Hainichen wird diesen Geburtstag bestimmt feiern, Leipzig sollte ihn feiern - trotz allem Brimboriums um das 1.000. Jahr der Ersterwähnung. Denn Christian Fürchtegott Gellert, geboren am 4. Juli 1715 in Hainichen, gehört nun einmal zu den berühmten Leipzigern, auch wenn er in den heutigen Lesebüchern nicht mehr vorkommen mag. 2014 hat sich auch in Leipzig ein Freundeskreis gegründet, der sich um den einst Berühmten kümmert. Und das neue Jahr startet er gleich mit einem Gellert-Audio-Projekt.

“Pünktlich zum Beginn des Jubiläumsjahres hat der Verein Freundeskreis Gellert Leipzig ein Projekt gestartet, das Gellerts Werke in den Mittelpunkt stellt”, teilt Olaf Graszt, Vorstandsprecher des Freundeskreises, mit. “Auf der Website des Vereines werden seit dem 1. Januar 2015 eingesprochene Gellerttexte im Dateiformat zum Nachhören und download bereitgestellt.”

Unterstützt wird der Verein dabei von prominenten Künstlern und Gellertfreunden. Die Schauspieler Peter Sodann und Friedhelm Eberle, die Gellertpreisträger Susan Hastings und Thomas Fellow waren sofort bereit, Texte einzusprechen. Fellow hat sogar ein Zitat eingesungen.

“Aber auch Bürgermeister Dieter Greysinger aus Gellerts Geburtsstadt Hainichen und die Schulleiterin des Sächsischen Landesgymnasiums Sankt Afra Meißen ließen sich von der Idee begeistern. Greysinger war übrigens der erste Rezitator des Projektes”, so Graszt. “Auch der Leipziger Bundestagsabgeordnete Dr. Thomas Feist steuerte ein Zitat bei. Der Verein betont ausdrücklich, dass alle Interessierte das gesamte Jahr über herzlich eingeladen sind, Texte von Gellert einzusprechen. Alle Texte werden auf der Vereinswebsite mit den Namen der Sprecher abgelegt. Vielleicht ist zum Schluss die Beteiligung so groß, dass das gesamte Material auf einer CD veröffentlicht werden kann.”

Gellert, der nach seiner Schulzeit an der Fürstenschule St. Afra in Meißen zum Theologiestudium nach Leipzig kam, ist, wie so mancher andere vor und nach ihm, in der Universitätsstadt an der Pleiße hängengeblieben. Der Freundeskreis zitiert ihn mit dem Ausspruch: “Ich erinnere mich, bey dem Anblicke dieser geliebten Stadt gewünscht zu haben, daß mich Gott, wenn es ihm gefiele, mein Leben an diesem Orte hinbringen lassen möchte.”

So kam es denn auch. Nach seiner Karriere als Außerordentlicher Professor für Poesie (bei dem auch Goethe lauschend im Rund saß), starb er 1769 im Hinterhaus des “Schwarzen Bretts” (am Nikolakirchhof), wo er seine Wohnung hatte. Seit 1968 ist sein Grab (in dem er gemeinsam mit seinem Bruder liegt) auf dem Südfriedhof zu finden. In der Lennéanlage an der Schillerstraße ist sein – von Adam Friedrich Oeser entworfenes – Denkmal zu sehen.

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