Der erste Pflock ist eingeschlagen für den Kohleausstieg der Stadt Leipzig: Die Stadtwerke haben den Kauf zweier Gasturbinen für ihr neues Gaskraftwerk besiegelt. Die Leipziger Stadtwerke haben am Dienstag, 5. Mai, den Vertrag zur Lieferung zweier Gasturbinen des Typs SGT800 (Siemens Gasturbine 800) mit Siemens unterzeichnet. Die Gasturbinen mit einer Gesamtleistung von 2 mal 62 MW werden im neuen Heizkraftwerk (HKW) Leipzig Süd in der Bornaischen Straße zum Einsatz kommen.

Das Kraftwerk soll die Stadt ab Ende 2022 mit Strom und Wärme versorgen.

Die Investition in Höhe von rund 60 Millionen Euro ist Herzstück des neuen Heizkraftwerks Leipzig Süd, einer der wesentlichen Bausteine des Zukunftskonzeptes Fernwärme der Leipziger Stadtwerke: Mit der hinzugewonnenen Erzeugungskapazität werden die Stadtwerke bis Ende 2022 unabhängig von der Fernwärmeversorgung aus dem Braunkohlekraftwerk in Lippendorf.

„Der Einstieg aus dem Ausstieg der Energieerzeugung aus fossilen Brennstoffen wird damit immer realistischer. Auch wenn die Anlage anfangs mit Erdgas betrieben wird – die von Siemens angebotene Technik ist für 100 % grünen Wasserstoff ausgelegt und damit die modernste, die es derzeit weltweit auf dem Markt gibt“, erklärt dazu Karsten Rogall, Geschäftsführer Leipziger Stadtwerke.

Im 2019 beschlossenen Zukunftskonzept Fernwärme setzen die Stadtwerke auf die intelligente Kombination von erneuerbaren, innovativen und konventionellen Technologien, um ab 2023 den Verzicht auf Fernwärmelieferungen aus dem Kohlekraftwerk Lippendorf absichern zu können.

Die Stadtwerke werden bis Ende der 2020er Jahre rund 250 MW neue Erzeugungskapazitäten und 100 MW ergänzende Speicherkapazitäten aufbauen.

Das Konzept sieht den Bau erneuerbarer Technologien, innovativer Kraft-Wärme-Kopplungs-Systeme in Kombination mit Solarthermie und Power-to-Heat sowie das oben beschriebene gasbasierte Heizkraftwerk im Leipziger Süden vor. Dabei ist die Gas-Kraft-Wärme-Kopplung eine Brückentechnologie, die perspektivisch den Einsatz zukunftsfähiger regenerativer und synthetischer Gasbrennstoffe für eine CO2-neutrale Wärmeversorgung möglich machen soll.

Die Vergabe wurde anhand einer transparenten Bewertungsmatrix durchgeführt. Unterstützung bei der europaweiten Ausschreibung erhielten die Stadtwerke vom Planungsbüro Fichtner und der Rechtsanwaltskanzlei Luther.

Der Vertrag wurde stufenweise vergeben und beginnt nun mit der Planungsphase bis Ende 2020. Im ersten Quartal 2022 sollen die Lieferung und Montage der Gasturbinen in Leipzig erfolgen. Geplant ist, dass das neue Kraftwerk im 4. Quartal 2022 in den kommerziellen Dauerbetrieb übergeht.

Zur bestellten Lieferung gehören neben den zwei Gasturbinen-Packages und Generatoren die gesamte Hochspannungstechnik, Gaskompressoren inklusive aller verbindenden Leitungen und zusätzlich eine innovative Schwarzstartlösung.

Die Anlage hat einen Gesamtwirkungsgrad von über 90 Prozent, davon beträgt der elektrische Wirkungsgrad der Gasturbinen 41 Prozent.

Thomas Brandenburg, Abteilungsleiter Aufbaustab neue Erzeugung, verantwortlicher Ingenieur für den Bau des Kraftwerkes, betont: „Die Turbinen haben die niedrigsten Emissionswerte für derartige Anlagen überhaupt. Sie verfügen über modernste Technik zur Minimierung für NOx- und für CO-Emissionen. Damit wird das HKW Süd die im Genehmigungsverfahren beantragten Emissionswerte noch erheblich unterschreiten.“ Der im Herbst bei der Landesdirektion Sachsen eingereichte Antrag auf Genehmigung war anbieterunabhängig ausgelegt, da zu diesem Zeitpunkt die Ausschreibung noch nicht entschieden war.

„Mit einer innovativen Batterielösung wird die Schwarzstartfähigkeit des Kraftwerkes gewährleistet. Im Fall eines flächendeckenden Stromausfalls kann damit das Kraftwerk hochgefahren werden, ohne weitere Emissionen zu erzeugen. Dies ist ein weiterer Zuwachs an Versorgungssicherheit für die Stadt“, ergänzt Dr. Maik Piehler, Geschäftsführer Leipziger Stadtwerke.

„Das neue Gasturbinenkraftwerk stellt die Weichen für eine innovative und nachhaltige Versorgung Leipzigs durch die Nutzung Erneuerbarer Energie“, sagt Olaf Kreyenberg, Head of Generation Sales Europe bei Siemens Energy. „Indem unsere Gasturbinen sukzessive auf die Verbrennung immer größerer Anteile von Wasserstoff umgestellt werden können, ermöglichen sie schon bald eine besonders umweltschonende Bereitstellung von Fernwärme und Strom. Wir freuen uns sehr darüber, gemeinsam mit den Leipziger Stadtwerken eine Vorreiterstellung in der Dekarbonisierung der Energieversorgung durch den Einsatz von Wasserstoff einzunehmen und sind von diesem zukunftsweisenden und gleichzeitig wettbewerbsfähigen Konzept fest überzeugt.“

Der OBM erklärt den Hausbesitzern ausführlich, welche Rolle das neue Kraftwerk für den Leipziger Ausstieg aus der Kohle spielt

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