Es ist die Jugend, die in Leipzig besonders gern und oft mit dem Rad fährt. Es überrascht also nicht, wenn das Jugendparlament jetzt einen Antrag an den Stadtrat stellt, dass mehrere Straßen im Musikviertel zu Fahrradstraßen umgewidmet werden sollen. Hier befinden sich auf engstem Raum mehrere Hochschulen, täglich sind hier tausende Studierende mit dem Rad unterwegs. Es könnte ein Anfang sein, die Stadt wirklich fahrradfreundlich zu machen.

“Leipzig hat rund 45.000 Studierende und auch die Schülerzahlen sollen sich bis 2030 verdoppeln”, stellt der Jugendbeirat, der den Antrag für das Jugendparlament einreicht, in der Begründung fest. “Die Mehrheit dieser jungen Menschen bewältigt ihre täglichen Wege auf dem Fahrrad. Da diese besonders bei Studierenden zu den Fakultäten und in das Zentrum führen, hat sich hier bereits ein inoffizielles Fahrradverkehrswegesystem etabliert. Die verschiedenen Wege führen besonders im Musikviertel zusammen, wo sich die Standorte der Hochschule für Musik und Theater, das Geisteswissenschaftliche Zentrum, die Hochschule für Grafik und Buchkunst sowie die Albertina befinden. Die Fahrraddichte ist dort insgesamt sehr hoch.”

Aber wie das so ist in Leipzig: Da können Kolonnen abgestellter Fahrräder am Straßenrand stehen – die Verkehrspolitik tut sich schwer, das auch im Straßensystem neu zu denken. Wäre das Musikviertel nicht das ideale Viertel, auf engstem Raum einmal ein kleines System von Fahrradstraßen zu entwickeln?

Denn selbst im eher ruhigen Musikviertel werden Radfahgrer nicht wirklich als gleichwertige Verkehrsteilnehmer behandelt. Wer PS unter der Haube hat, der drängelt und schneidet auch hier gern die schwächeren Verkehrsteilnehmer.

Oder im Antragstext des Jugendparlaments: “Problematisch ist jedoch hier die Verkehrssituation; die Straßen sind trotz beidseitig parkendender Autos breit genug, dass zwei Autos aneinander vorbeifahren können, an das Überholen von Fahrradfahrern mit dem gesetzlichen Mindestabstand jedoch nicht zu denken ist. Da dies leider trotzdem gemacht wird, entstehen somit eine unglaublich gefährliche Situationen für Radfahrer, die regelmäßig zwischen die Fronten geraten. Diese Situation wird auch durch ausparkenden Autos und Schlaglöcher nicht verbessert.”

Logische Schlussfolgerung: “Durch Fahrradstraßen könnte hier bewusst Radfahrern der Vorrang gegeben werden und auch im Viertel eine bessere, sichere und ruhigere Verkehrssituation geschaffen werden. Dies würde auch die Infrastruktur an Cafés, Restaurants und Bars fördern und gerade im Sommer mehr Leben auf die Straße bringen. – Um das Unfallrisiko zu senken, den Radverkehr zu stärken, die Lebensqualität im Viertel zu erhöhen und den studentischen und jugendlichen Bedürfnissen dieser Stadt gerecht zu werden, ist die Einführung der Fahrradstraßen somit ein erster wichtiger Schritt.”

Damit dürften die jungen Leute die autoverliebte Altherrenriege im Stadtrat gehörig verärgern. Aber wer nicht mutig ist, erreicht gegen die motorisierten Bequemlichkeitsverfechter sowieso nichts.

Also lautet der Beschlussvorschlag für vier gern genutzte Straßen im Musikviertel: “Die Stadtverwaltung wird damit beauftragt die Beethovenstraße, die Straße des 17. Juni, die Wächterstraße und die Wilhelm-Seyfferth-Straße im Musikviertel zu Fahrradstraßen zu machen. In diesen wird der Autoverkehr, nach den Regeln einer Fahrradstraße, zugelassen.”

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Es gibt 2 Kommentare

Dann aber bitte erstmal den lieben Autofahrern erklären, was eine Fahrradstraße ist. Wenn man die Fahrradstraße bei der Thomaskirche befährt, stößt man auch nicht unbedingt auf rücksichtsvolle Autofahrer.

Großartig. Und die genannten Straßen sind dazu wirklich geignet – das tut den Autofahrern nicht weh und bringt den Radlern viel. Nur Mut, ihr Stadträte, ihr schafft es, hier zuzustimmen!

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