Wirklich in Schwung kommt Elektromobilität in Deutschland erst, wenn eine ordentliche Ladeinfrastruktur überall verlässlich vorhanden ist. Aber das ist nicht mal in Leipzig der Fall, stellen jetzt die Grünen fest. Ausgerechnet der Leipziger Norden ist geradezu terra incognita. Und das, obwohl mit BMW einer der emsigsten E-Auto-Bauer im Leipziger Norden produziert.

„Deutschlandweit betrachtet ist Leipzig mit der Anzahl der errichteten Ladestationen für Elektrofahrzeuge zwar gut aufgestellt. Diese Einschätzung relativiert sich jedoch schnell, wenn man eine stadtteilbezogene Bestandsaufnahme macht. Hier besteht in Leipzig noch großer Bedarf, da ein wesentlicher Teil der Ladestationen im oder rund um den Innenstadtring gelegen ist“, kommentiert Grünen-Stadtrat Michael Schmidt den aktuellen Sachstand.

Die Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen drängt auf eine konzeptionelle Weiterentwicklung der eMobility in den belebten Stadtteilen.

Ein Blick auf die Übersichtskarte zur Ladeinfrastruktur zeigt, so stellt die Fraktion fest, fehlende Angebote beispielsweise im Waldstraßenviertel, Gohlis, Südvorstadt, Schleußig, Plagwitz, Reudnitz etc. In den meisten Stadtteilen befindet sich maximal eine Ladestation. Man sieht, dass ausgerechnet im Leipziger Norden die Ausstattung bemerkenswert dünn ist.

„Gerade auch nach dem Skandal um gefälschte Abgaswerte steigt das Bewusstsein zu einer Hinwendung zu Angeboten des Umweltverbundes und der individuellen Elektromobilität. Solange jedoch in den Wohnquartieren kaum oder keine Ladepunkte angeboten werden können, wird bei den Menschen, die auch zukünftig auf einen privaten Pkw angewiesen sind, ein Umstieg auf Elektroantrieb kaum infrage kommen“, stellt Schmidt fest. „Ich erwarte hier vom zuständigen Wirtschaftsbürgermeister, dass hier die Stadt gemeinsam mit der Wirtschaft und potenziellen Fördermittelgebern Wege und Lösungen entwickelt, wie die Ladeinfrastruktur in den kommenden Jahren ausgebaut werden kann, um den wachsenden Bedarfen gerecht zu werden und die Anzahl der Verbrennungsmotoren in den Wohnvierteln zu reduzieren.“

Aber es ist irgendwie wie beim großen Thema Nahverkehr: Die vom Stadtrat geforderten Vorlagen stecken im Verwaltungsvorgang fest, verzögern sich immer mehr und der Eindruck verfestigt sich, dass das Umdenken nicht wirklich gewollt ist.

„Die Förderung der Elektromobilität scheint sich derzeit zu entschleunigen“, sagt denn auch Schmidt und verweist auf die Vorlage VI-DS-01293 „Leipzig – Stadt für intelligente Mobilität“. Das für das erste Halbjahr 2016 angekündigte Maßnahme- und Umsetzungskonzept ist bis heute nicht dem Stadtrat zugegangen. „Aufgrund der Herausforderungen im Bereich der Luftreinhaltung und Gesundheitsförderung muss diese jedoch einen dringenden Schub erhalten“, so Schmidt.

Aber auch da klemmt es, hat man es mit einem eher zögerlich umgesetzten Luftreinhalteplan zu tun. Mehr Elektroautos und die dafür nötige Ladeinfrastruktur könnten zumindest einen kleinen Beitrag liefern, die Situation zu verbessern und Leipzig ein wenig sauberer zu machen, leiser übrigens auch.

Der Antrag der Grünen-Fraktion.

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