahn.

Beide haben für den Erhalt der Straßenbahn mit einer Petition 11.522 Unterstützer gewonnen, deren Unterschriften vor der Ratsversammlung am heutigen Mittwoch, 16. September, übergeben werden. Die Forderungen der Petenten werden in den beiden genannten Einzelanträgen zur Abstimmung gestellt. Es geht vor allem darum, die Straßenbahn nicht zum Fahrplanwechsel Anfang Dezember einzustellen, sondern, zumindest auf Leipziger Gebiet, weiterfahren zu lassen.

Tino Supplies, verkehrspolitischer Sprecher des Ökolöwen: „Die Straßenbahnlinie 9 kann zwischen Connewitzer Kreuz und der Wendeschleife Parkstraße weiterfahren, ohne zusätzliche Betriebskostenzuschüsse zu benötigen. Die Erschließung des Wildparks und des gesamten Südwestens von Connewitz mit der Straßenbahn kann damit unabhängig von den gefällten Entscheidungen im Landkreis eigenwirtschaftlich sichergestellt werden. Die Linie 9 muss bleiben! Wir appellieren an die Fraktionen im Stadtrat, so zu entscheiden.“

Der zweite Tagesordnungspunkt zur Linie 9 zielt auf die mittel- und langfristige Perspektive in der Fortschreibung des Nahverkehrsplanes ab. Der Oberbürgermeister wird beauftragt, die Straßenbahnanbindung Markkleebergs und des Cospudener Sees an Leipzig, zusammen mit dem Landkreis, planerisch voranzutreiben. Auch das ist eine Forderung der Petition. Der Umweltverein hat hierfür ein Gutachten in Auftrag gegeben, das untersuchen soll, wie eine Straßenbahnerschließung bis in das Zentrum von Markkleeberg gesichert werden kann.

„Leipzig und Markkleeberg sind wachsende Städte. Sie brauchen die verbindende Straßenbahn. Das sieht man heute schon an der überdurchschnittlichen Auslastung, die in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen wird“, sagt Supplies und widerspricht damit den Zählungen der Planer, die die Linie 9 wegen Fahrgastverlust einstellen wollen.

Antrag zum Erhalt der Linie 9 bis Zum Wolfswinkel.

Prüfauftrag für die Linien 9 und 11.

Stellungnahme der Stadtverwaltung zum Prüfauftrag.

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Lizzy ist wohl noch am Tippen, hier die Breaking Bad News (aus dem Nahverkehrsforum Leipzig):

Antrag abgelehnt, die Linie 9 wird auf dem notorischen Ast nach Markkleeberg eingestellt.

Dem Vernehmen nach hat sich der OBM (von Leipzig) sehr für diese Stilllegung eingesetzt und drohte mit sitzungsrechtlichen Tricks.

Bitte, was wollen der OBM und seine Stadtverwaltung?

Am besten legen Sie, lieber OBM, gleich die LVB ganz still, dann hat man 48 Millionen Euro mehr in der Kasse. Die kann man dann gleich dafür verwenden, die Straßen zu sanieren, die ja wegen des vermehrten Autoverkehrs schneller kaputt sind.

Armes Leipzig. Und da gab es mal den Spruch “Leipzig kommt!”. Nichts ist davon übriggeblieben.

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