Zwei Diebe sollen Ende April auf dem Wagenplatz „Scherbelburg“ in der Küchenholzallee unterwegs gewesen sein. Sie wurden erwischt und der Spieß umgedreht. Einem ertappten Dieb wurde anschließend vermeintliches Diebesgut und Werkzeug aus seiner Wohnung entwendet. In einem E-Mail-Verteiler berichtete man über den Vorfall, mit dem sich nun die Kriminalpolizei beschäftigt. „2 Umverteiler erwischt“ titelt eine Nachricht eines E-Mail-Verteilers am 27. April 2015, die für einige Leipziger unangenehme Folgen haben dürfte. Darin wird ein Fall von Selbstjustiz gegenüber zwei Dieben geschildert.

Gegen halb sechs am Morgen seien zwei Männer im Alter von 28 und 32 Jahren auf dem Gelände des Bauwagenplatzes „Scherbelburg“ in der Küchenholzallee gesichtet worden, „die offenbar auf der Suche nach Gasflaschen waren“, heißt es in der Mitteilung. Zielstrebig seien die beiden mutmaßlichen Diebe zum hiesigen Lagerplatz gelaufen, von dem bereits vorher Gasbehälter entwendet wurden. Die Männer wurden umstellt. Von wem wird aus der E-Mail nicht genau ersichtlich. Vermutlich handelt es sich um einige Bewohner des Platzes. „Rauszukriegen war nicht viel aus denen, außer, dass sie Drogen (Crystal) nehmen und schon mal eine Gasflasche geklaut haben“, berichtet der Autor der Mail von der Befragung der Ertappten.

Anstatt die Diebe festzuhalten und der Polizei zu ĂĽbergeben, machte eine bisher noch unbekannte Anzahl von Personen weiter und begleitete die Diebe zu ihren Wohnungen.

„Ansonsten war’s eine Mutterwohnung“, heiĂźt es zum noch bei seiner Mutter lebenden 28-Jährigen. Beim 32-Jährigen, der als deutlich abgebrĂĽhter dargestellt wird, war man dann allerdings fĂĽndig geworden. „Wohnung war eine Mischung aus riesigen MĂĽllbergen, geklauten (noch) nicht losgebrachten Sachen (Gasflaschen, Kabel(-Reste), Elektrowerkzeug), Einbruchswerkzeug und Drogen“, berichtete man. „Wir haben geklaut aussehende Sachen und Einbruchswerkzeug mitgenommen.“ Die E-Mail enthält ein Foto, das mehrere Werkzeuge und Gasflaschen zeigt. „Wer etwas wiedererkennt, bitte melden – im Moment lagern die Sachen woanders.“

„Eine Mieterin im gleichen Haus war nicht sonderlich überrascht“, berichtet zudem einer der Täter. „So etwas kommt wohl öfters vor bei ihm“, meinte sie und beglückwünschte die selbsternannten Richter bei ihrem Raub. „Foto mit Namen gern aufhängen und weiterverbreiten und so“, empfahl die E-Mail abschließend. Ein Bild der beiden Männer inklusive Anschrift war angehängt. „Weiter wachsam bleiben – das sind bei Weitem nicht die Einzigen“, wurde zudem gewarnt.

Mit ihrer Vermutung hatten die Täter wohl Recht. „Die beiden benannten Männer sind jedoch aus polizeilicher Sicht im Bereich der Eigentumskriminalität keine Unbekannten“, äußerte Polizeisprecher Andreas Loepki gegenüber L-IZ.de. In diesem Fall von Selbstjustiz ermittelt nun die Kriminalpolizei. Eine Person hatte Strafanzeige gestellt, als sie die E-Mail im Verteiler las. Wäre man nicht so mitteilungsbedürftig gewesen, wäre der Vorgang vielleicht nie ein Fall für die Behörden geworden.

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Es gibt 2 Kommentare

Der Polizei war der Fall im Vorfeld noch nicht bekannt. Es ist daher davon auszugehen, dass die Diebe keine Anzeige erstattet haben. Wenn man der Schilderung der E-Mail folgt, wurden sie beim Diebstahl ertappt. Da sei bereits einschlägig in Erscheinung getreten sind, hatten sie wohl auch keinen sonderlichen Eifer mit der Polizei darüber zu reden.

Was im Artikel fehlt, ist, was die betreffenden Wagenburgbewohner nach dem “Gegenraub” dann mit den beiden Dieben umgegangen sind. Wurden die Diebe quasi “freigelassen” ohne Anzeige bei der Polizei, nachdem man sich dieser “geklaut aussehenden” Sachen habhaft gemacht hat? Das wäre schon ein sehr unterweltiges Verhalten (wo man so etwas “untereinander klärt” – sagt man zumindestens so). Und ist nicht so sehr schön fĂĽr die Atmosphäre in den kleinteiligen Wagenburggemeinschaften, wenn auch dreiviertelseidige Mitbewohner dabei sind…

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