Es war nicht nur in Leipzig so, dass im April die meisten Geschäfte geschlossen bleiben mussten und die Innenstadt geradezu verwaist wirkte. Alle deutschen Innenstädte erlebten das so – und haben noch immer mit den Folgen zu kämpfen, denn die Deutschen sind schon im Frühjahr vor allem auf Online-Händler ausgewichen und viele meiden die Geschäfte bis heute. Mit einer Image-Kampagne will der Handelsverband Sachsen e. V. (HVS) jetzt gegenhalten.

Die erfolgreich gestartete Aktion pro Handel wird in der letzten Augustwoche (24. bis 31. August) an über 110 Standorten mit Citylight-Postern im gesamten Stadtgebiet Leipzigs ausgerollt, teilt der Handelsverband Sachsen e. V. (HVS) mit. Das ins Auge fallende Motiv finde man dann in der Innenstadt ebenso wie in Einkaufsstraßen oder an anderen prominenten Standorten.

„Damit möchten wir die Bedeutung des Handels für eine lebenswerte Stadt noch stärker in den Blickpunkt gesellschaftlichen Interesses rücken“, erklärt dazu Gunter Engelmann-Merkel, Geschäftsführer des Handelsverbands Sachsen e. V.

„Und wir wollen einen zusätzlichen Impuls in breiten Bevölkerungs- und Kundenkreisen für den Einkauf vor Ort und den Konsum im letzten Drittel des Jahres setzen. Die vielfältige Handelslandschaft in unserer Innenstadt, den Stadtteilzentren und Einkaufsstraßen und an den vielen anderen Standorten im quicklebendigen Leipzig wird durch jedes einzelne Ladenkonzept unzähliger Akteure bereichert, durch deren Engagement und dem ihrer Mitarbeiter, durch deren Ideen, Aktivitäten und unverwechselbaren Service.“

„Im Einzelhandel lagen die Umsätze von Januar bis April 2020 nominal 4,2 Prozent und real – unter Ausschaltung von Preiseinflüssen – 2,9 Prozent über dem Vorjahreswert“, hat zwar das Statistische Landesamt am 12. August gemeldet. Doch diese Zuwächse haben vor allem zwei Handelssparten erzielt: die Supermärkte und der Online-Handel.

Das komplette Kampagnenmotiv: Der Handel. Das Gesicht Deiner Stadt. Grafik: Handelsverband Sachsen
Das komplette Kampagnenmotiv: Der Handel. Das Gesicht Deiner Stadt. Grafik: Handelsverband Sachsen

Schon im Juni hat das Statistische Landesamt genauer analysiert, welche Teile des Einzelhandels im Frühjahr tatsächlich dazugewonnen haben: „Im April 2020 verzeichnete der sächsische Einzelhandel insgesamt einen Umsatzrückgang von nominal 4,7 Prozent und preisbereinigt 6,0 Prozent gegenüber April 2019. Wie das Statistische Landesamt weiter mitteilt, stellt sich jedoch die Situation in den Branchen unterschiedlich dar. Zum einen konnte der Einzelhandel mit Waren verschiedener Art in Warenhäusern und Supermärkten immer noch um 9,0 Prozent gestiegene Umsätze (preisbereinigt 5,7 Prozent) gegenüber dem Vorjahresmonat verzeichnen.

Zum anderen lagen die Umsätze in den zwischenzeitlich geschlossenen Handelsbereichen, die ab 20. April schrittweise wieder öffnen durften, dagegen wesentlich unter den Vorjahreswerten. So betrug der Umsatzrückgang beim Einzelhandel mit Textilien, Bekleidung und Schuhen nominal 83,4 Prozent sowie beim Einzelhandel mit Möbeln, Hi-Fi-und IT-Technik 40,5 Prozent.“

Das heißt: Gerade jene Händler, die das Bild der Innenstädte bereichern und dort einen Besuch lohnenswert machen, haben (zumindest bis April) massive Einbußen erlebt. Und nachrichtlich hat sich ihr Geschäft auch nach den Lockerungen ab Mai nicht vollends erholt, weil viele Käufer nach wie vor die Innenstädte meiden und den Einkauf mit Maske scheuen. Aber das nimmt den Innenstädten genau das, was sie so wichtig macht als lebendiges Herz der Städte.

Da hilft eben nicht, wenn viele Daheimgebliebene ihre Käufe nun allesamt online abwickeln, bloß weil sie das für sicherer halten.

Gerade die Online-Giganten haben in dieser Zeit massiv Umsatzanteile dazugewonnen. Die zuletzt veröffentlichen Zahlen aus Sachsen gibt es dazu für den April: „Ferner erreichte der Einzelhandel der Wirtschaftsgruppe ,Handel, nicht in Verkaufsräumen oder auf Märkten‘, der stark von Einheiten mit ausschließlich Online-Handel dominiert wird, im April 2020 erneut ein Rekordergebnis: Steigerung von nominal 35,9 Prozent gegenüber April 2019. Das entsprach preisbereinigt sogar einem Zuwachs von 38,5 Prozent.“

Aber das zerstört nicht nur die Innenstädte und die Einkaufsstraßen in den Städten, es ist auch klimaschädlich, wenn in den Städten immer mehr Lieferdienste unterwegs sind, um die bestellten Waren auszuliefern. Und es kostet wichtige Arbeitsplätze in den Einzelhandelsbetrieben, die ihre Umsätze nicht mehr schaffen.

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