Christian A. (30) wird vorgeworfen, sich in der Silvesternacht zum Jahr 2014 gegen Beamte widersetzt und einen Polizisten ins Gesicht getreten zu haben. Im zweiten Termin am Mittwoch am Amtsgericht verzweifelte die Vorsitzende Claudia Webers nach und nach an der Zeugensituation. Ein geladener 29-Jähriger hielt ihrer Meinung nach die Erinnerung an die Nacht zurück, bei einem anderen Zeugen wurde erst zum Terminende eine mögliche Anschrift aufgefunden. Ein Urteil kann für Anfang November erwartet werden.

Sowohl die Staatsanwaltschaft, das Gericht als auch der Angeklagte Christian A. gehen von einer Verurteilung aufgrund der Geschehnisse des ersten Januars 2014 aus.

Der 30-Jährige wollte damals den Namen des Polizeibeamten Maik P. (36) erfahren, da dieser angeblich bei einer Körperverletzung gegen seinen Freund Holger T. (31) anwesend gewesen sein soll. Der angesprochene Beamte verneinte dies, weil er nichts damit zu tun gehabt habe, woraufhin A. versuchte, das Polizeiauto am Wegfahren zu hindern und somit weitere Maßnahmen gegen sich provozierte.

Im Zuge der Polizeihandlungen wehrte sich der Angeklagte gegen Versuche, ihn vom Fahrzeug zu entfernen indem er sich am Rad festhielt. Die Beamten mussten unmittelbare Gewalt einsetzen. Der Angeklagte als auch seine Freundin Anika K. (28) sagten aus, dass die Polizisten dabei unverhältnismäßige Mittel eingesetzt hätten. Die Beamten sollen ihn auf dem Boden liegend geschlagen und die Atemwege zugehalten haben. Aus einer Panikreaktion habe A. dann versehentlich dem Beamten Maik P. (36) ins Gesicht getreten, was der Angeklagte in seiner Einlassung bereits eingeräumt hatte.

Um Klarheit über die genauen Umstände des Tritts zu erlangen, waren zum Termin insgesamt fünf Zeugen geladen. Drei Beamte, die am Abend vor Ort waren, schilderten eine aufgebrachte Situation der Beteiligten, die allerdings auf verbalem Niveau verlief. Zu konkreten Handlungen des Angeklagten könnten sie wenig aussagen.

Der Zeuge Martin W. (29) sollte dabei über mögliche entlastende Umstände für A. berichten. Im Zeugenstand brachte er allerdings die Vorsitzende Claudia Webers zur Verzweiflung. „Ich war an diesem Abend sehr stark alkoholisiert“, begründete der 29-Jährige seine Erinnerungslücken.

„Sie zappeln wie ein Fisch an der Angel“, wies Webers den Zeugen auf seine spärlich gemachten Äußerungen hin. „Dass sie sich an nichts erinnern, kaufe ich ihnen nicht ab.“ Die Vorsitzende pausierte die Verhandlung kurz, um dem Mann Bedenkzeit zu geben und ihn auf  auf eine drohende Haftstrafe hinzuweisen.

Danach ging die Befragung wie zuvor zäh weiter. Weitere unsichere Aussagen des Zeugen waren zu vernehmen: Sein Freund Christian hätte sich irgendwie vor das Auto gesetzt und habe später über irgendwelche Verletzungen geklagt. „Er wollte Recht haben für seinen Kumpel“, sagte der sichtlich unter Stress stehende Mann aus. Selbst die Gerichtsprotokollantin machte entsprechende Gesten bei den sehr langen Redepausen von W. „Sie haben es überlebt“, entließ Webers den Zeugen schlussendlich.

Zum Terminende stellte sich noch heraus, dass eine mögliche Adresse des potenziellen Zeugen Ronny T. im Computersystem des Amtsgerichts vorhanden war. Der Zeuge T. sollte bereits zum ersten Verhandlungstermin gehört werden, aufgrund einer nicht vorhandenen Meldeadresse gestaltete sich seine Ladung in den Zeugenstand als wenig erfolgreich.

Das Gericht beschloss aufgrund des Antrags der Strafverteidigerin Rita Belter einen weiteren Fortsetzungstermin, um T. zu hören. Anfang November soll zusätzlich der Beamte Steffen A. gehört werden, der damals an den polizeilichen Folgemaßnahmen beteiligt war.

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