Das Jahr 2022 bedeutete trotz neuerlicher Krise in vielen Bereichen der Stadt doch eine spürbare Normalisierung nach den drastischen Einschränkungen in der Corona-Zeit. Das betrifft in gewisser Weise auch die Leipziger Städtischen Bibliotheken (LSB), die positiv auf das abgelaufene Jahr 2022 zurückblicken. Mit der Lockerung der Corona-Maßnahmen im Frühjahr kam ein Teil der Bibliotheksbesucherinnen und -besucher zurück, darunter überdurchschnittlich viele neue Gäste.

Zugleich hatten die LSB mit den auch in Leipzig spürbaren Folgen des Krieges in der Ukraine und der Energiekrise neue Herausforderungen zu bewältigen. 

„Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis des vergangenen Jahres, aber wir konnten es nur erreichen, indem wir eine Vielzahl neuer Serviceangebote und -verbesserungen umgesetzt haben“, erläutert Susanne Metz, Direktorin der Stadtbibliothek.

„So bieten wir beispielsweise verlängerte Öffnungszeiten an mehreren Standorten an, haben ein neues Sprachen-Zimmer in der Stadtbibliothek eingerichtet, einen Ukraine-Bestand aufgebaut und Stadtteilbibliotheken modernisiert. Ganz besonders dankbar bin ich für die vielen Kooperationen mit Einrichtungen hier in Leipzig, aber auch deutschlandweit, und für die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus den Partnerstädten Kiew und Brünn.“

Erstmals wieder 4 Millionen Entleihungen

So zeigten die Besuchs- und Entleihungszahlen nach dem durch die Pandemie bedingten Knick ab 2020 wieder einen Aufwärtstrend. Die Anzahl der Besuche in den Bibliotheksstandorten betrug insgesamt 851.670 und lag damit wieder deutlich über dem Vorjahreswert (2021: ca. 612.000). Auch die Online-Besuche stiegen weiter an auf 3,1 Millionen.

Mit über 4 Millionen Entleihungen erreichten die LSB – gemessen an den Rahmenbedingungen – ein aus ihrer Sicht gutes Ergebnis. Dabei stiegen die Ausleihen elektronischer Medien (eBooks, ePapers mit deutsch- und fremdsprachigen Titeln, Pressreader für Zeitschriften, filmfriend mit Filmstreaming sowie E-Learning-Portale und Datenbanken) weiter an.

Um diese Zahlen einzuordnen, muss man freilich auf die Jahre vor der Pandemie schauen. Da steht nämlich das Jahr 2019 mit 5.065.466 Entleihungen in den Büchern und erreichte 1.142.463 Besucherinnen und Besucher.

Was nun einmal im Klartext heißt, dass ein Fünftel der einstigen Nutzer noch nicht wieder zurückgekehrt ist in die Bibliotheken der Stadt. Und dass der Weg noch weit sein dürfte, bis man wieder die Besucherfrequenzen aus Vor-Corona-Zeiten erreicht.

Nur eine Gruppe ist wieder da: Vor allem junges Publikum nutzt die Bibliotheken intensiver als beispielsweise noch 2019. Das lässt sich unter anderem an den Ausleihen von Kinderbüchern festmachen. 2022 wurden 1.009.909 Kinderbücher ausgeliehen, 2019 waren es 965.714.

Zahlen der Stadtbibliothek Leipzig für die Jahre 2020, 2021 und 2022. Grafik: Stadt Leipzig
Die Zahlen der Stadtbibliothek Leipzig für die Jahre 2020, 2021 und 2022. Grafik: Stadt Leipzig

Auch das Veranstaltungsangebot konnte sich wieder etablieren. Nach einer anfänglichen Zurückhaltung beim Publikum stabilisierte sich die Lage zunehmend. Das gelang unter anderem durch den kostenfreien Zugang zu den Aktionen und durch die Zusammenarbeit mit vielen Institutionen und Vereinen, schätzt die Bibliotheksleitung ein. Hilfreich war dabei auch die Förderung von literarischen Veranstaltungen durch den Deutschen Literaturfonds e. V. Insgesamt wurden mit 1.581 Veranstaltungen 28.627 Teilnehmer erreicht.

Die Ziele der Stadtbibliothek für 2023

Für 2023 steht besonders die Bildung für nachhaltige Entwicklung im Fokus. Dabei setzen die LSB den Schwerpunkt auf die Nachhaltigkeitsziele und wollen Impulse im Projekt „17 Ziele – 17 Bibliotheken“ geben.

„Wir wollen uns mit einem nachhaltigen und umweltbewussten Handeln positionieren. Dafür haben wir je ein Nachhaltigkeitsziel einem Bibliotheksstandort zugeordnet“, sagt Susanne Metz. „Das bedeutet, dass sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr konkret mit einem Nachhaltigkeitsziel beschäftigen, miteinander diskutieren und Ideen entwickeln, die in den Bibliotheken sichtbar werden sollen. Das kann dann zum Beispiel in der Nachhaltigkeitswoche im September oder beim Aktionstag der Stadtbibliothek zum Thema Wasser erlebt werden oder bei Familientagen in den Stadtteilbibliotheken, aber auch im ‚normalen‘ Bibliotheksalltag.“

Auch der Service soll weiter verbessert werden. Das betreffe insbesondere den Dialog mit den Bibliotheksnutzern, deren Anregungen und Fragen die Bibliothek zukünftig auf unterschiedlichen Kanälen (telefonisch, per E-Mail, per LiveChat, etc.) erreichen sollen und das in einem größeren Zeitfenster als bisher.

Zudem werde das Thema Digitalisierung die LSB beschäftigen. Der weitere Ausbau von digitalen Angeboten – z.B. werden demnächst Noten digital verfügbar sein – und der Einsatz von Technik – wie die Bereitstellung von Tablets für die Bibliotheksbesucher/-innen – sind geplant. Neben der Erweiterung der digitalen Services steht auch der Ausbau des digitalen Vermittlungs- und Veranstaltungsangebotes auf der Agenda. Aufgabe bleibt außerdem die Digitalisierung des historischen Bestandes der Stadtbibliothek.

Immer in der Prüfung seien die Öffnungszeiten in den einzelnen Standorten. Hier werde die Möglichkeit von Samstagsöffnungen der Stadtteilbibliotheken in den Blick genommen, so die Bibliotheksleitung.

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